Die Nacht, in der er zurueckkehrte
noch immer nicht unser Picknick gegessen, das du mit so viel Mühe gemacht hast.“
„Stimmt, das müssen wir wohl wieder mitnehmen.“
Er stand ebenfalls auf und half ihr, die Decken in der Hütte zusammenzulegen und wieder in der Truhe zu verstauen.
Dann stiegen sie auf ihre Pferde und ritten den Hügel hinunter. Vorneweg Jack, der immer wieder im Gebüsch verschwand, um einem kleinen Tier nachzujagen.
Unterwegs wechselten sie kaum ein Wort. Easton vermutete, dass Cisco seinen Gedanken nachhing.
Genau wie sie selbst. Noch immer hatte sie ihm nicht ihre Liebe gestanden. Ob sie wohl jemals den Mut dazu aufbrächte? Kaum hatte sie das gedacht, da schämte sie sich. Wenn Cisco den Mut hatte, Tag für Tag in dieser schrecklichen Welt zu leben, würde sie es wohl schaffen, ein paar simple Worte auszusprechen.
Das Bild von Jo, die im Mondlicht mit Quinn und Tess zum letzten Mal auf diesem Pfad geritten war, kam ihr in den Sinn. Jo hatte die Kraft und den Mut gehabt, ihre Schmerzen zu überwinden, um vor ihrem Tod noch einmal an ihren Lieblingsplatz zu kommen.
Sie hatte sich schnell entscheiden müssen, denn es war ihr kaum Zeit geblieben. Dieselbe Dringlichkeit empfand Easton nun. Als ob sie nur noch eine letzte Chance hätte, Cisco ihre Gefühle zu gestehen.
Vielleicht könnte sie ihm helfen, den Teil seines Ichs wiederzufinden, den er nach zehn Jahren der Täuschung verdrängt hatte.
Er hatte den Frieden der Ranch so bitter nötig. Und vielleicht auch ihre Liebe.
Doch nicht nur seinetwegen, auch um ihrer selbst willen musste sie offen zu ihm sein. Sonst würde sie ewig in der Ungewissheit leben.
Noch eine gemeinsame Nacht.
Ein paar kostbare Stunden mit Easton, bevor Cisco in seine Welt voller Lügen und Angst zurückkehrte.
Vielleicht war das egoistisch von ihm, denn er hatte sie schon genug verletzt. Er dachte an die Plakette am Baum und stellte sich vor, wie ihr schlanker Körper sich gerundet hatte. Mit einem Kind, das sie nie anlächeln würde.
Wäre er ein so anständiger Mensch wie Brant, dann würde er gleich vom Pferd steigen, sich ins Auto setzen und für immer aus Eastons Leben verschwinden.
Doch er war ein egoistischer Schuft, der noch ein paar Stunden mit der Frau verbringen wollte, die er …
Er konnte das Wort nicht einmal denken, geschweige denn sagen. Sie war Easton, das Zentrum seiner Welt, seine Richtschnur, sein Herz. Er verdiente es nicht, sie zu lieben, nicht nach allem, was er getan hatte.
Unwillkürlich strich er mit dem Daumen über das E in dem Kompass auf seinem Unterarm. Inzwischen hatten sie den Wald verlassen, und die Ranch kam in Sicht. Er sah die ordentlich gezogenen Zäune, das Farmhaus und die Nebengebäude, die in der Abendsonne lange Schatten warfen.
Das Ziehen in seiner Brust hatte diesmal nichts mit seiner Stichwunde zu tun. Zwar hatte er Angst, sich seine wahren Gefühle für Easton einzugestehen, doch er würde jederzeit bereitwillig zugeben, dass er die Winder Ranch liebte. Er spürte eine tiefe Sehnsucht nach der Ruhe und der heiteren Klarheit, die er hier fand.
Kaum hatten sie den Hof erreicht, da kam Suzy schwanzwedelnd angelaufen und bellte freudig zur Begrüßung. Dann leckte sie Jack die Schnauze, als ob er von einer weiten Reise zurückkäme.
Cisco sah, wie Easton den beiden Hunden einen liebevollen Blick zuwarf, während sie vom Pferd stieg.
„Willst du mir beim Füttern helfen?“, fragte sie.
Er wollte jede Minute mit ihr ausnutzen, bevor er wieder abreisen musste. Und wenn seine Wunde beim Stallausmisten und Heuschaufeln noch so wehtun würde.
„Klar“, erwiderte er. „Ich fange mit den Pferden an.“
Nach diesem emotionsgeladenen Tag hätte er nicht erwartet, dass sie so entspannt nebeneinander arbeiten könnten. Welche Gefühlsstürme er heute erlebt hatte! Den traurigen Abschied von Belle, den Schock über sein tot geborenes Kind, und vor allem das zärtliche und berauschende Gefühl, Easton wieder im Arm zu halten.
Und er hatte zum ersten Mal die Wahrheit über sein Leben erzählt.
Mit Easton machte die Arbeit Spaß. Immer wieder brachte sie ihn zum Lachen, indem sie ihn auf lustige Eigentümlichkeiten der Tiere hinwies oder Anekdoten von den Farmarbeitern erzählte.
Oder ihn an frühere gemeinsame Erlebnisse erinnerte. Wie oft hatte sie ihn angespornt, wenn er und die anderen Jungen sich um die Farmarbeit drücken wollten.
Nachdem er mit der Liste von einfacheren Arbeiten, die sie ihm aufgetragen hatte, fertig war, fiel ihm
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