Die Nacht in mir: Roman (German Edition)
»Nein«, flüsterte er eindringlich und rammte seinen Körper auf den ihren. Ardeth schrie auf, als sein hartes Fleisch gegen sie anstürmte, jedoch nicht in sie eindringen konnte.
Erneut sagte der Vampir etwas mit scharfer Stimme und in einer kehlig knurrenden Sprache, und Peterson hob den Blick, sah nun zur Nachbarzelle hinüber, ohne dass er sich selbst daran hindern konnte.
Ardeth lag reglos da, unfähig, den Kopf zu bewegen, weil Peterson sie immer noch festhielt, und bemerkte wie alles Blut aus seinem Gesicht schoss. Seine Erektion erschlaffte an ihren Schenkeln. Dann riss er sich fluchend und zugleich schluchzend von ihr los und hastete aus der Zelle und sperrte sie eilig hinter sich ab. Seine Jeans knöpfte er erst zu, als er schon auf der Treppe war.
Zitternd drehte Ardeth sich um, um Rossokow anzusehen. Er starrte Peterson nach, und seine Augen glühten wild und rot. Seine Lippen schoben sich von den glänzenden Fängen zurück. War es das, was Peterson gesehen hatte, diese urtümliche Wildheit, die seine eigene Perversion mit zynischer Verachtung betrachtete? Hatte jener uralte wissende Blick seine Erektion schrumpfen lassen und ihn, von Schrecken erfüllt, aus der Zelle getrieben?
Mit einem erstickten Schluchzen wandte sie sich ab, krümmte sich auf ihrer Pritsche zu einem festen Ball zusammen und presste sich die Arme über die Brüste. »Ardeth.« Ihr Name war ein Flüstern, die Stimme des Vampirs tastend, fast ängstlich. »Kind, es tut mir leid. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, um ihn aufzuhalten.« Wovon redete er eigentlich, fragte sich Ardeth. Er hatte ihn doch aufgehalten. Die Stimme war wie ein Eindringling in die sichere, taube Welt, in die sie sich zurückgezogen hatte, störte sie. Sie presste das Gesicht in die Matratze, wie um die Stimme auszusperren. Sie fröstelte, die eisige Kälte des Verlieses sickerte in ihre bloße Haut, aber sie gewann dem Schmerz perverses Vergnügen ab und ließ das Frösteln an die Stelle des Luxus’ treten, das ein Schluchzen gewesen wäre.
»Ardeth?«, kam die Stimme erneut. »Sind Sie verletzt?« Sie nahm es an. Ihre Wange brannte, wo Petersons Hand sie getroffen hatte. Ihre Kopfhaut schmerzte von dem Zerren an ihrem Haar. Vielleicht gab es auch noch andere wunde Stellen, aber wenn sie sich nicht bewegte, würde er sie vielleicht in Ruhe lassen.
Eine lange Stille trat ein, bis sie spürte, dass sie etwas oben am Kopf berührte. Die Berührung beschwor die Erinnerung an die anderen Hände wieder herauf, die ihren Körper berührt hatten, und sie fuhr hoch, weg von dem, was sie berührt hatte. Rossokow kauerte in der Ecke seiner Zelle, den Körper gegen die Gitterstangen gepresst, den Arm so weit ausgestreckt, wie es eben ging. Seine Hand ruhte auf dem Ende ihrer Pritsche. Als sie seinem Blick begegnete, zog er die Hand zurück und setzte sich etwas entfernt von den Eisenstangen hin.
»Ardeth.«
Sie schüttelte den Kopf, um seine Stimme nicht in ihr Bewusstsein zu lassen. »Lassen Sie mich in Ruhe.«
»Nein.«
»Warum nicht?« Sie hielt das Gesicht abgewandt, starrte in die verlassene Zelle neben der ihren und wusste, dass sie ihn einfach ignorieren sollte, dass Fragen nur zu Antworten führen würden, und dass sie am Ende wieder die Realität würde zur Kenntnis nehmen müssen.
»Weil ich weiß, was Sie jetzt empfinden. Sich in sich selbst zurückzuziehen ist leicht. Ebenso wie sich in der Verzweiflung zu verlieren. Aber es bringt einen nicht weiter. Das haben Sie mir gezeigt.«
»Vielleicht hatte ich Unrecht. Was gibt es denn sonst noch?«
»Es ändert überhaupt nichts.«
»Wäre die Hoffnung das denn? Das habe ich bereits versucht. « Jetzt sah sie ihn an, ein kurzer, bitterer Blick.
»Sicher ist Hoffnung leichter zu ertragen als Leid.«
»Was soll das sein? ›Zen und die Kunst, mit Würde zu sterben‹? Mich hat gerade ein Nekrophiler angegriffen. Soll ich darin Hoffnung finden?«
»Nein. Aber Sie können andere Dinge finden. Wut. Hass.«
»Ist es das, was Sie bei Verstand gehalten hat?« Sie verabscheute die bittere Grausamkeit in ihrer Stimme, aber sie konnte einfach nicht anders. Rossokow schüttelte den Kopf, nicht beleidigt.
»Nein. Aber es hat mich am Leben gehalten. Bis Sie gekommen sind und mir meine Zurechnungsfähigkeit zurückgegeben haben.«
»Und dafür danken Sie mir? Vielleicht wäre das hier leichter zu ertragen, wenn wir beide verrückt wären.«
»Vielleicht wäre es das. Aber es ist noch nicht vorbei.
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