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Die Nacht von Sinos

Die Nacht von Sinos

Titel: Die Nacht von Sinos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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lag noch das Minenfeld. Wir durften uns keinen Fehler leisten.
    Nach siebenhundert Metern verlangsamte ich das Tempo und gab Ciasim das vereinbarte Zeichen. Dann schaltete ich den mächtigen Scheinwerfer aus dem Aquamobil ein und tauchte tiefer hinab.
    In fünfzehn Metern Tiefe wartete ich, bis er wieder hinter mir war. Jetzt wurde es gefährlich. Die Geschwindigkeit betrug zwar nur drei Knoten, und trotzdem schien ich mit haarsträubendem Tempo in die Wand aus grauem Nebel hineinzustürzen, die mir die Sicht nahm.
    Ich achtete haargenau auf die zurückgelegte Entfernung, ging wieder mit der Geschwindigkeit herunter und gab Ciasim ein Zeichen.
    Jetzt schwammen wir nebeneinander weiter und suchten mit unseren Scheinwerfern das Gebiet vor uns ab, bis wir die Kabel erblickten. Oben, dicht unter der Oberfläche, schwebte an jedem dieser Kabel eine Kontaktmine, die ich lieber nicht aus der Nähe sehen wollte. Deshalb waren wir auch in solcher Tiefe an den Minengürtel herangegangen.
    Nach meinen Karten hatte der Sperrgürtel eine Breite von fünfzig Metern und erstreckte sich zwischen den Landspitzen der Bucht. Wir tasteten uns vorsichtig weiter, Ciasim diesmal wieder hinter mir, aber ehrlich gesagt, so aufregend war die ganze Sache nicht. Der Abstand zwischen den Minen war so groß, daß wir uns ohne Schwierigkeiten hindurchschlängeln konnten.
    Dann befanden wir uns mitten in der Bucht. An der Bewegung im Wasser spürte ich, daß wir die Brandung fast erreicht hatten. Wenn meine Berechnungen stimmten, hatten wir genau den richtigen Kurs eingehalten, und trotzdem stieg der Meeresboden immer noch sanft an. Das Mondlicht reichte schon wieder bis zu uns herab und weckte eine seltsame, unwirkliche Landschaft aus Felsbrocken und blassen Seegewächsen zum Leben.
    Etwas stimmte nicht. Vielleicht meine Berechnungen oder ...? Dann sah ich plötzlich die Unterbrechung in der Küstenlinie, genau an der angegebenen Stelle, mindestens zehn Faden tief. Von hier aus führte der Weg bis ins Herz der uralten Festung.
    Mein Scheinwerferstrahl griff in dunklen Nebel hinein, und zu beiden Seiten sah ich grau-grüne Mauern, bewachsen mit allen möglichen Seepflanzen. Eine nette Gegend, so eine Abwasserkanalmündung! Ich tauchte auf und stand bis an die Hüfte im stinkenden Schlamm.
    Kein Zweifel, wir hatten unser Ziel erreicht. In die gewachsenen Felsen waren große Steinblöcke eingelassen.
    Der Gestank war widerlich, aber daran ließ sich nichts ändern. Auf der einen Seite entdeckten wir zwei Meter über dem Wasser eine Art Plattform. Wir schoben unsere Ausrüstung hinauf und öffneten die Kanister. Ciasim hatte einen zusätzlichen Naßtauchanzug und eine Sauerstoffflasche für Pavlo mit. Wir legten alles so zurecht, daß wir auf dem Rückweg keine Zeit zu verlieren brauchten.
    Ciasim lachte. »Das nenn' ich Selbstvertrauen, Jack. Du rechnest also wirklich damit, daß wir hier wieder vorbeikommen?«
    »Das nennt man positive Einstellung«, entgegnete ich. »Wenn man bei einem solchen Einsatz auch an die Alternativen denkt, kann man sich gleich zum Sterben hinlegen.«
    In dem anderen Kanister befanden sich die Uniformen. Sie waren jeweils in einen kleinen Rucksack gepackt, damit man sie leicht tragen konnte. Außerdem hatten wir zwei Taschenlampen, eine Werkzeugtasche, eine Maschinenpistole für mich und eine Achtunddreißiger-Automatic für Ciasim mit. Nicht einmal eine kleine Flasche Brandy hatte ich vergessen.
    Ich nahm einen Schluck und reichte sie Ciasim. Er prostete mir zu. »Auf einen guten Tod, Jack.«
    »Nicht für mich, alter Freund, ich kann's mir nicht leisten.« Ich griff nach meinem Rucksack und der Maschinenpistole, dann wateten wir knietief im stinkenden Wasser weiter.
    Der Gestank war das Übelste an der Sache. Er war so ekelhaft, daß ich nach einer Weile anhielt und wieder zur Brandyflasche griff.
    Leichter Dunst kräuselte sich über der Wasserfläche, und der Kanal stieg steil an, aber im großen und ganzen kamen wir leicht voran und konnten fast aufrecht gehen.
    Nach einer Weile ließ der Gestank ein wenig nach. Das lag vermutlich daran, daß wir uns immer mehr vom Sammelkanal entfernten. Hier war es kühler, die Luft roch erdig aber nicht unangenehm, und man konnte wenigstens wieder frei atmen.
    Ich hatte mir die Route genau auf dem alten deutschen Plan eingezeichnet. In der einen Hand trug ich die Karte, in der anderen die Taschenlampe. Am dritten Kanal links mußten wir abbiegen. Wir erreichten ihn nach zehn

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