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Die Nacht zum Dreizehnten

Die Nacht zum Dreizehnten

Titel: Die Nacht zum Dreizehnten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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unsere Wege.«
    »Für heute!« Dr. Bruckner reichte Ariane die Hand. »Haben Sie jedenfalls herzlichen Dank für das, was Sie getan haben. Ich glaube, unser Patient –«, Dr. Bruckners Blicke gingen zur Klinik zurück und suchten das schwacherleuchtete Zimmer, in dem der Kranke lag, »hat Ihnen sein Leben zu verdanken.«
    »Vielleicht!« antwortete Ariane ausweichend. Sie machte einen Schritt auf das Schwesternhaus zu, blieb dann aber stehen und kam zurück.
    »Haben Sie etwas vergessen?« fragte Johann Heidmann.
    »Ja; daß ich zum Nachtdienst eingeteilt bin! In der Aufregung vorhin bin ich Ihnen einfach gefolgt, ohne zu überlegen, daß ich ja im Krankenzimmer bleiben muß. Schwester Angelika hat mich vorhin schon einmal angeschnauzt, weil ich meinen Dienst vernachlässigt habe.«
    »Na – dann gehen Sie mal wieder zurück.« Thomas Bruckner schaute ihr nach, wie sie mit raschen Schritten den Weg zurückging, den sie eben gekommen waren, und schließlich im Backsteinbau der Chirurgischen Klinik verschwand.
    »Eine komische Person!« Heidmann folgte Bruckner, der jetzt auf das Ärztehaus zuging.
    »Und eine verdammt hübsche«, ergänzte Dr. Phisto, der an die andere Seite von Dr. Bruckner getreten war. »Ich glaube, die wird uns noch manches Rätsel aufgeben!« Thomas Bruckner schloß die Tür zum Ärztehaus auf und blickte auf die Uhr. »Viel Zeit zum Schlafen haben wir nicht mehr. Schlafen Sie etwas schneller, damit Sie morgen früh ausgeruht sind. Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht.«
    VII
    Ariane Quenstadt war die Treppen hochgestiegen, die zum Krankenzimmer führten. Im Grunde genommen war sie das Spiel schon leid. Das hatte sie nun davon: Sie mußte Nachtdienst schieben, konnte nicht schlafen gehen, obgleich sie völlig übermüdet war. Sie ging den Korridor hinunter und blieb einen Augenblick vor der Tür ihres Krankenzimmers stehen. Ihr Vater würde sicherlich sehr ungehalten sein, wenn sie ihm berichtete, was hier geschah.
    Sie drückte dieKlinke hinunter, öffnete die Tür leise und schaute hinein. Das Nachtlicht erleuchtete schwach das Zimmer. Ihre Augen mußten sich erst an das veränderte Licht gewöhnen, ehe sie Einzelheiten wahrnehmen könnte. Sie zog sich einen Stuhl heran, setzte sich ans Bett und betrachtete den schlafenden Patienten. Sein Gesicht sah immer noch schrecklich aus. Sie hatte schon viel gesehen, aber eine solche gräßliche Verunstaltung war ihr nur ein einziges Mal vorgekommen. Und der Patient war dann auch gestorben.
    Harald Streiber regte sich. Es sah aus, als ob er die Augen öffnen wollte, aber das bildete sie sich wohl nur ein.
    Sie fühlte nach dem Puls: ruhig und gleichmäßig! Aus der Blutkonserve tropfte Blut langsam durch die Glaskugel, die die Menge des zugeflossenen Blutes zu bestimmen erlaubte. Ariane war müde und gähnte ein paarmal. Im Grunde genommen war es Unsinn, diesen Nachtdienst zu machen. Natürlich bedurfte dieser Kranke einer Wache, damit ihm nichts während der Nacht passierte, aber mußte gerade sie das sein …
    Sie stand auf und drehte den Quetschhahn, der die Blutzufuhr regulierte, ein wenig fester zu. Der Patient brauchte nicht mehr soviel Blut. Der Kreislauf hatte sich stabilisiert.
    Als sie wieder bei ihm Platz nahm, sah sie, daß seine geschwollenen Augenlider halb geöffnet waren und daß er sie anschaute. Sie nickte ihm zu.
    »Schlafen Sie nur«, erklärte sie ihm. »Sie sollen sich gesund schlafen. Morgen wird es Ihnen viel besser gehen.« Mit einer zärtlichen Gebärde strich sie leicht über sein verschwitztes Haar.
    Es sah aus, als ob ein Lächeln über den unförmigen Fleischklumpen flog, der anstelle des Gesichts auf dem Kissen lag. Aber auch das war wahrscheinlich nur Einbildung. Die starke Schwellung ließ keinerlei Regung des Gesichtes erkennen.
    Die Müdigkeit übermannte sie immer mehr. Sie hatte Mühe, die Augen aufzuhalten. Am liebsten wäre sie in das Dienstzimmer gegangen, um sich dort noch eine Tasse starken Kaffees zu bereiten, damit sie wach bliebe … Selbst dazu war sie aber zu müde. Sie konnte nicht die Energie aufbringen, sich zu erheben.
    Einmal fiel ihr Kopf auf die Brust hinunter. Die ruckartige Bewegung weckte sie auf. Sie lehnte ihren Kopf nach hinten. Alles war ruhig. Das Dämmerlicht, das den Raum erhellte, verstärkte ihre Müdigkeit nur noch mehr. Noch zweimal kämpfte sie gegen das Schlafbedürfnis. Dann versank alles um sie herum …
    *
    Der Patient hatte das Bewußtsein wiedererlangt. Seine Lider waren so

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