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Die Nacht zum Dreizehnten

Die Nacht zum Dreizehnten

Titel: Die Nacht zum Dreizehnten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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Straßenbahnhaltestelle. Doch als er dort ankam, fuhr die Bahn gerade fort. Er überlegte, ob er auf die nächste warten sollte. Seine übergroße Sparsamkeit kämpfte mit seinem Verantwortungsgefühl. Schließlich gewann das letztere doch die Oberhand. Er ging ein paar Schritte zum Taxistand. »Bitte, sofort in die Bergmann-Klinik!«
    Er ließ sich in das Polster fallen und trommelte aufgeregt mit den Fingern gegen die Scheibe, so daß der Taxichauffeur ihn bat: »Unterlassen Sie das bitte. Sie machen mich nervös. Nachher baue ich noch einen Unfall.«
    Dr. Wagner hätte den Mann am liebsten angeschrien. Seine innere Spannung war so stark, daß er ein Ventil brauchte. Zum Glück tauchte bald das rote Backsteingebäude der Bergmann-Klinik auf. Das Taxi fuhr in einem großen Bogen an die Einfahrt und hielt. Wagner stieg aus und bezahlte.
    Da kam schon der Pförtner aus seiner Loge heraus. Er rang die Hände. »Herr Oberarzt, – wo stecken Sie bloß? Die ganze Klinik hat Sie heute nacht gesucht.«
    »Ich komme!« Wagner winkte ab, als der Fahrer nach Münzen suchte. »Lassen Sie nur«, beschied er ihn großzügig.
    »Da ist ein schwerverletzter Patient eingeliefert worden. Sie waren nicht zu erreichen. Dr. Heidmann und Dr. Phisto hatten Dienst. Ich glaube, es ist eine sehr schwere Verletzung.«
    »Gut!« Dr. Wagner nahm seine Brille ab, die vor Aufregung angelaufen war, und putzte sie. »Wo ist der Patient gelandet?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Am besten rufen Sie Schwester Angelika an. Ach –«, er zeigte auf den Eingang zur Chirurgischen Klinik. »Da kommt Chiron! Der kann Ihnen sicherlich die beste Auskunft geben.« Er winkte dem alten Pfleger aufgeregt zu.
    Dieser rief schon von weitem: »Jetzt kommen Sie erst!« Seine Stimme klang vorwurfsvoll. Unter anderen Umständen hätte Dr. Wagner ihn zurechtgewiesen und sich die Kritik, die in seinen Worten lag, verbeten. Heute aber fühlte er sich ganz klein und von der Gunst des alten Pflegers abhängig. »Ich sagte bereits am Telefon, daß man vergessen hat, die Klinik zu benachrichtigen. Was ist denn passiert?« Er folgte dem alten Pfleger in die Klinik.
    »Eine Zweihöhlenverletzung durch Hufschlag. Der Stallbursche des berühmten Schlagerstars Bursoni ist schwer verletzt worden.« Er öffnete die Tür des Fahrstuhls, ließ Oberarzt Wagner eintreten und fuhr mit ihm zu der Station, wo der Verletzte lag. »Soll ich Dr. Heidmann benachrichtigen?«
    »Bitte. Ihn und Dr. Phisto. Die beiden haben doch operiert. War es sehr schlimm?«
    Chiron zuckte bedauernd mit den Schultern. »Das müssen Sie mich nicht fragen, Herr Oberarzt. Ich bin hier nur Krankenpfleger. Aber vielleicht fragen Sie die Schwester, die jetzt bei dem Verletzten Nachtwache hält. Die hat ihn operiert.«
    »Die hat … was?« Die Brille des Oberarztes rutschte bis auf die Nasenspitze. Er schien es nicht zu bemerken. Mit offenem Mund starrte er den Pfleger an. »Wer hat operiert? Habe ich recht gehört?«
    »Schwester Ariane hat operiert. Das heißt«, verbesserte sich Chiron, »sie hat nicht alles selbst operiert, aber sie hat immerhin die lebensrettende Punktion ausgeführt und Dr. Heidmann die Anordnung gegeben, wie er operieren soll. Aber entschuldigen Sie –«, der alte Pfleger hatte Mühe, ein Grinsen zu verbergen, als er das entsetzte Gesicht des Oberarztes betrachtete, »ich werde die beiden Herren herbeirufen. Wollen Sie derweilen schon zu dem Patienten gehen? Er liegt auf …« Der knochige Finger des alten Pflegers zeigte auf die Tür, hinter der der Patient lag.
    »Ja, ich muß mir doch wenigstens mal die Schwester ansehen, die hier operiert!« Wutschnaubend drückte Wagner endlich seine herabgerutschte Brille mit dem Mittelfinger der linken Hand auf ihren richtigen Platz zurück, ging auf das Zimmer zu, blieb vor der Tür stehen und schaute einen Augenblick wie hilfesuchend Chiron an. Aber der kümmerte sich nicht um ihn. Er hatte sich bereits umgewandt und betrat das Dienstzimmer.
    Dr. Wagner zögerte, dann klopfte er entschlossen an die Tür des Krankenzimmers und trat ein.
    »Herr Oberarzt Wagner?« fragte Schwester Ariane, während sie aufstand.
    Wagner schluckte ein paarmal. Er wußte nicht, was er sagen sollte. Er wagte es nicht, die Schwester anzuschnauzen, wie er es ursprünglich vorgehabt hatte, weil sie ihre Kompetenzen als Schwester überschritten hatte. Er blickte verlegen den Patienten an, trat an das Bett und faßte nach dem Puls, um irgend etwas zu tun.
    »Ein

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