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Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Titel: Die Nacht in mir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Baker
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musste sich mit der kurzzeitigen Erleichterung begnügen, welche die Tränen ihr boten.
    Sie saß immer noch da, wenn auch wieder mit trockenen Augen, als die Tür am Ende der Treppe aufging. Wilkens tauchte im Rahmen auf, und als er die Treppe herunterstieg, sah Ardeth, dass er ein Tablett trug. »Wenn du essen willst, komm her«, herrschte er sie an und blieb vor ihrer Zelle stehen. Ardeth stand auf und ging vorsichtig zur Tür, während sie ihn unruhig beobachtete.
    Wilkens stieß das Tablett durch einen waagerechten Schlitz in den Gitterstangen. Sie hatte kaum Zeit, es zu packen, ehe er losließ und sich wieder zurückzog. Als er sich umdrehte, machte Ardeth den Mund auf. Aber sie hatte keine Ahnung, was sie sagen sollte, also ließ sie ihn gehen.
    Die Kellertür knallte oben hinter ihm zu, und sie glaubte, das Einschnappen eines Schlosses hören zu können.
    Sie ging zu ihrem Bett zurück und musterte das Tablett. Wenigstens werde ich nicht verhungern, dachte sie bedrückt und schaute auf das Schinkensandwich und den Krug mit Wasser auf dem Tablett. Ihr Magen verkrampfte sich und protestierte, aber sie aß so langsam sie konnte, weil sie nicht darauf vertraute, dass die Großzügigkeit ihrer Kerkermeister andauern würde.
    Als sie fertig war, wusste sie, dass sie den stechenden Schmerz in ihrer Blase nicht länger ignorieren konnte. Ardeth sah hinüber zur Zelle nebenan. Wenigstens schläft es … er tief, versuchte sie sich zu trösten. Aber natürlich wird er wahrscheinlich im ungünstigsten Augenblick aufwachen.
    Trotzdem, es gab keinen Ausweg. Es war unangenehm, aber sie schaffte es. Der Vampir machte keinen Mucks und schlief weiter.
    Tatsächlich schlief er den ganzen Tag, der der längste in Ardeths bisherigem Leben war. Nachdem sie gegessen und ihre Umgebung erforscht hatte, wurde schnell klar, dass es in der Zelle nichts zu tun gab. Sie ertappte sich dabei, wie sie eine Weile lang alle paar Minuten zwanghaft auf die Uhr sah. Aber ohne Stundenzeiger, um den Übergang von einer Stunde zur nächsten zu markieren, schien sie in einem endlosen Zyklus sich wiederholender Minuten gefangen zu sein. Immer wieder stellten sich Weinkrämpfe ein. Dann erfasste sie erneut die Panik und ließ sie an die Zellentür taumeln, wo sie die Gitterstangen packte und an ihnen rüttelte, als hätte das Schloss irgendwie ihr stummes Gebet erhört und sich seit ihrem letzten wirkungslosen Versuch selbst aufgesperrt. Sie tigerte die kurze Strecke diagonal durch die Zelle auf und ab, versuchte zu schlafen, gab sich verzweifelt Mühe, die Angst von sich fernzuhalten, die sie fast körperlich an den Rändern ihres Bewusstseins spüren konnte. Mehr als einmal dachte sie, dass sie sogar freiwillig den Arm in die nächste Zelle strecken würde, wenn ihr nur jemand ein Buch zu lesen brächte.
    Als ihre Uhr zehn vor irgendwann anzeigte, tauchte Wilkens mit einem weiteren Tablett auf. Er nahm das alte stumm zurück, und wieder wagte sie nicht, ihn anzusprechen.
    Er blieb vor der Zelle des Vampirs stehen. »Die Sonne ist untergegangen, Monstrum, ich weiß also, dass Sie wach sind. Zeit, aufzustehen. Wir haben bald Arbeit für Sie.«
    Der Vampir drehte sich um und setzte sich langsam auf. Sein Blick erfasste kurz Wilkens, dann wanderten seine Augen zu Ardeth hinüber. Sie erstarrte, umklammerte mit zitternden Fingern das Tablett. Dann senkte sich der tote Blick und starrte zu Boden.
    »Jesus«, murmelte Wilkens und stampfte die Treppe hinauf. Ardeth zog sich in den entferntesten Winkel der Pritsche zurück und verzehrte ihr Abendessen, wobei sie den Geschmack der Dosenspaghetti und des verpackten Kuchens kaum wahrnahm. Als sie fertig gegessen hatte, setzte sie das Tablett langsam ab und presste sich an die Wand.
    Wenn du dich ruhig verhältst, dich nicht bewegst, nimmt er vielleicht keine Notiz von dir, dachte sie verzweifelt. Sie fürchtete sich vor dem Gewicht seines Blicks, vor der Erinnerung an den Heißhunger, den sie in der Nacht zuvor darin gesehen hatte. Trotzdem konnte sie sich davon abhalten, ihm immer wieder vorsichtige Blicke zuzuwerfen. Eine angsteinflößende Faszination ging von ihm aus, vergleichbar mit dem perversen menschlichen Drang, den Tod anzustarren, der sich bei Verkehrsunfällen manifestiert.
    Er war nicht so unmenschlich, wie er ihr in der vergangenen Nacht erschienen war. Das Gesicht, das ihr wie ein Totenschädel vorgekommen war, wirkte im Profil fein gemeißelt, mit blasser, durchscheinender Haut, die sich über

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