Die Nacht trägt dein Gesicht
schon länger, ich kann mir da nichts mehr vormachen. Nie war mir das so bewusst, wie in diesem Augenblick.«
»Komm, lass uns noch ein wenig laufen, wir nehmen den Cliff Way.« Jon zog Gemma hinter sich her und wanderte mit ihr den Strand entlang. Ihre Hand erschien ihm winzig in seiner und fühlte sich warm an.
»Warum hast du keine Frau?«, fragte Gemma, während sie sich nach einer Muschel beugte. »Schau dir nur die wunderschönen Farben an«, rief sie begeistert und steckte die Muschel in ihre Tasche.
»Ich weiß es nicht. Vermutlich ist mir noch keine begegnet, die interessant genug war, dass ich mich an sie binden wollte.« Nach einigen Sekunden fügte er hinzu: »Und unverheiratet genug.«
Gemma lächelte still in sich hinein und schenkte ihm einen ihrer liebreizenden Augenaufschläge. »Nun, manchmal ändern sich die Dinge, du solltest Augen und Ohren offenhalten.«
***
»Ich habe uns einen heißen Tee gemacht«, rief Gemma ins obere Stockwerk hinauf, und brachte das feine Teeservice ins Wohnzimmer. Sie musste gar nicht lange auf Jon warten, der eine bequeme Jogginghose angezogen hatte.
»Hey, ich habe diese Teetassen in der Küche gefunden und dachte, du würdest gerne eine Tasse mittrinken, nachdem uns so kalt geworden ist.«
Jon setzte sich nickend zu ihr auf das große Sofa, auf dem man bequem auch liegen konnte. »Danke, das Service stammt noch von meiner Mutter, wir haben oft zusammengesessen und ich habe ihr Neuigkeiten aus dem College erzählt.«
Er nahm einen Schluck und lehnte sich gemütlich zurück.
»Habt ihr euch nahegestanden, du und deine Mutter?«, fragte Gemma.
»Ja, bis zu ihrem Tod vor fast zwei Jahren. Wir hatten eine besondere Bindung, auch wenn ich oft unterwegs war. Sie hat mich immer unterstützt, bei allem , was ich mir in den Kopf gesetzt habe, und du kannst mir glauben, da waren wilde Sachen dabei. Doch meine Ma hat immer zu mir gestanden. Mein Vater war da etwas anders gestrickt. Ihm war ich nicht so nah.«
»Er lebt auch nicht mehr?«
Jon trank einen weiteren Schluck, stellte die Tasse zurück auf den Tisch und zog Gemma in seine Arme, als er sich zurücklehnte. Willig kuschelte sie sich an ihn.
»Liegst du bequem? Tut dir etwas weh?«, fragte er besorgt.
Gemma lächelte ihn an. »Danke, alles perfekt. Erzähl mir mehr von deinem Vater.«
» Dad ist vor einem Jahr gestorben, kurz bevor wir beide uns kennengelernt haben. Er war einer dieser ruhigen stillen Männer, die nur dann etwas sagen, wenn sie auch wirklich etwas zu sagen haben. Seit dem Tod meiner Mutter lebte er allein in dem Altenheim, in dem sie zu Anfang zusammen gewohnt haben. Er fühlte sich dort wohl, spielte mit Freunden Schach und Golf. Er hat wenig Verständnis für meine Berufswahl gezeigt, doch ich habe nie etwas anderes machen wollen.«
»Ich bin froh darüber, denn so sicher wie bei dir habe ich mich noch nie gefühlt. Du machst einen hervorragenden Job und ich darf dich einfach nicht verlieren. Wirst du mir helfen, wenn ich mich von Theo trenne? Es wird nicht leicht werden, er kann sehr jähzornig sein. Aber das weißt du sicherlich.«
Jon enthielt sich bei dieser Frage jeglichen Kommentars. Gemma war froh, denn sie ahnte, dass er beim Thema Theo Carter so schnell nicht zu stoppen sein würde. Stattdessen drückte er ihre Schulter wie zur Bestätigung.
»Ich weiß, dass ich es allein schaffen muss, aber ich habe auch Angst vor Theo «, fuhr sie fort. »Wir haben nie wirklich zueinandergepasst, das ist mir schon vor einem Jahr klar geworden, doch mir fehlte bisher der Mut zur Trennung. Die letzte Attacke hat mir jetzt endlich die Augen geöffnet. Ich will ihn nie wiedersehen. Ich werde meinen Anwalt bitten, die Scheidungspapiere aufzusetzen.«
»Und du glaubst, Carter wird einfach so zustimmen?« Zweifel war Jons Worten zu entnehmen.
»Ich werde ihm das Haus in Kalifornien als Köder anbieten, es ist fast elf Millionen wert, er wäre dumm, wenn er nicht darauf einginge.«
Jon nickte nachdenklich.
»Es gibt da noch etwas, Jon.« Sie machte eine kleine Pause, drehte sich in seinen Armen, um ihn anzublicken. »Bis die Scheidung durch ist, könnten wir hier in diesem Haus wohnen? Dies ist ein Ort den Theo nicht kennt, hier bin ich sicher vor ihm.«
Einen kurzen Augenblick dachte Jon darüber nach, was das für ihn bedeutete. Aber da er ihr Bodyguard war, würde er dort sein, wo Gemma war, egal wo hin sie sich zurückziehen wollte.
»Hast du keine neuen Filmprojekte in der nächsten
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