Die Nacht, in der er zurueckkehrte
Aber die beiden waren so glücklich in der kurzen Zeit, die sie miteinander verbringen konnten.“
Er holte tief Luft. „Für mich war es nicht einfach, sie zusammen zu erleben. Nie fühlt man sich einsamer als mit einem Paar, das verrückt nacheinander ist.“
Easton warf ihm einen kurzen Blick zu. Sofort schien er seine Worte zu bedauern, denn er fuhr fort: „Aber ich wusste, dass es nicht gut ausgehen konnte. Und John wusste es auch. Trotzdem wurde er in seinem Glück unvorsichtig, und irgendwann flog seine Deckung auf.“
Er ballte die Fäuste. „Nach Johns Tod wollte Soqui unbedingt mitmachen und den Mann zur Strecke bringen, der John auf dem Gewissen hatte. Ich habe versucht, sie davon abzubringen, und an ihre Verantwortung gegenüber Belle appelliert. Doch sie hat sich nicht überreden lassen. Sie hat sowieso schon in der Sache dringesteckt, denn El Cuchillos Frau war eine Schulfreundin von ihr.“
Er seufzte. „Ein paar Monate lang haben wir zusammengearbeitet. Belle hatten wir zu einer befreundeten Familie außerhalb von Bogotá gebracht. Wir hätten genug Beweise gehabt, um El Cuchillo der Polizei zu übergeben, aber wir wollten die wirklichen Drahtzieher fassen.“
„Was ist dann passiert?“
„Plötzlich brach unsere Deckung zusammen. Mir ist noch immer unklar, wie das passieren konnte. Vielleicht ist Soqui ihrer Freundin gegenüber etwas herausgerutscht. Jedenfalls sollte ich nachts zu einem Treffpunkt kommen, um einen fingierten Drogenkauf zu tätigen, als El Cuchillo und drei seiner Leute uns aus dem Hinterhalt angegriffen haben. Ich konnte die drei Schlägertypen töten, aber vorher ist es einem von ihnen gelungen, Soqui zu erschießen.“
Er holte zitternd Luft. „Als ich hingelaufen bin, um ihr zu helfen, hat El Cuchillo mich mit seinem Messer angegriffen. Das Messer ist sein Markenzeichen, daher sein Spitzname El Cuchillo, das Messer. Er hatte es immer im Gürtel stecken. Ich war darauf gefasst, dass er mich angreift, aber in meiner Sorge um Soqui habe ich zu langsam reagiert.“
Auf dem See sprangen die Forellen und Äschen aus dem Wasser, um sich ihr Abendessen zu fangen.
„Hast du El Cuchillo getötet?“, fragte Easton nach einer Weile.
Sein Blick wurde so düster, dass sie gefröstelt hätte, wenn sie nicht seinen warmen Körper neben sich gespürt hätte. Das war ihr Antwort genug.
Jetzt ergab alles einen Sinn. Kein Wunder, dass Cisco mit dem Revolver unterm Kopfkissen schlief und beim geringsten Geräusch alarmiert aufsprang. „Du fühlst dich für Soquis Tod verantwortlich.“
„Ich bin verantwortlich.“
„Aber wieso denn? Du hast doch eben gesagt, dass du versucht hast, es ihr auszureden.“
„Aber ich habe sie nicht wirklich daran gehindert. Irgendwie habe ich es ausgenutzt, dass sie El Cuchillos Frau kannte. Dadurch konnten wir noch tiefer in die Szene eintauchen. Ich habe geahnt, dass bei dem nächtlichen Treff im Lagerhaus etwas passieren würde, aber ich wollte es endlich hinter mich bringen. El Cuchillo erledigen, damit Soqui wieder frei leben und sich um Belle kümmern konnte.“
Easton konnte sich ein derart gefährliches Leben überhaupt nicht vorstellen. Dagegen kam ihr die schwere Arbeit auf der Ranch geruhsam und belanglos vor. „Aber wieso hast du denn nie darüber gesprochen?“, fragte sie.
Cisco kraulte Jack hinter dem Ohr. „Weil es gefährlich werden kann, wenn man zu viel weiß. So habe ich euch lieber in dem Glauben gelassen, dass ich ein verantwortungsloser Abenteurer bin.“
Sie sah ihn bewundernd an. „Dabei bist du in Wahrheit ein Held, Cisco.“
„Nein, ich bin kein Held. Ich lüge und stehle und morde. So etwas tut kein Held.“
Das glaubte er anscheinend wirklich. Er sah nur das Hässliche an seinem Leben, nicht das Gute, das er damit erreichte.
„Aber du begibst dich doch in große Gefahr, um die Welt für uns alle besser zu machen. Wie würdest du denn einen solchen Menschen sonst nennen?“
Lange blickte er schweigend vor sich hin, doch seine Miene verriet leise Anzeichen, dass ihre Worte bei ihm angekommen waren. Noch war er nicht so weit, das spürte sie. Noch erreichten ihn ihre Worte und ihr Glaube an ihn nicht.
Da sie nicht weiter in ihn dringen wollte, drückte sie nur kurz seine Hand und stand auf.
„Wir sollten jetzt zurückreiten“, sagte sie, auch wenn sie viel lieber an diesem friedlichen Ort geblieben wäre. „Meine Tiere brauchen ihr Abendessen.“ Mit bedauernder Miene fügte sie hinzu: „Und wir haben
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