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Die Nacht von Sinos

Die Nacht von Sinos

Titel: Die Nacht von Sinos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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nächsten Absatz mit dem Gesicht nach unten liegen. Ciasim rannte ihm nach und kniete neben ihm. Dann hob er den Kopf und sagte leise: »Er hat sich das Genick gebrochen. Ich schaff' ihn lieber weg.«
    Gleich neben dem Treppenabsatz lag eine Besenkammer. Er schleppte die Leiche hinein, schloß die Kammer zu und steckte den Schlüssel ein.
    Ich rechnete schon damit, daß ein Tumult ausbrechen könnte, aber nichts rührte sich, während wir mit Pavlo die Stufen hinunterstolperten. Ohne einen weiteren Zwischenfall erreichten wir den Garten. Ich stieg als erster in den Gully ein, dann folgte mir Pavlo, zuletzt kam Ciasim und schloß das Gitter hinter sich. Für eine Weile hockten wir im Dunkeln, bis ich meine Taschenlampe eingeschaltet hatte.
    Ciasim sagte: »Du konzentrierst dich auf den Rückweg, Jack, ich kümmere mich um unseren Freund.«
    Ich nickte und wandte mich an Pavlo. »Es geht die ganze Strecke bergab, also müßten wir sie in höchstens einer halben Stunde schaffen.«
    Er sah wie ein Geist aus. Sein Gesicht leuchtete bleich in der Dunkelheit, aber er nickte ungeduldig. »Nur weg von hier, weg von der Insel. Mehr will ich gar nicht.«
    Er hatte natürlich recht. Es hatte keinen Sinn, herumzustehen und zu reden. Ich holte den alten deutschen Plan aus meiner Brusttasche, kontrollierte ihn noch einmal und führte die beiden anderen den steilen Kanal hinab.
    Ohne Ciasims Bärenkräfte hätten wir es nie geschafft, denn als wir den unteren Teil des Kanalsystems erreichten, mußte er Pavlo auf dem Rücken tragen.
    Der immer durchdringender werdende Gestank sagte mir, daß wir nicht mehr weit von der Öffnung entfernt waren. Dann mischte sich saubere Seeluft unter, und ich wünschte mir, endlich wieder aufs Wasser hinauszugelangen.
    Wir erreichten die Plattform neben der Mündung. Ciasim ließ Pavlo sanft zu Boden gleiten und lehnte ihn an die Wand. Das Gesicht des Jungen war mit Schweiß bedeckt. Ich gab ihm einen Schluck Brandy zu trinken.
    »Schon besser«, sagte er, mühsam lächelnd. »Und was nun?«
    »Wir tauchen«, erklärte ich. »Wir haben ein Atemgerät für Sie mit. Machen Sie sich keine Sorgen. Wir binden Sie an einen unserer Unterwasserschlitten, und der zieht sie. Es dauert höchstens eine Viertelstunde, dann sind wir wieder auf dem Schiff. Wir packen Sie in ein warmes Bett und bringen Sie nach Hause.«
    »Machen Sie sich um mich keine Sorgen.« Er schloß für einen Moment die Augen und öffnete sie wieder. »Ich will Ihnen aber doch lieber sagen, wo das Flugzeug liegt, falls etwas passiert. Kennen Sie den Türkenkopf an der nordöstlichen Küste von Kreta?«
    »Sehr gut sogar«, sagte ich.
    »Fein. Dort gibt es eine kleine Insel namens Kapala. Sie ist unbewohnt. Kaum mehr als ein Felsbrocken. Ich bin genau nördlich davon, etwa zweihundert Meter entfernt, ins flache Wasser gestürzt. Höchstens fünf bis sechs Faden tief. Sie werden die Stelle leicht finden.«
    »Schön, Sie haben's mir jetzt gesagt«, versuchte ich ihn zu beruhigen. »Jetzt ziehen Sie den Anzug an.«
    Er packte mich verzweifelt. »Aber ich muß Ihnen noch sagen, wie das mit Apostolides und der Aktenmappe ist, das ist sehr wichtig.«
    Da er bereits fieberte, ließ ich ihn noch ein paar Minuten weiterreden, bis er zufrieden war. Dann zogen wir ihm den Naßtauchanzug an, den Ciasim am rechten Arm über dem Gipsververband aufschlitzen mußte.
    Er schien sich etwas zu erholen, als wir ihm die Aqualunge auf den Rücken schnallten und ihm erklärten, wie die Luftzufuhr funktionierte. Dann schob ich ihm das Gummimundstück zwischen die Zähne.
    Mir war gar nicht nach Lächeln zumute, als ich mein eigenes Atemgerät befestigte, weil ich kaum glaubte, daß er den Rückweg überleben würde. Für einen Schwerverletzten hatte er schon zuviel durchgemacht.
    Wir schoben zuerst die Aquamobile ins Wasser, dann nahmen wir Pavlo zwischen uns. Ich befestigte ihn an meinem Schlitten, indem ich ihn einfach mit zwei Gurten an den Handgriff schnallte. Dann nahm ich ihn auf den Rücken, schaltete das Aquamobil ein und ließ mich von Ciasim aus dem Schlamm ins freie Wasser hinausstoßen.
    Alles ging glatt, da so ein Aquamobil durchaus imstande ist, auch die doppelte Ladung zu schleppen. Es schien Pavlo gar nicht viel auszumachen. Jetzt kam es nur darauf an, ihn so rasch wie möglich von hier wegzuschaffen.
    Ich wartete, bis Ciasim neben uns schwebte, dann schaltete ich auf volle Kraft und glitt lautlos davon.
    Es war halb eins, als wir ein paar Meter

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