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Die Nacht von Sinos

Die Nacht von Sinos

Titel: Die Nacht von Sinos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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konnte.
    Draußen begann es zu regnen, und ich hielt sie nur still in meinen Armen.
    Es war ein trister, grauer Morgen, der an die englische Kanalküste im November erinnerte. Wir hatten ziemlichen Seegang und Ostwind. Im alten Hafen kam es zu einem Chaos, weil gerade die kleineren Boote in der Ägäis dieses Wetter nicht gewöhnt waren und nun wild durcheinander trieben.
    Ein Flugzeug hätte bei diesen Bedingungen nicht wassern können, aber es war auch nicht nötig. Die Firma in Athen hatte ein paar Aquamobile in ihrem Zweigbetrieb auf Rhodos vorrätig und ließ während der Nacht zwei davon mit einem schnellen Fahrzeug herüberschaffen. Für Aleko tat man eben alles.
    Das schlechte Wetter und das Durcheinander im Hafen war für unsere Vorbereitungen nur günstig. Jeder hatte genug mit seinen eigenen Sorgen zu tun, und niemand achtete auf das, was wir machten.
    Melos war kurz vor der Morgendämmerung an Bord der ›Seytan‹ gegangen und hatte sich nicht mehr blicken lassen. Ciasim und seine Söhne hatten die Taucherausrüstung schon am vergangenen Abend herübergeschafft, und alles andere, darunter auch zwei Vorratskanister, war fertig gepackt.
    Blieben nur noch die Aquamobile. Das Boot aus Rhodos lief kurz nach zehn Uhr vormittags ein. Ciasim und ich nahmen die Geräte an der nördlichen Mole entgegen und fuhren sie auf einem Handkarren fest verpackt und mit ein paar Netzen zugedeckt herüber.
    Als wir die alte Mole erreichten, sah ich Morgan auf einem Stein sitzen. Er hatte sich eine schwarze Ölhaut über die Schultern gelegt und sah elend aus. Er bemerkte mich erst, als wir ihn schon erreicht hatten, und da verzog sich sein Gesicht zu einem breiten Lächeln.
    »Jack, ich hab' mir solche Sorgen gemacht. Was is t denn los?«
    Ich schickte Ciasim mit dem Handwagen voraus und zog Morgan in den Regenschutz eines Mauervorsprungs.
    »Hör' mir gut zu, Morg«, sagte ich, »ich hab' heute viel zu tun. Ich muß Ciasim helfen.«
    »Draußen am Wrack?« Seine Augen leuchteten auf. »Vielleicht kann ich auch helfen. Ein Taucher mehr ist immer nützlich.«
    Er war älter und kindischer denn je. Ich legte ihm die Hand auf die Schulter. »Heute nicht, Morg, ein andermal.« Ich zog eine Hundertdollarnote aus der Brieftasche, weil ich kein kleineres Geld eingesteckt hatte. »Geh damit zu Yanni Kytros. Er wird dir das Geld wechseln. Dann brauchst du nicht im Regen zu sitzen. Wir sehen uns morgen früh.«
    Er wollte widersprechen, aber der Durst war stärker, das merkte ich seinem Blick an. Mit nervösem Grinsen nahm er den Geldschein an. »Wie du willst, Jack. Also bis morgen.«
    Er schlurfte davon. Ich stand auf und entdeckte ganz in der Nähe Sergeant Loukas. Er lehnte an der Wand und zündete sich eine Zigarette an. Seine Miene war ernst und feierlich wie immer.
    »Scheußliches Wetter, Mr. Savage. Solchen Regen sind wir hier nicht gewöhnt. Vielleicht weiter im Norden, in Mazedonien zum Beispiel. Im Golf von Thermai ist es manchmal auch sehr naß. Ich hab' dort einmal Urlaub gemacht, auf einer Insel namens Pelos. War hinausgeworfenes Geld, wir hätten genausogut zu Hause bleiben können.«
    Ich stand wie angenagelt da und wartete, was nun kommen sollte. Er seufzte und sah noch trauriger aus als sonst.
    »Es läuft niemals so, wie man es erwartet, Mr. Savage, ist Ihnen das auch schon aufgefallen? Nach außen hin sehen die Dinge immer anders aus, als sie unter der Oberfläche sind.« Er warf seine Zigarette weg und sah zum Himmel auf. »Es wird noch länger regnen. Seien Sie vorsichtig, mein Freund. Bei solchem Wetter ist die Mittlere Passage gefährlich.«
    Damit ging er weg. Ich sah ihm nach und fragte mich, was das alles bedeuten sollte. Vielleicht eine Warnung? Aber es schien noch mehr dahinterzustecken. Und die Andeutung mit Mazedonien und Pelos? Das konnte kein Zufall sein.
    Genau unter mir traf das Motorboot ein. Aleko ging zuerst an Land, dann half er Sarah, und sie kamen beide auf mich zu.
    »Ist alles bereit?« fragte er.
    Ich nickte zu Loukas hinüber, der inzwischen zum Wasser hinuntergegangen war. »Er macht mir Sorgen. Er scheint wirklich über alles Bescheid zu wissen.«
    »Loukas?« Er lächelte selbstzufrieden. »Warum auch nicht?« Daß Loukas sich bei der Sache mit meinem Schiff von ihm hatte bestechen lassen, hatte ich noch hingenommen, aber jetzt ging es um mehr. Um sehr viel mehr. »Ist er einer von Ihnen?« fragte ich.
    »Man muß sich immer gegen alle Möglichkeiten absichern, Captain Savage. Das ist

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