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Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Titel: Die Nacht in mir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Baker
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entzogen – gefangen in Ardeths Totentanz –, und so beschränkte sich Rossokows Rache darauf, dem Wächter die Waffe zu entreißen und sie ihm in das ausdruckslose, schreckerfüllte Gesicht zu schmettern.
    Einen Augenblick lang konnte er nur dastehen und darauf warten, dass der rote Wahnsinn zerfloss, dass das Echo von Ardeths Qual übertönt wurde von den Lauten, die Rookes Tod verkündeten, von Mickey, der halblaut auf Sara einredete, sowie von entfernten Klagelauten und Fragen von der anderen Seite des Labors. Als er wieder zu sich zurückgefunden hatte, drehte er sich langsam um, um sich zu orientieren.
    Mickey kauerte neben Ardeths Schwester und war ihr beim Aufstehen behilflich. Ein Mann lag in einer Blutpfütze am Fuß der Wand. Eine weinende Frau schüttelte einen anderen älteren Mann, der mit dem Gesicht nach unten neben ihr auf dem Boden lag. Ein dunkelhaariger Kerl versuchte stöhnend und erfolglos, sich aufzusetzen. Er presste sich die Hand an die Schulter und sah benommen zu, wie ihm das Blut zwischen den Fingern hervorquoll. Neben der breiten Konsole kauerte eine weitere Frau, die Arme über den Kopf geschlungen.
    Rookes Körper baumelte aus dem zerschmetterten Computermonitor heraus wie ein schlaffes, nutzloses Kabel. Der Gestank von versengtem Haar und verkohltem Fleisch mischte sich mit dem süßen, schweren Geruch von Blut. Und neben Rooke kauerte Ardeth, das Gesicht hinter ihrem schwarzen Haar verborgen.
    Er bewegte sich auf sie zu, hielt kurz inne, als die auf dem Boden liegende Frau den Kopf hob und zu ihm aufblickte und er in ihre dunklen Mandelaugen sah. Dann überquerte er das glitschige Stück Boden zu Ardeth und kauerte sich neben ihr nieder. Sie reagierte nicht, als er ihren Namen sagte. Er griff nach ihrem Haar, hob ihr Gesicht zu sich herauf. Einen Augenblick lang glaubte er, das Blut an ihrem Gesicht wäre nur das von Rooke, aber dann sah er den Glassplitter, der sich in ihre Wange gebohrt hatte. Als er ihn berührte, zuckte sie leicht, aber ihre Augen blieben glasig.
    Sie steht unter Schock, erkannte er, die Nachwirkung des Ultraschalls und der in ihr aufgeflammten Gewalttätigkeit. Er zupfte ihr den ersten Glassplitter weg und sah dann einen zweiten in ihrem Haar glitzern.
    Hinter sich hörte er das beharrliche Summen der Türklingel, dann Stimmen über die Sprechanlage. Er drehte sich um und sah, wie die Frau mit den orientalischen Gesichtszügen sich langsam aufrichtete. »Die haben die anderen Wächter gerufen«, sagte sie langsam, und Rossokow erkannte die Stimme wieder, die Ardeths Schmerzensschrei übertönt hatte.
    »Können Sie dafür sorgen, dass sie draußen bleiben?« Sie blinzelte einen Augenblick lang, als müsse sie sich orientieren, dann drehte sie sich qualvoll langsam herum und trat vor die Konsole. Als er sich wieder Ardeth zuwandte, hörte er sie reden und den Wächtern sagen, dass Rooke beschäftigt sei und sie an ihre Posten zurückkehren sollten. Wenn sie ihr überhaupt glaubten, würde das jedenfalls nicht lange anhalten.
    Seine ältesten, stärksten Instinkte schrien ihm zu, er solle Ardeth nehmen und fliehen, darum beten, dass Rookes Tod ausreichen möge, um die Verfolgung zu beenden. Aber er wusste, dass es nicht so sein würde. Alles Mögliche in diesem Labor konnte sie verraten, und irgendwo im Haus befand sich die Frau, deren Wille den Alptraum wieder zum Leben erweckt hatte – jenen Alptraum, der vor über hundert Jahren begann, als er aus diesem Haus geflohen war.
    Er blickte zu Sara Alexander hinüber und sah, dass sie wieder stehen konnte. »Sara, bringen Sie sie hier raus. Entfernen Sie all die Glassplitter, die Sie finden können.«
    »Glas …?«, wiederholte sie verwirrt, hatte sich aber bereits in Bewegung gesetzt und bückte sich neben ihm herunter, um Ardeths Arm zu berühren. Ihr Gesicht wurde bleich, als sie auf der Haut und im Haar ihrer Schwester das Blut und das Glitzern sah.
    »Sie werden ihr nicht wehtun. Machen Sie.« Er war ihr dabei behilflich, Ardeth hochzuheben, und überließ sie dann ganz Sara. Er sah nicht hin, als die beiden Schwestern aus dem Zimmer humpelten. »Wir müssen das Labor zerstören. Mickey, tun Sie, was erforderlich ist, um diese Computer zu vernichten.« Er deutete mit der Hand auf die Geräte, die er nie benutzt hatte, und die ihm immer noch ein Rätsel waren. Mickey stand reglos da und starrte ihn an. »Los … Es sei denn, Sie wollen, dass Sara ewig eine Geisel hierfür bleibt.« Die Drohung veranlasste den

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