Die Nacht trägt dein Gesicht
taktvoll. Zu gerne hätte er gewusst, wie sich Gemmas Haut dort wohl anfühlen mochte, doch das wäre absolut indiskutabel gewesen. Also riss er sich zusammen und beeilte sich, damit er so schnell wie möglich aus dieser verfänglichen Situation herauskam. Je länger er ihre zarte Haut berührte, umso mehr brach ihm der Schweiß aus, als wäre es in diesem Raum nicht schon feucht genug. Er spürte, dass seine Männlichkeit gegen die Knöpfe seiner Jeans drückte, das war für ihn das Signal, dass es Zeit wurde, sich aus diesem Raum zu verabschieden.
»Würden Sie mir wieder den Verband anlegen ? Dann tut es beim Atmen nicht so weh«, flüsterte Gemma, gerade als er für sich beschlossen hatte, sofort das Bad zu verlassen.
Sie stand ganz nah vor ihm und schaute ihn bittend an. Wie hätte er diesen Augen widerstehen können? Ein Ding der Unmöglichkeit.
»Natürlich«, sagte er und seine Stimme kam ihm merkwürdig angespannt vor. In dem Moment, als Gemma das Badetuch zu Boden fallen ließ, schien sein Gehirn auszusetzen.
»Sie haben ja ohnehin schon alles gesehen«, sagte sie keck und hob ihre Arme, damit er den Verband anlegen konnte.
Etwas wirr im Kopf, wusste Jon in der ersten Sekunde gar nicht, wo er ihn hingelegt hatte. Sein Blick streifte stattdessen Gemmas Körper, und als er sah, dass sie keine Schambehaarung trug, musste er hart schlucken. Auf diese Situation war er nicht vorbereitet. Gemma Hunter in seinem Badezimmer, nur mit einem Turban bekleidet, ihr Gesicht nur wenige Zentimeter von seinen Lippen entfernt, das war zu viel.
Während er sich vorbeugte, um nach dem weißen Stoffverband zu greifen, streifte er mit seinen Lippen ihre Wange. Nur ganz leicht. Doch als er den Duft ihrer Haut dabei einatmete, wünschte er sich, sie wäre nicht verletzt. Als er wieder zur Besinnung kam und sich an Gemmas Verletzungen erinnerte, wollte er sich zurückziehen, doch da wandte sie plötzlich den Kopf. Zwar war die linke Seite ihres Mundes noch geschwollen, doch der Rest war in Ordnung. Kurzentschlossen beugte er sich vor und küsste den gesunden Teil ihrer Lippen mit äußerster Vorsicht.
In diesem Augenblick warf er alle Vorbehalte über Board . Er stand nicht Mrs Hunter, seiner Auftraggeberin, nicht Gemma Hunter, der berühmten Schauspielerin gegenüber, sondern Gemma, einer wunderschönen, sehr verletzlichen Frau. Sie war für ihn mehr als begehrenswert, sie entfachte in ihm ein Feuer, das nur dieser Kuss löschen konnte.
Als Gemma sich an seine Oberarme klammerte, legte er eine Hand auf ihren Rücken und drückte sie leicht an sich, um ihr Halt zu geben , dann wanderte seine Hand ganz von allein hinunter zu den vollendeten Rundungen ihres Pos und berührte dort ihre seidige Haut.
Diese Berührung ließ Gemma wohl in die Wirklichkeit zurückkehren, denn sie verzog den Mund leicht zu einem Grinsen, als sie an seinen Lippen flüsterte: »Wenn dieser Kuss als Einleitung zu einem Verbandwechsel dient, können Sie ihn gerne öfter am Tag wechseln.«
»Was immer Sie wünschen«, lächelte Jon und ergriff nun endlich den Verband, um ihn anzulegen. Sobald er damit fertig war, fuhr er sich mit der Hand über das kurze Haar und meinte verlegen: »Ich warte dann mal unten im Wohnzimmer, falls Sie heute noch in die Stadt wollen, um sich neue Kleidung zu kaufen.«
***
In der Küche wusch er sein Gesicht mit kaltem Wasser und wünschte, er hätte seinen ganzen Körper in das eisige Nass tauchen können. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Gemma Hunter zu küssen! Noch nie war es ihm passiert, dass er sich einem weiblichen Auftraggeber gegenüber so vergessen hatte. Er hatte schon einige schöne Frauen beschützt, doch noch nie hatte er dabei das Verlangen gespürt, sie zu berühren, zu besitzen und damit den ganzen Auftrag in Gefahr zu bringen. Wenn das nicht weitreichende Konsequenzen mit sich bringen würde. Immerhin war Gemma eine verheiratete Frau.
Wie konnte er sich nur so vergessen?
Es sich selber zu erklären war unmöglich, wie hätte er es Gemma gegenüber gekonnt? Vielleicht traf es vorübergehende Unzurechnungsfähigkeit oder einfach nur kurz — Blödmann !
***
Es dauerte keine halbe Stunde, bis Gemma im Erdgeschoss auftauchte. Die Kleidung, die Jon ihr gegeben hatte, war ihr ein wenig zu groß, die Jeans trug sie aufgekrempelt, aber im Großen und Ganzen passte alles. Zwar war sie noch ein wenig wackelig auf den Beinen, doch ihre Verletzungen waren nicht so schlimm, wie zuerst vermutet. Gemma
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