Die Nacht in mir: Roman (German Edition)
hat mehrere Male versucht, Subjekt A in ein Gespräch zu ziehen, es aber nicht geschafft.« Sie notierte sich das in ihrer eigenen geheimnisvollen Kurzschrift, in der sich englische und japanische Schriftzeichen mischten. Dann schrieb sie, ohne darüber nachzudenken, nur in Japanisch: »Subjekt A wartet darauf, dass etwas geschieht.«
Der Wächter hinter ihr fluchte plötzlich. Lisa drehte sich instinktiv um und konnte über seine Schulter hinweg einen Blick auf die Monitore werfen. Drei Männer bewegten sich durch den Korridor auf das Labor zu. Den mittleren erkannte sie, es war Rooke. Der ganz vorne hatte rauchgraues Haar und ein schmales Gesicht. Wunderschön, schrecklich … Die Worte hallten durch ihren Geist.
Der Wächter legte einen der geheimnisvollen Schalter um, mit denen seine Konsole übersät war. Die Gestalt an der Spitze zuckte zusammen, und dann bewegte sich Rooke plötzlich schneller, verschwand eine Sekunde lang aus dem Sichtkreis der Kamera. Ein zweiter Schalter bewirkte, dass die Labortür sich mahlend öffnete, und dann war Rooke im Labor.
»Die Tür absperren«, sagte er atemlos, das Gesicht bleich unter dem glitzernden Angstschweiß. Lisa konnte gerade noch aufstehen, ehe er bei ihr war und sie beiseiteschob. Sie zog sich in den hinteren Bereich des Labors zurück, wo ihre Mitgefangenen wie erstarrt herumstanden.
»Was war los?«, fragte der Wächter.
»Das Monstrum ist hier. Er hat Buwoski und Noble erledigt. Rufen Sie das Wachhaus an, die sollen herkommen.« Er beugte sich über den Monitor, verdeckte damit Lisa die Sicht, während der Wächter den Telefonhörer abnahm. »Scheiße. Dieser kleine Drecksack hat den Ultraschall zerschossen.«
»Carnegie und Singh sind unterwegs. Es wird fünf Minuten dauern. Soll ich Miss Dale anrufen?«
»Nein! Das erledigen wir«, brauste Rooke auf und starrte auf den Bildschirm. »Hier können sie nicht rein.« Es klang beinahe wie ein Gebet.
»Wir können nicht raus«, stellte der Wächter vorsichtig fest. Lisa fing den vernichtenden Blick auf, den die Bemerkung auslöste.
Sie hörte das Ächzen eines Sessels hinter sich, als jemand darauf Platz nahm. In der plötzlichen Stille schien jedes Geräusch von den Wänden widerzuhallen. Das Summen der Computer war unerträglich laut. Sie blickte in die Zelle und sah, dass Ardeth aufrecht dasaß. Sie hatte die Sonnenbrille abgelegt und starrte das Spiegelfenster an, als könnte sie die auf der anderen Seite herrschende Verwirrung sehen. Kann sie es?, fragte Lisa sich plötzlich. Oder nimmt sie etwa irgendetwas mit anderen Sinnesorganen wahr als mit ihren Augen?
Rooke richtete sich plötzlich auf und drückte die Schultern nach hinten, während er sich im Raum umsah. Lisa spürte, wie es ihr eisig über den Rücken lief, als die fahlen blauen Augen über sie hinwegglitten. Er hat Angst, erkannte sie plötzlich. Und wir alle haben es gesehen. Das ist etwas, was er nicht ertragen kann, dass das Monstrum am Ende selbst ihm Angst eingejagt hat, und dass wir es wissen.
Der eiskalte Blick verweilte einen Augenblick lang auf dem Spiegel, dann sah sie, wie ein Lächeln sich auf den schmalen Mund stahl. »Bringen Sie mir den Ultraschall und öffnen Sie die Zelle.« Der Wachmann erstarrte. »Jetzt gleich, Banks.« Banks nahm seine Maschinenpistole ab, machte sich an seinen Geräten zu schaffen und ging auf die Tür zu.
Als sie sich öffnete, stand Sara auf. Ardeth blieb, wo sie war. Rooke lehnte sich in die Türöffnung, der Ultraschallstab hing beinahe gleichgültig in seiner Hand, Banks stand mit der schussbereiten Maschinenpistole hinter ihm. »Kommen Sie raus!«
»Ich soll wohl Ihre Gäste begrüßen?«, fragte Ardeth ruhig, und das Gerät in Rookes Hand hob sich.
»Kommen Sie raus und halten Sie den Mund, bis ich Ihnen sage, dass Sie ihn aufmachen sollen.« Sie zuckte die Achseln und beugte sich vor, um in ihre Schuhe zu schlüpfen. Dann erhob sie sich und ging auf Rooke zu. Er trat ebenso locker zwei Schritte zurück, achtete aber darauf, das Ultraschallgerät immer zwischen ihnen zu halten. »Bringen Sie die andere. « Banks reagierte auf den Befehl, indem er seine Waffe auf Sara richtete, worauf die zur Tür ging und zusammenzuckte, als er sie am Arm packte und in das Labor stieß.
Lisa hörte Martinez neben sich leise fluchen. Jemand atmete tief ein und stieß die Luft dann in einem rasselnden Seufzer aus. Rooke sah kurz zu ihnen hinüber. »Dr. Takara, schalten Sie die Sprechanlage ein.« Sie trat an
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