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Die Nacht zum Dreizehnten

Die Nacht zum Dreizehnten

Titel: Die Nacht zum Dreizehnten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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mehr besuchen können. Kommen Sie morgen wieder, dann können Sie uns alles, was Sie für wichtig halten, erzählen.«
    Herbert Müller schien enttäuscht zu sein, daß er nicht in die Klinik konnte, aber gehorsam setzte er seinen Helm wieder auf, trat den Motor an und reichte Dr. Bruckner die Hand. »Tschüs!« Er fuhr knatternd in weitem Bogen auf die Straße hinaus und verschwand um die Ecke.
    »Wollen Sie nicht mal nach dem Rechten sehen?« Der Pförtner deutete auf die Chirurgische Klinik. »Oberarzt Wagner ist zwar da, aber es ist ja Ihre Station. Und ich glaube, da ist wirklich der Teufel los. Es ist ja auch kein Wunder …« Der alte Pförtner senkte seine Stimme und sah sich um, als fürchte er einen Lauscher.
    »Und wieso ist es kein Wunder?« fragte Thomas Bruckner den alten Mann.
    »Heute ist die Nacht zum Dreizehnten. Und der Dreizehnte fällt zudem noch auf einen Freitag. Das ist immer ein schlechtes Zeichen. Das bringt Unglück!«
    Dr. Bruckner klopfte dem Alten lachend auf die Schulter. »Aber, aber – wir sind doch nicht abergläubisch! Das ist doch alles Unsinn …«
    »Sie mögen darüber lachen, aber es ist schon was dran. So lange ich hier Dienst mache, ist in den Nächten zum Dreizehnten immer etwas Schreckliches passiert.«
    *
    »Sie wollen sagen, daß Sie –«, Oberarzt Wagner deutete auf die Kanüle, die aus der Brust herausragte, »diese Punktion vorgenommen haben?«
    Schwester Ariane nickte. »Ja – ich mußte es tun – sonst wäre uns der Patient gestorben.« Sie sagte es vollkommen souverän und selbstverständlich.
    Oberarzt Wagner rückte nervös an seiner Brille. »Wissen Sie nicht, daß das Pflegepersonal solche schwerwiegenden Eingriffe nicht vornehmen darf?« Dr. Wagners Stimme schwoll an: »Was Sie da getan haben, verstößt gegen jegliche Vorschrift! Ich werde ein Disziplinarverfahren einleiten müssen!« Wagners Stimme wurde wieder leiser. Er hielt Arianes spöttischen Blick nicht aus. Am liebsten hätte er, wie er es sonst immer tat, losgebrüllt. Aber irgend etwas im Wesen dieser Frau, die ihm gegenüberstand, hinderte ihn daran.
    Die Tür öffnete sich. Dr. Heidmann und Dr. Phisto betraten das Krankenzimmer.
    »Endlich sind Sie da!« entfuhr es Dr. Heidmann.
    Dr. Wagner funkelte ihn durch seine starken Brillengläser ärgerlich an. »Was heißt hier endlich?«
    »Endlich heißt, daß wir den ganzen Abend vergeblich darauf gewartet haben, Ihre Nummer zu erfahren!« Dr. Phisto trat ganz dicht an Oberarzt Wagner heran, der erschrocken einen Schritt zurückwich, als fürchte er, Dr. Phisto könne ihn schlagen.
    »Es ist doch alles gutgegangen! Der Patient ist ordnungsgemäß versorgt. Ich weiß nicht, was ich hätte besser machen können. Es ist ja immer wieder dasselbe«, begann er sich zu ereifern. »Die Assistenten denken einfach nicht. Immer wird gleich der Oberarzt gerufen, auch wenn es sich um eine kleine Geschichte handelt, die sie gut allein hätten durchrühren können. Wir sind schließlich eine Klinik und keine Kinderbewahranstalt!«
    Auf dem Korridor ertönten Schritte. Die Tür öffnete sich. Dr. Bruckner trat ein. Er schmunzelte.
    »Dann sind wir ja alle vereint! Was ist denn los? Ich habe erfahren, wir haben eine Zweihöhlenverletzung?«
    »Ja –«, Oberarzt Wagner antwortete. »Ich war im Kino, da wollte man mich holen. Und das wegen einer solchen Angelegenheit, die die beiden Herren wirklich noch allein geschafft haben.«
    »Wir haben nichts allein geschafft.« Dr. Phistos Stimme klang jetzt erregt. Er deutete auf Schwester Ariane. »Wir hatten keine Ahnung, daß es sich um einen Spannungspneu handelte, und wir hätten nichts zu tun gewußt, wenn Schwester Ariane nicht tatkräftig eingegriffen hätte. Sie hat Sie vertreten, Herr Oberarzt! Und sie hat –«, Dr. Phistos Stimme wurde unheimlich ruhig, »es vielleicht besser als Sie gemacht!«
    »Was fällt Ihnen ein?« Oberarzt Wagner rückte nervös an seiner Brille. Seine Stimme wurde keifend, und sein Gesicht hatte sich knallrot verfärbt. »Wie reden Sie mit mir? Ich bin schließlich Ihr Oberarzt!«
    »Oberarzt hin, Oberarzt her!« Dr. Bruckner schob mit zwei Händen die beiden Streithähne auseinander. »Ich glaube, es ist nicht sehr opportun, sich in Gegenwart des Patienten zu streiten.«
    »Aber er ist doch ohne Besinnung!« warf Oberarzt Wagner ein, was einigermaßen komisch wirkte.
    »Auch kennen Sie vielleicht Professor Bergmanns Anordnung, daß wir uns niemals in Krankenzimmern streiten

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