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Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Titel: Die Nacht in mir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Baker
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durchhalten.«
    Ardeth spürte, wie ihr bei seinen Worten das Blut aus dem Gesicht wich. Sie wusste, hatte es von der ersten Nacht an gewusst, dass sie nicht überleben sollte. Aber dies war das erste Mal, dass einer der Kerle es auch so deutlich ausgesprochen hatte.
    Sie war sich der Tatsache bewusst, dass Peterson noch immer in der Zelle stand, dass der Augenblick noch nicht verstrichen war, dass die Chance immer noch existierte. Sie ließ ihre Knie einknicken, als hätte sie plötzlich ein Schwächeanfall erfasst, und sank neben dem Tablett nieder. Das Besteck bestand aus Plastik, aber das Tablett selbst war aus Metall, hart genug, um wehzutun. Sie blickte zu ihm auf. »Wie viele andere waren schon hier?«
    »Vier, die Letzte mitgezählt – die von neulich Nacht.«
    »Was …«, begann sie und atmete dann tief durch, um das Zittern aus ihrer Stimme zu verdrängen, »Was ist mit ihnen geschehen … im Anschluss?«
    »Wir haben sie in den Wald gebracht, ihnen Pfähle durchs Herz gestoßen und sie begraben.«
    »Pfähle?«
    »Ja. Das hat Roias uns aufgetragen«, sagte er und sah sie mit Augen an, die fast so leuchteten wie die von Rossokow. »Ich hab die letzten beiden fortgebracht. Komisch, wie sie am Ende immer schöner geworden sind, wissen Sie? So wie Sie.« Ardeth spürte, wie ihr Herz sich zusammenzog, konnte aber den Blick nicht von seinem Gesicht abwenden. »Ich habe Sie beobachtet, und Sie werden immer schöner und schöner«, wisperte Peterson und kauerte sich neben ihr nieder. »Ihre Haut ist kühl.« Es war alles eine Maske, jene jugendliche Freundlichkeit, die ihn weniger furchterregend als die anderen hatte erscheinen lassen. Es war eine Hülle der Normalität, die nur im Vergleich zu Roias’ finsterem Sadismus und Wilkens’ fröhlicher Brutalität normal erschien. Aber Peterson war der Finsterste, der Subtilste von ihnen allen.
    »Sie sind jetzt fast hinüber, nur noch ein oder zwei Nächte. Dann werde ich Ihren Körper hinaustragen und auf den Boden legen. Ich werde Ihnen das Hemd ausziehen«, seine Finger fummelten an den Knöpfen, »und den Pfahl genau hier hineinstoßen …«
    »Nein«, wisperte Ardeth, und das Tablett fuhr in ihrer Hand in die Höhe, zielte auf seinen Kopf. Die schmale Metallkante traf ihn an der Wange und warf ihn nach hinten. Sie schlug noch einmal zu, ehe er das Gleichgewicht wiedergefunden hatte, und der von Panik getriebene Schlag schien ihn zu lähmen. Die Schlüssel, sieh zu, dass du seine Schlüssel bekommst, flüsterte die kalte Stimme der Vernunft hinter ihrer Angst. Sie suchte in seiner Tasche herum, fand das kühle, klappernde Metall und taumelte in die Höhe. Sie stolperte auf die Tür zu.
    Hände packten sie, ehe sie sie erreicht hatte, rissen sie herum, und dann traf sie ein Schlag, der sie gegen ihre Pritsche warf. Ihr Kopf prallte gegen die Mauer, und die Welt schien aus einem Funkenregen und anschließender Dunkelheit zu bestehen. Als ihre Sinne wieder klar wurden, spürte sie Petersons Gewicht auf sich. Er zerrte an ihren Kleidern, küsste sie verzweifelt auf den unbewegten Mund.
    Ardeth drehte angewidert den Kopf zur Seite und begann verzweifelt, sich zu wehren. Das Geräusch ihrer beider Atmung hallte durch das Verlies, dröhnte in ihren Ohren. Selbst wenn sie gesund gewesen wäre, hätte sie ihre ganze Kraft und einiges Glück gebraucht, um ihn abzuwehren. Aber der Blutverlust hatte sie geschwächt, und so dauerte es nur einen Augenblick, bis er ihr Hemd aufgerissen und ihr Jeans und Slip bis zu den Knöcheln heruntergezerrt hatte.
    Ein paar Augenblicke lang begnügte sich Peterson damit, ihren nackten Körper zu erforschen, wobei er murmelnd ihr kühles Fleisch und die Rippen unter ihren Brüsten bewunderte. Als er schließlich an sich heruntergriff, um seine eigenen Jeans zu öffnen, machte Ardeth einen letzten Versuch, ihn von sich zu stoßen. Er fluchte, die Illusion ihrer Passivität mit der plötzlichen Bewegung durchbrochen. Ein Schlag mit der offenen Hand ließ ihre Sinne schwinden.
    Aus weiter Ferne spürte sie, wie er ihre Schenkel auseinanderzwang, hörte seinen keuchenden Atem und ihr eigenes schwaches Wimmern. Dann hörte sie den Vampir knurren, so als würde in der Ferne Donner grollen.
    Peterson erstarrte, über sie gebeugt, und als ihr Blick langsam klarer wurde, sah sie, wie er mit sich kämpfte, um nicht in die andere Zelle zu schauen. Ardeth drehte ihren Kopf, um hinüberzusehen, aber Petersons Hand packte sie im Haar und hielt sie fest.

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