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Die Nacht von Sinos

Die Nacht von Sinos

Titel: Die Nacht von Sinos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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üblichen Runden der Posten, die Alarmanlagen und so weiter. Der Bericht war so vollständig, als käme er direkt aus dem Büro des Gouverneurs. Vielleicht kam er sogar daher.
    Am wichtigsten war das Verteidigungssystem der Insel. Früher waren in der Festung nie mehr als drei- bis vierhundert Gefangene gewesen, aber in letzter Zeit waren es mindestens fünftausend politische Häftlinge. Sie wurden in Lagern außerhalb der eigentlichen Festung untergebracht.
    Aus diesem Grunde mußte die Verteidigungsanlage beträchtlich erweitert werden. Ein Radarsystem überwachte die Fahrzeuge in der Mittleren Passage südlich der Insel, der Hauptroute nach Kyros und Kreta. Deshalb mußte Ciasim sich für die Bergungsarbeit an dem Wrack eine Sondergenehmigung besorgen.
    Neben den Patrouillenbooten stellten die Minen eine weitere Gefahr dar. Ich war wieder mitten im Krieg. Trotzdem spürte ich, wie sich mein Interesse regte. Ich hatte, gelinde ausgedrückt, ein ziemliches Problem zu lösen. Schwierig, aber interessant. Genau wie in früheren Zeiten.
    Die Operation ließ sich in vier Teile zerlegen. Erstens: unbemerkte Landung auf der Insel; zweitens: in die Festung eindringen, Pavlo erreichen; drittens: Pavlo herausholen; viertens: die Insel wieder verlassen.
    Ich begann damit, die Unterlagen nach diesen vier Gesichtspunkten zu sortieren. Da kam Sarah herein. Sie schloß die Tür hinter sich, lehnte sich dagegen und sah mich finster an.
    »Kann ich wirklich nichts tun, um dich von dieser Sache abzubringen?«
    »Nicht daß ich wüßte. Außerdem ist es zu spät. Ich habe sein Geld angenommen, es liegt schon auf einer Schweizer Bank.«
    »Ich hasse dich«, sagte sie bitter. »Ich hasse alle Männer, aber dich ganz besonders.«
    Dann trat sie so dicht an mich heran, daß ich keinen Sauerstoff, sondern nur noch ›Intimacy‹ atmete. Zwei Minuten später konnten wir beide uns kaum noch beherrschen.
    »Ich liebe dich auch«, sagte ich. »Aber zuerst kommt die Arbeit. Wenn du willst, kannst du mir helfen, das Zeug zu sortieren. Ich zeig' dir gleich, worauf es ankommt.«
    Das erste, was sie entdeckte, war ein zusammengefalteter Plan, den ich übersehen hatte, weil er heruntergefallen war.
    Sie klappte ihn stirnrunzelnd auseinander. »Damit komme ich nicht zurecht. Die Beschreibungen sind deutsch.«
    Ich muß wohl gespürt haben, wie wichtig ihr Fund war, denn mein Magen wurde plötzlich hohl vor Erregung, als ich danach griff. Es war ein uralter Plan und so oft gefaltet, daß er an einzelnen Stellen durchgerissen war. Er zeigte die Ausbauten, die von den Deutschen im Jahre 1942 an den alten türkischen Befestigungsanlagen vorgenommen worden waren. Ich verglich ihn mit dem offiziellen Plan des Gefängnisses aus den vorangegangenen Jahren. Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
    Die zweite Phase der Operation war geklärt. Kein übler Anfang.
    Sarah sah mich lächeln und fragte: »Was ist los? Ich möchte es auch wissen.«
    Ich zeigte es ihr. Sie war gar nicht so begeistert davon.
    Ich brauchte nur zwei Stunden, dann hatte ich eine ungefähre Vorstellung vom Ablauf des Unternehmens. Für den Augenblick genügte das. Ein bißchen frische Luft konnte mir jetzt guttun.
    Wir fuhren mit dem Motorboot hinüber zur ruhigeren Seite der Insel und landeten in einer stillen, kleinen Bucht am Fuß der hohen Klippen. Von der Landseite her war diese Stelle unzugänglich. Genau das suchte ich.
    Ich ließ den Kiel auf den nassen Sand auflaufen, dann gingen wir schwimmen. Danach lagen wir im Schatten massiver Felsbrocken und liebten uns.
    Es war herrlich oder beinahe herrlich. Leider konnte ich Sinos und Andreas Pavlo und den alten deutschen Grundrißplan nicht ganz aus meinen Gedanken verdrängen.
    »Nicht übel«, sagte Sarah danach, »aber auch nicht besonders gut. Ich hab' etwas dagegen, daß du im schönsten Augenblick ausgerechnet an andere Dinge denkst.«
    »Ich hab' dich ja gewarnt, mit mir geht's schon bergab.«
    »Das möchte ich sehen.« Sie lächelte. »Nur etwas mehr Konzentration, wenn ich bitten darf.«
    Ich sah die Karte, die Mittlere Passage und die Südseite der Insel wieder vor mir. »Dein Gesicht solltest du sehen«, bemerkte sie. »Na los, sag es schon.«
    »Gut. Der erste Schritt besteht darin, auf der Insel zu landen. Die zweite Phase ist das Eindringen in die Festung. Wie das gehen soll, habe ich dir schon erklärt. Es bedeutet, daß wir von der Mittleren Passage aus an die Insel heran müssen.«
    »Und was steht

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