Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nacht von Sinos

Die Nacht von Sinos

Titel: Die Nacht von Sinos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
das Geheimnis des Erfolgs.« Er streckte die Hand aus und fuhr in forschem Ton fort: »Aber ich will Sie nicht aufhalten. Ich erwarte Sie, wie vereinbart, kurz vor der Morgendämmerung. Ich bin ganz sicher, daß wir uns wiedersehen.«
    Beinahe hätte ich stramm salutiert und ›vielen Dank, Sir‹, gesagt. Er streifte Sarah mit einem flüchtigen Blick und ging zurück zu seinem Boot.
    Sie trug eine gelbe Wetterjacke und einen Südwester. Ihre Augen brannten und hatten dunkle Ringe.
    »Das war's also«, sagte sie. »Der große Abschied.« »Nicht für lange. Spätestens morgen früh um vier bin ich wieder zurück. Ich versprech' es dir.«
    Wir hatten die ›Seytan‹ erreicht. Die Packkisten mit den Aquamobilen waren an Bord. Yassi stand am Ruder underwartete die Anweisungen von Ciasim, der zum Ablegen mit Abu auf dem Deck stand.
    »Fertig, Jack?« rief er herüber.
    Ich winkte ihm zu und fragte Sarah: »Schon wieder das Selbstmitleid?«
    »Ja, und wütend bin ich auch«, entgegnete sie. »Plötzlich ist alles wie ein böser Traum.«
    Ich gab ihr keinen Kuß, sondern faßte nur unter ihr Kinn und sagte sehr bestimmt: »Also vier Uhr, tot oder lebendig, Sarah Hamilton, ich werde hier sein. Sieh zu, daß du dann auch da bist.«
    Damit sprang ich hinunter auf die ›Seytan‹. Abu und Ciasim legten sofort ab. Wir steuerten die Hafenausfahrt an, und ich stand an der Reling und sah zurück zu ihr.
    Neben mir bemerkte Ciasim: »Sie hat etwas Besonderes an sich, Jack. Sie ist anders als alle anderen Frauen, und doch macht es mich traurig. Hast du das auch schon bemerkt?«
    »Sie wird bald sterben, alter Freund«, sagte ich. »Sie lebt nur auf Abruf, so einfach ist das.«
    Schon wieder diese alberne, leere Phrase.
    Ich sah ihn dabei nicht an, hörte aber seinen tiefen, schweren Seufzer. Dann wandte er sich ab und ging mit schleppenden Schritten weg. Ich hatte nur Augen für sie, die am Ende der Mole stand und uns nachsah.
    Zwanzig Minuten später stand sie immer noch dort, ein verwaschener gelber Fleck vor der grauen Kulisse der Insel, der schließlich hinter Regenschleiern verschwand.

    15

    Bis zu der Markierungsboje in der Mittleren Passage, die Ciasim über dem Wrack gesetzt hatte, war es für die alte ›Seytan‹ eine Fahrt von drei Stunden. Kurz nach zwei Uhr nachmittags warfen wir Anker. Melos und ich blieben unter Deck. Nach etwa einer Stunde kam ein Schnellboot vorbeigeschossen, um nachzusehen. Sie umkreisten die ›Seytan‹ einmal, dann winkte der junge Kommandant von der Brücke herüber, und gleich darauf waren sie weg.
    Ciasim kam herunter und lehnte grinsend in der Tür. »Alles klar?«
    »Werden die noch einmal kommen?« fragte Melos.
    »Wahrscheinlich nicht. Sie wissen, wer wir sind und daß wir eine Erlaubnis haben.« Er holte ein Paket Spielkarten aus einer Schublade. »Vielleicht eine Runde Poker?«
    »Immer noch besser als gar nichts«, knurrte Melos.
    Er sah sich angewidert um.
    Ciasim ließ sich nicht stören. »Ich werde Ihnen Hemd und Hose ausziehen.«
    Melos zückte die Brieftasche und klatschte ein Bündel Banknoten auf den Tisch. »Raus mit dem Geld«, fuhr er Ciasim an.
    Siebenhundert Jahre Haß zwischen Griechen und Türken waren eben nicht so leicht zu überbrücken. Ich setzte mich auf meinen Platz. Es wurde ein langer Nachmittag.
    Gegen Abend ließ der Wind nach, und es hörte auf zu regnen. Auch die See wurde ruhiger. Um neun Uhr mußten wir uns fertigmachen. Der Himmel war inzwischen dunkel, die Sterne funkelten bis an den Horizont, und die Mondsichel hing blaß und verwaschen am Himmel.
    An Deck war alles vorbereitet, als Ciasim und ich in unseren schwarzen Neopren-Anzügen wie Gespenster auftauchten. Yassi und Abu halfen uns in die Atemgeräte. Nach einer raschen letzten Überprüfung sprangen wir ins Wasser.
    Nervös war ich nicht. In solchen Augenblicken hat man an zu vieles zu denken. Die Kanister mit unseren Sachen wurden über Bord geworfen, und wir befestigten sie an den Anzügen. Schließlich kamen die Aquamobile.
    Ich stellte meine Stoppuhr ein, regulierte die Luftzufuhr und gab Ciasim mit dem Daumen das Startzeichen. Dann schaltete ich das Aquamobil ein.
    In drei Meter Tiefe hatten wir durch den Mondschein noch überraschend gute Sicht. Das Aquamobil verfügte über Tiefenmesser, Kompaß und Geschwindigkeitsmesser, der auch die zurückgelegten Meter anzeigte. Wir mußten ganz genau den festgelegten Kurs einhalten, wenn wir die Mündung der Kanalisation finden wollten. Dazwischen

Weitere Kostenlose Bücher