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Die Nacht Von Lissabon

Die Nacht Von Lissabon

Titel: Die Nacht Von Lissabon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Maria Remarque
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portugiesischen Nummer. Es gab in Lissabon mehrere ihresgleichen; ich erkannte ihn nur an einer sehr geringen Beule am linken Trittbrett. Den Paß Georgs verbrannte ich.«
    Schwarz sah auf seine Uhr. »Der Rest ist schnell erzählt. Ich ging einmal in der Woche zum Konsulat Wir wohnten einige Zeit im Hotel. Ich hatte noch Geld vom Verkauf des Wagens und benutzte es dafür Ich wollte, daß Helen jetzt soviel Luxus haben sollte wie möglich. Wir fanden einen Arzt, der ihr half Mittel zu bekommen. Ich ging sogar mit ihr ins Kasino. In einem Verleihinstitut lieh ich mir dafür einen Smoking. Helen hatte noch ihr Abendkleid aus Paris Ich kaufte ihr ein Paar goldene Schuhe dazu. Die andern hatte ich in Marseille vergessen. Kennen Sie das Kasino?«
      »Leider«, sagte ich. »Ich war gestern abend da. Es war ein Fehler.«
      »Ich wollte, daß sie spielte«, sagte Schwarz. »Sie gewann. Die unbegreifliche Strähne hielt immer noch an. Sie warf die Chips achtlos hin, und die Nummern kamen.
      Diese letzte Zeit hatte wenig mit Realität zu tun. Es schien, als habe die Zeit im Schloß wieder angefangen. Wir spielten uns etwas vor; aber zum erstenmal hatte ich das Gefühl, daß sie nun ganz mir gehörte, obschon sie mir Tag für Tag mehr an den unerbittlichsten aller Liebhaber entglitt. Sie hatte sich noch nicht ergeben; aber sie kämpfte nicht mehr. Es gab qualvolle Nächte und Nächte, in denen sie weinte; aber dann kamen wieder fast unirdische Augenblicke, wo Süße, Trostlosigkeit, Weisheit und eine Liebe ohne die Schranken des Körpers plötzlich zu einer Intensität wurden, daß ich mich kaum zu rühren wagte, so übermächtig schien sie mir. ›Mein Geliebter‹, sagte sie einmal nachts zu mir, und es war das einzige Mal, daß sie darüber sprach, ›wir werden das Gelobte Land, auf das du wartest, nicht zusammen sehen.‹
      Ich hatte sie nachmittags zum Arzt gebracht. Jetzt spürte ich plötzlich wie einen Blitzschlag die ohnmächtige Rebellion, die ein Mensch empfinden kann, der erkennt, daß er nicht halten kann, was er liebt.
      ›Helen‹, sagte ich mit erstickter Stimme, ›was ist aus uns geworden?‹
      Sie schwieg. Dann schüttelte sie den Kopf und lächelte. ›Alles, was wir konnten‹, erwiderte sie. ›Und das ist genug.‹
    Dann kam der Tag, an dem man mir auf dem Konsulat sagte, das Unglaubliche sei passiert: es seien zwei Visa angewiesen für uns. Die trunkene Laune einer zufälligen Bekanntschaft hatte bewirkt, was alles Flehen und alle Not nicht hatte erreichen können! Ich lachte. Es war Hysterie. Wenn man lachen kann, gibt’s viel zu lachen in der Welt heutzutage, glauben Sie nicht?«
    »Das Lachen hört irgendwann auf«, sagte ich.
    »Das Merkwürdige ist, daß wir oft lachten in den letzten
    Tagen«, erwiderte Schwarz. »Wir waren in einem Hafen, der von Winden nicht getroffen wurde, so schien es. Die Bitterkeit war ausgelaufen, es gab keine Tränen mehr, und die Trauer war so durchsichtig geworden, daß sie von einer ironisch-wehmütigen Heiterkeit oft nicht zu unterscheiden war. Wir zogen in eine kleine Wohnung. In unbegreiflicher Blindheit verfolgte ich weiter meinen Plan: nach Amerika zu entkommen. Es gingen lange keine Schiffe, bis endlich eines sicher wurde. Ich verkaufte die letzte Degas-Zeichnung und kaufte die Plätze. Ich war glücklich. Ich glaubte, wir wären gerettet. Trotz allem! Trotz der Ärzte. Es mußte noch dieses eine Wunder geben!
      Die Abfahrt wurde einige Tage verschoben. Dann ging ich vorgestern noch einmal zum Schiffsbüro. Die Reise war für heute angesetzt. Ich sagte es Helen und ging aus, um noch etwas zu kaufen. Als ich zurückkam, war sie tot. Alle Spiegel im Zimmer waren zerschlagen. Ihr Abendkleid lag zerrissen auf dem Boden. Sie lag daneben; sie lag nicht auf dem Bett.
    Ich glaubte zuerst, es sei ein Raubmord. Dann, daß jemand von der Gestapo sie getötet habe; doch der hätte mich gesucht, nicht sie. Erst als ich sah, daß außer den Spiegeln und dem Kleid nichts beschädigt war, begriff ich. Das Gift fiel mir ein, das ich ihr gegeben und von dem sie gesagt hatte, daß sie es verloren habe. Ich stand und starrte, und dann suchte ich nach einem Brief. Es war keiner da. Nichts war da. Sie war gegangen ohne ein Wort. Verstehen Sie das?«
    »Ja«, sagte ich.
    »Sie verstehen es?«
      »Ja«, erwiderte ich. »Was hätte sie Ihnen denn noch schreiben sollen?«
    »Irgend etwas. Warum. Oder -«
      Er schwieg. Er dachte wahrscheinlich an letzte Worte,

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