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Die Nacht wird deinen Namen tragen (German Edition)

Die Nacht wird deinen Namen tragen (German Edition)

Titel: Die Nacht wird deinen Namen tragen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Lalli
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seltsam fehl am Platz wirkte.
    Im Sommer waren die Wagen an den Seiten offen, und so dichtgedrängt, wie die Menschen saßen und standen, wäre niemand auf die Idee gekommen, die schweren Vorhänge zuzuziehen. Der Zugführer wartete auf eine schnelle Kalesche, die einen schwarzgekleideten Herrn mit einer Tasche brachte. Dann setzten sich die beiden Wagen schlingernd und rumpelnd in Bewegung.
    Laura schien aufgeregt. Sie hing aus dem Fenster und zeigte auf Häuser, auf Plätze, in Straßen hinein. Sie fuhren am neuen Grand Hotel vorbei, einem großen Kasten mit geschlossenen Fensterläden, an Villen mit bunt bemalten Fronten, mit Bögen und Giebeln, mit Zinnen, die an mittelalterliche Burgen erinnerten. Auch Maximilian ließ sich von ihrer ausgelassenen Stimmung anstecken, und bald lachten und riefen sie beide in den Fahrtwind hinein.
    Nach Viareggio war es weit, und sie stiegen schon nach wenigen Kilometern aus. Sie waren am Lido, einem kleinen Ort, an dessen Anlegesteg die Ausflugsboote nur kurz hielten, wollte tatsächlich einmal jemand ein- oder aussteigen. Ansonsten machten dort vor allem Segler fest. An diesem Tag schaukelte ein herunter gekommener Zweimaster in der Dünung.
    Weit und breit gab es keine Badeanstalten, und nur ein paar Einheimische verloren sich auf dem kilometerlangen Strand.
    Sie zogen die Schuhe aus. Maximilian krempelte die Hosenbeine hoch. Die flachen Wellen brachen sich plätschernd und schoben das Wasser wenige Meter den Strand hinauf. Es schwappte über ihre Füße und Knöchel, so kalt und erfrischend, wie es sich nur in einer wolkenlosen Hitze anfühlen konnte, und Maximilian hätte sich gern ausgezogen, um sich hineinzustürzen, kopfüber hinabzutauchen bis auf den Grund, so lange unten zu bleiben, bis sein heißes Gesicht abgekühlt wäre oder ihm die Lungen platzten. Doch sie hatten keine Badeanzüge mitgenommen, und nackt oder in Unterwäsche hineinzuspringen behagte ihm nicht.
    Schon nach wenigen Hundert Metern stießen sie auf einen alten Kahn. Er lag etwas oberhalb des Strands, dort wo die ersten spärlich bewachsenen Dünen begannen. Sie rannten durch den glühenden Sand und ließen sich schwer atmend im Schatten des Schiffhecks fallen.
    Ein paar Minuten lang starrten sie in den ausgebleichten Himmel. Niemand sagte ein Wort. Es roch nach Holz und Salz und nach dem Harz der Pinien.
    Dann stützten sie sich auf mit weit offenen, aufmerksamen Augen, erstaunt fast, den anderen neben sich zu sehen, und mit klopfendem Herzen und ein wenig ungläubig folgten sie ihren Lippen, die aufeinander zu fielen, sich berührten, aneinander rieben, vorsichtig tastend, als hätten sie sich nicht schon tausend Mal geträumt. Doch das war kein Traum, und wenn sich die trockene Haut, die Luft, die aus ihren halbgeöffneten Mündern wich, stoßweise, auch warm anfühlte, so zitterten ihre Körper, bebten in der Anspannung, die sich ihrer bemächtigt hatte.
    Es sei wie beim Abheben eines Flugzeugs gewesen, sollte Laura später sagen, wie damals, als ihr Bruder sie auf einem kurzen Rundflug mitgenommen habe. Du rumpelst über den Acker, und deine Sinne sind so gereizt, dass du glaubst, jede Erdscholle zu spüren, jeden Ast, und der Motor heult auf, der Wind peitscht dir ins Gesicht, und plötzlich springt das Flugzeug in die Luft, und du lässt los, spürst nur noch, wie es dich hochreißt in den Himmel, und du meinst hinaufzustürzen, immer weiter hinauf bis zu den Sternen.
    Dann küssten sie sich richtig, gierig, mit der gleichen Atemlosigkeit, mit der sie sich zuvor beobachtet hatten. Und überall waren plötzlich Hände und Haare und Haut. Jemand hatte ihnen ihren Körper zurückgegeben, und sie spürten sich selbst fast genauso eindringlich, wie sie den anderen fühlten. Maximilian knöpfte ihre Bluse auf, das Leibchen, das sie darunter trug, und ihre Brüste fielen ihm entgegen weiß und schwer, so weich und warm wie in seinem Traum. Er versank in ihnen wie in einem endlosen Federbett, drückte sie mit den Händen, saugte an den festen Knospen, die in seinem Mund tanzten, hart und rau. Auch sie öffnete sein Hemd, fuhr mit den Fingern seine schweißnassen Rippen entlang, folgte mit den Lippen dem Muster, das sein Badeanzug in seine Haut gebrannt hatte, küsste die Brustwarzen, die so klein waren wie bei einem Kind, seine mit Sommersprossen überzogenen Schultern.
    Irgendwann hielten sie inne. Schon bald oder erst viel später, sie hätten es nicht zu sagen gewusst. Als gebe es auch jetzt wieder

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