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Die Nacht zum Dreizehnten

Die Nacht zum Dreizehnten

Titel: Die Nacht zum Dreizehnten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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schnarchst manchmal so laut, daß du von deinem eigenen Schnarchen aufwachst. Also –«, sie küßte ihn auf die Stirn, »bis morgen früh zum Frühstück. Träume was Schönes!«
    »Darauf kannst du dich verlassen.« Robert Bergmann schloß die Tür hinter Yvonne. Er kleidete sich aus und legte sich zu Bett. Auf seinem Nachttisch lag ein Buch. Er pflegte abends vor dem Einschlafen immer noch zu lesen. Es war der einzige Zeitpunkt, auch in der Klinik, zu dem es ihm möglich war, sich ein wenig mit der Literatur zu befassen.
    Von der Straße her klang das Pariser Leben durch das Fenster wie das Rauschen eines fernen Stroms. Die Stadt lebte und atmete bis in den frühen Morgen hinein. Bergmann gähnte, versuchte zu lesen, aber dann übermannte ihn doch die Müdigkeit. Der Tag war wirklich ein wenig anstrengend für ihn gewesen. Er legte das Buch auf den Nachttisch zurück, knipste das Licht aus und drehte sich auf die Seite. Fast im selben Moment war er auch schon eingeschlafen.
    *
    Dr. Bruckner verließ das Brauhaus Päffgen. Er ging am ›Bichstohl‹ vorbei, jenem Gehäuse, in dem sich der Besitzer aufhält und die Köbesse kontrolliert. Warum man diesen Raum ›Beichtstuhl‹ nennt, war Dr. Bruckner niemals klargeworden. Erst als er sah, daß die Ober ihre Marken dort holen mußten, um das Bier in Empfang zu nehmen, wurde es ihm klar. Sie mußten gewissermaßen dort ihre Beichte ablegen, was alles im Lokal geschah, und der Inhaber konnte sie alle kontrollieren. Daher lief die Bedienung wahrscheinlich auch so reibungslos ab.
    Thomas Bruckner ging auf die Straße. Er schaute auf die Uhr und überlegte, ob er schon in die; Klinik zurückkehren sollte. Aber der Abend war so schön, und er würde sicherlich sobald nicht wieder Gelegenheit haben, allein, ohne daß er abrufbereit sein mußte, durch die Stadt zu bummeln. Er ging die Friesenstraße zurück zum Dom, überquerte die Domplatte und ging in Richtung Altstadt. Die Straßen waren hier buchstäblich mit Menschen vollgestopft. Man hatte das Gefühl, daß halb Köln auf den Beinen war, um hier noch ein paar Stunden das Leben zu genießen. Ein Lokal hatte als Tischersatz mehrere leere Fässer auf die Straße gestellt. Die Gäste standen herum, stellten ihre Biergläser auf den Fässern ab und genossen die Wärme des Abends.
    Dann bummelte er zum Dom zurück. Auf dem Roncalliplatz zeigten noch die Rollschuhläufer ihre Künste, fuhren waghalsige Touren, hatten ein Hindernis aufgebaut, über das sie in vollem Schwung hinüberschwangen.
    Der Oberarzt blieb eine Weile stehen und schaute ihnen zu. Am liebsten hätte er sich auch ein paar Rollschuhe ausgeliehen, um ein wenig mit an diesem Vergnügen teilzuhaben. Er überlegte, was wohl seine Kollegen sagen würden, wenn er es wirklich wahrmachen würde und hier wie ein Junge über den Platz liefe …
    Er stieg die Treppe hinunter. Hier hielt der Autobus, der ihn zur Bergmann-Klinik zurückbrachte. Allmählich wurde es Zeit, daß er heimkehrte.
    *
    Dr. Heidmann schaute noch einmal Schwester Euphrosine an, als erwarte er von ihr, daß sie ihm das Operieren verbiete.
    Aber die alte Schwester schaute an ihm vorbei. Es sah aus, als versuche sie, jegliche Verantwortung für diesen Eingriff abzuschieben.
    »Nun machen Sie schon! Die Haut ist offen. Frisch gewagt! Eröffnen Sie die Bauchhöhle!« Schwester Arianes Stimme klang ungeduldig.
    Johann Heidmann fühlte sich in seiner Ehre getroffen. Die Bemerkung gefiel ihm nicht. »Es ist nicht die erste Laparotomie, die ich ausführe«, gab er ein wenig verärgert zur Antwort.
    Aber es war, als ob ihm die provokative Aufforderung der Schwester endlich den Mut gegeben hatte, der ihm zu fehlen schien. Er durchtrennte die derbe Gewebeplatte, die unter der Haut lag und die Bauchhöhle abschloß. Wie er es gelernt hatte, legte er zunächst ein kleines Loch hinein, steckte den Finger hindurch und hob die Bauchdecke weitgehend in die Höhe, um keine Därme zu verletzen, die darunter lagen. Das Messer knirschte, als es durch das harte Gewebe schnitt.
    »Stumpfer Haken!«
    Schwester Ariane nahm aus Schwester Euphrosines Hand die gebogenen Metallhaken entgegen und führte sie in die Wundränder ein. Sie zog die Lefzen weit auseinander. »Richten Sie das Licht, bitte!« rief sie Chiron zu.
    Der alte Pfleger rückte sofort an der Deckenlampe so lange, bis das grelle Scheinwerferlicht voll in die Bauchhöhle schien.
    »Nichts!« Dr. Heidmanns Stimme klang ein wenig vorwurfsvoll. »Da scheint

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