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Die Nacht von Sinos

Die Nacht von Sinos

Titel: Die Nacht von Sinos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Methoden bei den Türken überhaupt keine Wirkung. Schließlich gaben es die Chinesen verzweifelt auf und brachten die Türken in einem eigenen kleinen Camp unter.
    Sie waren wie Felsen, die unerschüttert der See standhalten. Harte Männer, die besten Freunde der Welt, und die schlimmsten Feinde.
    Sie zündeten am Strand ein Feuer an. Yassi und der junge Abu kümmerten sich um die Küche, während Morgan, dessen Griechisch mehr als miserabel war, ihnen zusah, einen Weinbecher zwischen den Knien.
    Ciasim und ich setzten uns ein Stück abseits mit einer Flasche Arrak und einer Packung Halva ans Ufer, jener einmaligen türkischen Süßigkeit aus Honig und Nüssen, die er besonders liebte.
    Es war noch heißer geworden. Am Horizont zog eine Kongoa vorbei, ein Boot, das mit einer Fangvorrichtung die Schwämme aberntete, statt Taucher hinunterzuschicken.
    »Sieh dir das an«, sagte Ciasim zornig. »Diese Metzger ruinieren das ganze Geschäft. Sie wühlen den Meeresboden auf und machen alles kaputt, was da unten lebt.«
    »Bald wird man hier zwischen den Inseln nicht mehr davon leben können«, sagte ich. »Mit diesen Dingern und den synthetischen Schwämmen.«
    Ich nahm einen Schluck Arrak. Dabei mußte ich immer an die Anisette-Bonbons aus meiner Kindheit denken.
    »Ich bin da gar nicht so sicher, Jack«, sagte Ciasim bedächtig. »Für einen guten Taucher gibt's hier vielerlei Möglichkeiten.«
    Also kamen wir zur Sache. »Welche zum Beispiel?« fragte ich.
    »Wracks zum Beispiel. Alle Sorten von Wracks, nicht nur aus dem Altertum, sondern auch Schiffe, die im letzten Krieg versenkt wurden.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Wenn du es auf Antiquitäten abgesehen hast, ist das reine Zeitverschwendung. Die meisten dieser Wracks sieht man überhaupt nicht. Sie liegen unter einem Sandhaufen, und man muß schon Experte sein, um sie aufzufinden. Aber selbst dann sind unterseeische Ausgrabungen eine sehr technische Angelegenheit. Man braucht Spezialisten, viel Geld und eine Menge Zeit. Und bei allem, was man heraufbringt, hat die griechische oder türkische Regierung, welche es auch sein mag, ein Wörtchen mitzureden.«
    »Nein, ich hab' da an etwas anderes gedacht. Letzte Woche fand ich ein Schiff, drüben bei Sinos in der mittleren Passage.«
    »Sinos?« fragte ich überrascht. »Ich wußte gar nicht, daß jemand in dem Gebiet da drüben arbeiten darf.«
    Die Insel Sinos war noch ein Relikt des letzten Krieges. Nur zwei Meilen lang und eine halbe Meile breit, besaß sie während des Krieges große strategische Bedeutung, da sie den Eingang der Straße von Kasos beherrschte. Die Deutschen hatten die alten türkischen Festungen ausgebaut. In letzter Zeit hat diese Insel als Gefängnis für politische Gefangene wieder traurige Berühmtheit erlangt.
    »Du weißt doch, wie das heutzutage ist.« Ciasim grinste. »Griechenland und die Türkei arbeiten wieder zusammen, zumindest auf amtlicher Ebene. Plötzlich sind alle wieder nett zueinander. Ein griechisches Militärboot tauchte auf und machte uns freundlich klar, daß wir dort nichts zu suchen hätten. Aber man zeigte sich hilfsbereit, als ich die Sache mit dem Wrack erklärte. Ich sollte mich beim Polizeiposten von Kyros um eine Arbeitserlaubnis bewerben.«
    »Und das hast du getan?«
    »Ich war noch am gleichen Abend bei Sergeant Stavrou. Er füllte ein Formular aus und schickte es nach Athen. Meine Chancen für eine Genehmigung stehen gar nicht schlecht.«
    »Und was hat das gekostet?« fragte ich.
    »Einen Drink, Jack, sonst nichts. Bei Yanni. Ein kühles Glas deutsches Bier, das mag Stavrou am liebsten. Er war ein netter Kerl.« Er schüttelte seufzend den Kopf. »Jack, was ist nur mit dir los? Irgendwann muß du doch den Menschen wieder trauen.«
    »Das wird schon noch kommen. Erzähl mir mehr über dieses Wrack.«
    »Ein altes Küstenmotorschiff von dreitausend Tonnen, das die Deutschen für Nachschubtransporte zwischen den Inseln verwendeten. Es wurde kurz vor Kriegsende versenkt. Ich hab' in Kyros herumgefragt und einen Mann von der alten Besatzung ausfindig gemacht. Er heißt Constantinos und hat einen Bauernhof im Süden der Insel. Er sagt, das Schiff war unterwegs zum Festland, nachdem die Deutschen Sinos aufgegeben hatten. Sogar der Kommandant war mit an Bord.« Der Arrak begann bei ihm zu wirken. Er stieß mir den Zeigefinger gegen die Brust. »Stell dir nur vor, was das bedeutet. Die Deutschen hatten sicherlich allerhand gerettet.«
    »Oder auch nichts. Wie tief liegt

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