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Die Nacht Von Lissabon

Die Nacht Von Lissabon

Titel: Die Nacht Von Lissabon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Maria Remarque
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Kittel trug. ›Ist dies das Hospital?‹ fragte ich.
      ›Dies ist die Krankenbaracke. Sind Sie hierher bestellt worden?‹
      ›Meine Firma hat mich von unten geschickt. Die Leitungen sollen nachgesehen werden.‹
    ›Sehen Sie nach, was Sie wollen‹, sagte die Frau.
    Ein Mann in Uniform kam vorbei. ›Was gibt’s?‹
      Die Frau im weißen Kittel erklärte es ihm. Ich sah den Mann an. Mir kam vor, daß ich ihn von irgendwoher kannte. ›Elektrizität?‹ sagte er. ›Medizin und Vitamine wären verdammt wichtiger!‹
    Er schleuderte seine Kappe auf den Tisch und ging.
    ›Hier ist alles in Ordnung‹, sagte ich zu der Frau in
    Weiß. ›Wer war das?‹
      ›Der Arzt, wer sonst? Die andern kümmern sich doch um nichts!‹
    ›Haben Sie viele Kranke?‹
    ›Genug.‹
    ›Und Tote?‹
    Sie sah mich an. ›Wozu wollen Sie das wissen?‹
      ›Nur so‹, erwiderte ich. ›Warum ist hier jeder so mißtrauisch?‹
      ›Nur so‹, wiederholte die Frau. ›Bloß aus Kaprize, Sie ahnungsloser Engel mit einer Heimat und einem Paß! Nein, wir hatten keine Toten seit vier Wochen. Aber vorher hatten wir genug.‹
      Vor vier Wochen hatte ich noch einen Brief von Helen gehabt. Sie mußte also noch da sein. ›Danke‹, sagte ich.
    ›Was ist da zu danken?‹ fragte die Frau bitter. ›Danken
    Sie lieber Gott, daß Ihre Eltern Ihnen ein Vaterland gegeben haben, das Sie lieben können, auch wenn es unglücklich ist und in seinem Unglück noch Unglücklichere einsperrt und für Raubtiere zur Verfügung hält, um sie töten zu können - dieselben Raubtiere, die Ihr Land unglücklich gemacht haben! Und nun machen Sie weiter Licht‹, fügte sie hinzu. ›Es wäre besser, wenn in manchen Köpfen mehr Licht gemacht würde!‹
    ›War schon eine deutsche Kommission hier?‹
    ›Weshalb wollen Sie denn das wissen?‹
    ›Ich habe gehört, daß man darauf wartet.‹
    ›Macht es Ihnen Spaß, das zu wissen?‹
    ›Nein. Ich muß jemand warnen.‹
    ›Wen?‹ sagte die Frau und richtete sich auf.
    ›Helen Baumann‹, erwiderte ich.
    Die Frau sah mich an. ›Wovor?‹ fragte sie dann.
    ›Kennen Sie sie?‹
    ›Warum?‹
      Wieder war da die Mauer des Mißtrauens, die ich erst später verstand. ›Ich bin ihr Mann‹, sagte ich.
    ›Können Sie das beweisen?‹
      ›Nein. Ich habe andere Papiere als sie. Aber vielleicht genügt es, wenn ich Ihnen sage, daß ich kein Franzose bin.‹ Ich holte den Paß des toten Schwarz hervor. ›Ein Nazipaß‹, sagte die Frau. ›Das habe ich mir gedacht. Wozu machen Sie das?‹
      Ich verlor die Geduld. ›Um meine Frau wiederzusehen. Sie ist hier. Sie hat es mir selbst geschrieben.‹
    ›Haben Sie den Brief?‹
      ›Nein. Ich habe ihn vernichtet, als ich floh. Wozu die Geheimnistuerei hier?‹
      ›Das möchte ich auch wissen‹, sagte die Frau. ›Aber von Ihnen.‹
      Der Arzt kam zurück. ›Sind Sie hier nötig?‹ fragte er die Frau.
    ›Nein.‹
    ›Dann kommen Sie mit. Sind Sie fertig?‹ fragte er mich.
    ›Noch nicht. Ich komme morgen noch einmal.‹
    Ich ging zurück zur Kantine. Die rothaarige Frau stand mit zwei anderen an einem Tisch und verkaufte ihnen Unterzeug. Ich wartete und fühlte wieder, daß mein Glück auslief; ich mußte fort, wenn ich noch aus dem Lager herauswollte. Die Wachen würden abgelöst werden, und einer neuen hätte ich alles noch einmal erklären müssen. Helen sah ich nicht. Die Frau vermied meinen Blick. Sie zog die Verhandlungen in die Länge. Dann kamen noch einige dazu, und ich sah einen Offizier vor dem Fenster vorbeigehen. Ich verließ die Kantine.
      Die alten Wachen waren noch am Ausgang. Sie erinnerten sich und ließen mich passieren. Ich ging und hatte dasselbe Gefühl wie in Le Vernet: daß sie mir nachkommen würden, um mich zu fangen. Der Schweiß brach mir aus.
      Ein alter Lastwagen kam die Straße herauf. Ich konnte nirgendwohin ausweichen und ging am Rande der Straße weiter, den Blick auf dem Boden. Der Wagen passierte mich und hielt dicht hinter mir. Ich widerstand der Versuchung zu laufen. Der Wagen konnte rasch drehen, und dann hatte ich keine Chance. Ich hörte rasche Tritte hinter mir. Jemand rief: ›He, Monteur!‹
      Ich drehte mich um. Ein älterer Mann in Uniform kam heran. ›Verstehen Sie was von Motoren?‹
    ›Nein. Ich bin Elektriker.‹
      ›Vielleicht ist es auch die elektrische Zündung. Schauen Sie doch mal unsern Motor nach.‹
      ›Ja, sehen Sie einmal nach‹, sagte der zweite

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