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Die Nacht von Sinos

Die Nacht von Sinos

Titel: Die Nacht von Sinos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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sorgen, daß Kapitän Amer etwas außerordentlich Unangenehmes zustößt.«
    »Ich kann nicht behaupten, daß mich dieser Gedanke sonderlich beunruhigt. Und wie lautete der Plan ursprünglich?«
    »Die Türken sollten das Boot kapern und Sie an der Küste vor Tatca absetzen. Dort sollte mein Beauftragter Sie abholen, ganz entsetzt tun, Allah zum Zeugen anrufen, die Diebe des Schiffs und des Rums verfluchen und für Ihre Rückkehr nach Kyros sorgen.«
    »Damit ich dann, mit der Mütze in der Hand, zu Aleko ging, bereit, zu allem ja und amen zu sagen.«
    »Genau. Sie müssen zugeben, daß das hübsch geplant war.«
    »Hat er Ihnen gesagt, worin sein Vorschlag bestand?« fragte ich.
    »Nein, kein Wort. Ich möchte es auch nicht wissen.«
    »Dann will ich es Ihnen sagen. Wenn ich draufgehe, nehme ich Sie nämlich mit. Unser millionenschwerer Kapitalist ist nämlich in seinem Herzen ein Linksradikaler. Er will, daß ic h einen politischen Gefangenen aus Sinos heraushole. Wie gefällt Ihnen das?«
    Er bekreuzigte sich unwillkürlich und starrte mich entsetzt an. »Heilige Mutter Gottes, Jack, wenn man Sie erwischt, die Geheimpolizei ...«
    »Das wird dann außerordentlich ungemütlich, Yanni, und zwar nicht nur für mich. Wissen Sie, was diese Jungs dann machen, wenn sie erst einmal in Schwung sind? Sie werden jeden einlochen, den ich kenne.« Ich klopfte ihm auf die Schulter. »Denken Sie mal drüber nach. Schwitzen ist gesund.«
    Er sah aus, als hätte ich ihm einen Schlag in die Magengrube versetzt. Sein Gesicht war gelblich, und aus seinen Augen sprach nackte Angst. Genau da wollte ich ihn haben.
    Als ich wieder die Steintreppe hinunterstieg, lächelte ich sogar leise vor mich hin. Wenn ich mir heute überlege, was später geschah, muß ich annehmen, daß auch er gelächelt haben dürfte.
    Ich ließ Morgan in der Bar zurück und ging den Strand entlang zur Mole. Die ›Seytan‹ lag noch unten im alten Hafen, halb aufs Land gezogen, und Yassi arbeitete mit Abu am Rumpf. Yassi erblickte mich und hielt sich die Hand über die Augen. Gleich darauf erschien sein Vater auf Deck.
    »Hallo, Jack« rief er, »wartest du auf mich?«
    Er sprang über die Reling und lief quer über den Strand auf die Mauer des alten Hafens zu. Ich setzte mich auf einen Stein und wartete, bis er eine alte, rostige Leiter heraufgeklettert kam.
    »Was ist los?« Sein Gesicht war sehr ernst. »Ich wollte dich auf deinem Schiff besuchen und wurde von der Polizei abgewiesen. Ärger?«
    »Das kann man wohl sagen. Ich sollte letzte Nacht für Kytros Rum in die Türkei hinüberfahren. Die Typen auf der anderen Seite haben versucht, mein Boot zu kapern. Ich hatte etwas dagegen, und bevor wir uns trennten, gab es eine Schießerei.«
    »Ich hab' die Löcher gesehen.«
    »Loukas auch. Er hat das Boot beschlagnahmt, bis ich von meinem bösen Lebenswandel abgehe und einen aufrechten Bürger beibringe, der sich für mich verbürgt.«
    Seine Augen wurden schmal. »Dahinter steckt doch mehr, hab' ich recht?«
    »Natürlich, aber ich kann nicht darüber reden. Ich gehe jetzt zu Dimitri Aleko.«
    »Zu Ihrem aufrechten Bürger?«
    »Wer soviel Geld hat, kann doch kein Unrecht begehen, stimmt das?«
    Lachend packte er mich beim linken Arm. »Eins darfst du nicht vergessen, Jack: Denk an mich, wenn ein paar Gurgeln durchgeschnitten werden müssen.«
    Er meinte es ernst, das war ein beruhigender Gedanke. Er stieg wieder die Leiter hinunter, und ich schlenderte auf die Mole zu. Dabei überlegte ich, was ich Aleko sagen sollte. Oder was er mir wohl sagen würde.
    Das Problem, wie ich zu der zweihundert Meter weiter draußen ankernden ›Firebird‹ gelangen sollte, löste sich von selbst: An der Mole lag das Motorboot der Yacht, und auf den gepolsterten Sitzen lungerten die beiden Kerle, die mich schon einmal abgeholt hatten.
    Als sie mich erblickten, machten sie wortlos das Boot startklar. Also erwartete mich Aleko schon. Ich kletterte ebenfalls wortlos hinein, und wir legten ab.
    Kapitän Melos führte mich in den großen Salon und gab mir etwas zu trinken. Aleko selbst telefoniere gerade mit Athen, sagte er, und käme gleich nach. Aber Sarah war vor ihm da. Sie schlenderte mit einer Zeitschrift in der Hand in den Salon und blieb abrupt stehen.
    »Das ist aber nett. Warum hat mir keiner Bescheid gesagt?«
    Sie trug ein weißes Männerhemd, das unter der Brust verknotet war, und unglaublich enge Hosen aus schwarzem Samt. Sie schwang sich neben mich auf den nächsten

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