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Die Nacht von Sinos

Die Nacht von Sinos

Titel: Die Nacht von Sinos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Papas ein paar von den Arbeitern zusammentrommelte. Nachher fuhr ich mit ihnen in dem alten Lastwagen zur Mole hinunter und schaute zu, wie die Männer die Rumkisten umluden.
    Als der Lastwagen wegfuhr, fühlte ich mich schon wieder wohler. Bei Tageslicht waren in den Aufbauten der ›Gentle Jane‹ ein paar zusätzliche Löcher zu sehen, aber ich hatte immerhin tausend Dollar in der Tasche. Es hätte schlimmer kommen können.
    Recht zufrieden stieg ich in die Kabine hinab. Morgan schnarchte bereits in einer der Kojen. Ich wollte mich gerade umziehen, da hörte ich Schritte auf Deck.
    »Mr. Savage, sind Sie da unten?«
    Sergeant Loukas stand drüben beim Ruderhaus. »Kann ich etwas für Sie tun?« fragte ich.
    »Ja. Mr. Savage.« Er machte sein übliches, betrübtes Gesicht. »Ich muß Sie leider bitten, mich zum Revier zu begleiten. Sie sind verhaftet.«
    12

    Ich bekam eine saubere Zelle für mich ganz allein, einen Raum mit weißgetünchten Wänden, Steinfußboden, einem eisernen Bettgestell mit Strohmatratze und dem üblichen Kübel in der Ecke.
    Durch die vergitterte Öffnung in der Eichentür konnte ich den Flur draußen überblicken. Ungefähr eine Stunde nach meiner Einlieferung hörte ich Schritte und Stimmen. Dann wurde irgendwo ein Schlüssel ins Schloß geschoben.
    Ich trat an die Tür und sah hinaus. Zwei Uniformierte standen vor einer Zelle am anderen Ende des Flurs. Morgan wurde herausgeholt. Er sah völlig verstört aus. Sie schoben ihn in meine Richtung. Als er nahe genug war, rief ich seinen Namen. Er riß die blutunterlaufenen Augen auf und stolperte näher heran. Allein am Ton seiner Stimme konnte man erkennen, welche Angst er hatte.
    »Was wollen die eigentlich, Jack? Was soll ich ihnen sagen?« Jede Anweisung wäre reine Zeitverschwendung gewesen. Er hätte ohnehin dem geringsten Druck nachgegeben.
    »Sag ihnen, was du willst, Morg. Sag ihnen alles, was sie wissen wollen. Denk nur an dich.«
    Die beiden Beamten packten ihn und führten ihn weg. Man hatte mir alles abgenommen. Nicht nur die tausend Dollar, die ich von Kytros bekommen hatte, sondern auch Zigaretten, Streichhölzer und Kleingeld. Ich saß auf der Pritsche, lehnte mich an die Mauer und fragte mich, wozu das alles gut sein sollte. Selbst wenn Loukas mich mit dem Schnaps an Bord erwischt hätte, wäre unter normalen Umständen nichts passiert. Es waren schließlich nur türkische Gesetze verletzt worden, und welcher griechische Polizist kümmert sich schon um so etwas? Nein, es mußte viel mehr dahinterstecken.
    Dann wurde ich hinaufgeführt ins Erdgeschoß, wo Loukas sein Büro hatte. Morgan saß auf einer Bank vor der Tür und drehte seine Mütze zwischen den zitternden Fingern. Wir bekamen keine Gelegenheit, uns zu verständigen.
    Auch hier waren die Wände weiß getüncht, nicht nur, weil das billiger ist, sondern auch, weil es im Sommer kühler hält. Das Büro war nicht besonders eindrucksvoll: Zwei metallene Aktenschränke, ein Regal und ein alter Schreibtisch, hinter dem Loukas saß.
    Er war eifrig mit Schreiben beschäftigt, deutete auf einen Stuhl und schickte die beiden Beamten hinaus. Ich nahm mir eine Zigarette aus der Packung auf seinem Schreibtisch, zündete sie an und lehnte mich wartend zurück.
    Endlich hob er den Kopf. »Ich habe gerade meinen Bericht beendet. Ist Ihnen klar, daß die Aufbauten Ihres Schiffes zwölf Einschüsse aufweisen? Am Ruderhaus sind drei Glasscheiben zerschlagen.«
    »In der Nähe der türkischen Grenze hat irgendein verrückter Fischer auf uns das Feuer eröffnet«, sagte ich. »Sie wissen ja, wie empfindlich die auf Griechen reagieren, die in ihren Gewässern fischen wollen.«
    Er schüttelte nur den Kopf. »Sparen Sie sich den Unsinn, Mr. Savage. Ich weiß, was Sie in den türkischen Gewässern vorhatten. Viele andere Boote betreiben dasselbe Gewerbe, und Sie wissen, daß ich durchaus ein Auge zudrücke, solange es keinen Ärger gibt.«
    »Und welchen Ärger habe ich Ihnen verursacht?«
    »Für unsere kleine ruhige Insel ist das Touristengeschäft sehr wichtig, und wir können es uns nicht leisten, daß zerschossene Boote in den Hafen einlaufen. Das verschreckt die Damen und zerstört unseren Ruf.«
    Ich wußte nicht recht, wohin das alles führen sollte. So fragte ich: »Habe ich denn irgendein Verbrechen begangen?«
    »Eine Ordnungswidrigkeit«, berichtigte er mich und klopfte auf ein dickes, ledergebundenes Buch. »Hier drin stehen zwei Vorschriften, nach denen ich Sie zwingen kann,

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