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Die Nacht zum Dreizehnten

Die Nacht zum Dreizehnten

Titel: Die Nacht zum Dreizehnten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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danken.
    Das Telefon schellte. Sie nahm den Hörer ab und meldete sich. Eine männliche Stimme sagte: »Hier spricht Streiber. Ist dort die Station von Dr. Bruckner?«
    »Wer ist dort?« Ariane begriff nicht.
    »Harald Streiber. Ich bin bei Herrn Bursoni angestellt, und der ist doch vor einigen Tagen bei Ihnen eingeliefert worden. Ein Pferd hat ihn getreten. Ich bin zufällig zurückgekommen und habe gehört, daß er in Ihrer Klinik liegt.«
    »Sie sind Harald Streiber?« In Arianes Ohren begann es zu sausen und zu brausen. Sie hatte das Gefühl, daß sie ihre Besinnung verlor. »Das begreife ich nicht. Herr Streiber liegt doch hier.«
    »Das ist ja eben der Irrtum. Er muß meine Jacke angehabt haben. Da hat man ihn für mich gehalten. Wie geht es ihm?«
    »Sie sagten … Dietmar Bursoni?« Ariane betonte jedes Wort. Sie erschrak über die Härte ihrer eigenen Stimme. »Der Schlagerstar?«
    »Ja, der ist es. Können Sie mich wohl mit ihm verbinden?«
    »Ja – ich werde Sie mit ihm verbinden. Bleiben Sie bitte am Apparat.« Sie erhob sich, nahm einen der tragbaren Telefonapparate aus dem Regal und ging auf den Flur hinaus.
    Dietmar Bursoni! Der Gedanke, daß dieser Mann ihr je im Leben noch einmal begegnen würde, war ihr nie gekommen. Der Vater ihres Jungen … Jetzt war er da. Und sie war es gewesen, die ihm das Leben gerettet hatte …
    Einen Augenblick kam ihr der Gedanke, daß es vielleicht besser gewesen wäre, sie hätte sich nicht gerührt, als er eingeliefert wurde. Dann würde er jetzt nicht mehr leben. Dann hätte sie die Rache, auf die sie eigentlich immer im Unterbewußtsein irgendwie gewartet hatte.
    Daß sie ihn nicht erkannt hatte, war natürlich. Sein Gesicht war so entstellt, daß man keine Züge erkennen konnte. Aber er hätte sie erkennen müssen! Sie hatte sich doch kaum verändert. Sie hätte jede Fotografie aus der damaligen Zeit heute verwenden können, ohne daß es aufgefallen wäre …
    Jetzt glaubte sie auch zu wissen, von wem die Rosen waren. Sie konnten nur von ihm sein. Vielleicht versuchte er auf diese Art, sein schlechtes Gewissen zu beruhigen und sich ihr wieder zu nähern.
    Am liebsten wäre sie umgekehrt, hätte die Rosen genommen und ihm vor die Füße geworfen.
    Aber dann gewann der nüchterne Verstand die Oberhand. Sie durfte sich nicht wie eine billige, schlechte Schauspielerin benehmen. Sie klopfte an, wartete auf das »Herein« und öffnete die Tür.
    »Ich hatte schon gefürchtet, ich würde Sie heute nicht mehr sehen. Sie haben frei, wurde mir gesagt?« Er streckte ihr beide Hände entgegen. Sie übersah sie und stöpselte das Telefon ein.
    »Ein Gespräch für Sie – von –«, sie hatte Mühe, ruhig zu bleiben, »einem Herrn Harald Streiber, Ihrem –«, sie zögerte, »Pferdepfleger. Sie sind doch Dietmar Bursoni, der Schlagersänger?«
    »Ja, ich bin Dietmar Bursoni. Ich wollte es Ihnen sowieso mitteilen.«
    »Die Rosen stammen also dann wohl von Ihnen?«
    Dietmar nickte. »Sie sollten ein kleines Zeichen meiner –«, er zögerte einen Augenblick, »Zuneigung sein.«
    Ariane hatte Mühe, ihre Ruhe zu bewahren. Ihr Herz hämmerte, sie konnte sein Klopfen bis in den Schädel spüren.
    »Vergessen Sie nicht, Ihr Gespräch!« Sie hob den Hörer ab und gab ihn dem Patienten. Dann drehte sie sich wortlos um und ging zur Tür. Von der Schwelle blickte sie noch einmal zurück und sah, daß Dietmar ihr fassungslos nachschaute. »Bitte –«, rief er ihr nach, »bleiben Sie doch!«
    Aber sie wandte sich um und verließ das Zimmer.
    Als sie sich hinter den Schreibtisch des Dienstzimmers setzte, hatte sie das Bedürfnis, den Hörer, der noch immer auf dem Schreibtisch lag, aufzunehmen und mitzuhören, was Dietmar Bursoni mit seinem Chauffeur beredete. Aber das wäre eine Indiskretion, die ihrer nicht würdig war.
    »Nun – war etwas los?« fragte Schwester Angelika. »Ist Ihnen nicht gut?« Besorgt griff sie nach Arianes Hand. »Sie sehen so blaß aus?«
    »Danke – es geht mir einigermaßen. Ich bin –«, Ariane fuhr sich mit der Hand über die Stirn, »etwas müde.«
    »Es gab auch in den letzten Tagen zuviel Aufregung für Sie. Ich hätte Sie nicht bitten sollen, für mich den Telefondienst zu übernehmen. Legen Sie sich nun hin und ruhen Sie sich aus. Genießen Sie Ihre freie Zeit!«
    Schwester Angelika wirkte wie eine besorgte Glucke, fuhr es Ariane durch den Kopf. Die betuliche Besorgtheit der alten Schwester rührte sie.
    »Sie haben recht.« Sie ging zur

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