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Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Titel: Die Nacht in mir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Baker
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ich, um sie zu beruhigen, denn dies würde besser laufen, wenn sie entspannt war und keinen Widerstand leistete.
    »’s ist mir ’n Vergnügen. Is’ ja Ihr Geld«, erwiderte sie. »Ihr Mann hier hat gesagt, dass Sie Information wollen und sonst nichts.«
    »Das ist vollkommen richtig. Ein bestimmter Kunde hat dich besucht, dessen Identität mich interessiert.«
    »Die sagen ihre Namen nur selten, Sir. Nicht ihre wahren Namen.«
    »Dennoch kannst du dich vielleicht an Einzelheiten erinnern, die mir nützlich sind. Erzähl also deine Geschichte, und ich werde dir dann Fragen stellen.«
    Ihre Geschichte war mir nach dem, was ich von Collins schon gehört hatte, nicht neu: Ein Mann in mittleren Jahren, mit einem Akzent vom europäischen Festland, der auf ihr Zimmer kam, ihr das Übliche bezahlte und dann auch allem Anschein nach ihre üblichen Dienste in Anspruch nahm. »Aber ich erinner’ mich nicht genau dran, wenn Sie verstehen, was ich meine, Sir. Ich erinner’ mich, dass er mir mein Kleid ausgezogen hat, und dann wird alles ’n wenig neblig. Denk, ich muss eingeschlafen sein. Als ich aufwachte, war er weg. Zuerst dachte ich, er müsst’ ne Art Dieb sein, einer von dem Gesindel, die wo hart arbeitende Frauen wie mich ausbeuten. Aber aus mein’m Zimmer hat nichts gefehlt. Und er hat mir sogar ’n wenig mehr gegeben, als verlangt. Ein oder zwei Münzen, die er auf ’n Tisch gelegt hat.«
    Abgesehen von seinem fremden Akzent und seinem grauen Haar konnte sie sich an keine Einzelheiten in Bezug auf seine Person erinnern. »Alles durchschnittlich«, so schilderte sie ihn – groß, mittelschwer, von mittelmäßigem Aussehen. Seine Kleider beschrieb sie als »Sachen eines Gentleman, aber nicht auffällig«.
    Als ich die Absicht äußerte, sie zu mesmerisieren, protestierte sie, sagte, sie habe Angst, man könne sie dazu bringen, sich wie ein Huhn aufzuführen, wie sie es bei einem Jahrmarkt einmal von einem Zauberer auf der Bühne gesehen hatte. Aber von Geld geht große Überzeugungskraft aus, und bei der Aussicht, das Haus vielleicht ohne eine einzige Münze verlassen zu müssen, erklärte sie sich schließlich einverstanden. Trotz ihres ursprünglichen Widerstandes fielen ihr die Augen bald zu, und ihr Wille versank. Ich schickte Collins hinaus und befahl ihm, neben dem Arbeitszimmer im Salon auf mich zu warten.
    »Also, Maud«, sagte ich leise und trat zum ersten Mal ins Licht. »Es ist die Nacht, in welcher der Fremde in dein Zimmer kam. Du hast gerade die Tür geschlossen. Sag mir, was geschieht.«
    »Er nimmt seinen Hut ab und legt ihn auf den Stuhl. Ich sehe zum ersten Mal sein Gesicht klar und deutlich.« Ihre Stimme war langsam und klar, aber ich muss gestehen, dass ich mich erwartungsvoll näher zu ihr hinabbeugte.
    »Beschreib es mir.«
    »Oh, er sieht gut aus, viel besser als ich gedacht hatte. Sein Haar ist grau, aber er ist auch jünger, als ich gedacht habe. Sein Gesicht ist fein und glatt, er wirkt schlau. Seine Augen … «, sie runzelt die Stirn, konzentriert sich, »seine Augen sind auch grau.«
    »Und was geschieht dann?«
    »Er nimmt das Geld aus der Tasche. ›Üblicherweise wird im Voraus bezahlt, wie ich höre‹, sagt er, und ich nicke, und er legt das Geld auf den Tisch. Ich gehe und setze mich aufs Bett, um meinen Hut und meine Handschuhe auszuziehen. Er sieht mich mit seinen grauen Augen an.« Ihre Stimme stockt einen Augenblick lang, und ich dränge sie, fortzufahren. »Als ich anfange, mein Kleid aufzuhaken, setzt er sich neben mich. ›Lass mich‹, sagt er, und ich lache und schüttle mein Haar aus, so dass es ihm über die Hände fällt, als er mich berührt. Als die Haken an meinem Kleid offen sind, zieht er es mir bis auf die Hüfte herunter. Dann sieht er mich an. Ich … ich … ich fange an, etwas zu sagen, aber …«
    »Aber was? Was geschieht dann, Mädchen?« Meine Stimme klingt schärfer, als ich es vorhatte, und sie zuckt zurück, drückt sich in den Sessel.
    »Seine Augen … Mir dreht sich der Kopf, wie wenn ich zu viel getrunken habe. Da ist eine Stimme in meinem Kopf, die sagt … dass ich schlafen soll. Das tue ich … Aber ich sitze immer noch mit offenen Augen da. Trotzdem kann ich nichts sehen und hören, also muss ich schlafen. Er nimmt mein Haar in die Hand und zieht meinen Kopf zur Seite, nicht grob, nicht so, dass es wehtut. Dann beugt er sich über mich und küsst mich auf den Hals.« Im Licht des Kaminfeuers sind ihre Augen geweitet und starr, ihr Mund

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