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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Ornamenten gefertigt.
    Wenn Mumm ihn trug, kam er sich jedes Mal wie ein Klassenverräter
    vor. Er verabscheute die Vorstel ung, dass man ihn für einen jener
    Leute hielt, die dämliche verzierte Rüstungen trugen. Er verspürte
    sozusagen das vergoldete schlechte Gewissen.
    Er drehte die Fliederblüte zwischen den Fingern hin und her, nahm
    erneut den berauschenden Duft wahr. Ja… es war nicht immer so
    gewesen…
    Jemand hatte gerade zu ihm gesprochen. Er sah auf.
    »Was?«, fragte er scharf.
    »Ich habe mich nach dem Befinden Ihrer Ladyschaft erkundigt«, sagte
    der Butler überrascht. »Ist alles in Ordnung, Euer Gnaden?«
    »Was? Oh, ja. Nein. Ich bin soweit in Ordnung. Und Ihre Ladyschaft
    ebenfal s, danke. Ich habe bei ihr vorbeigeschaut, bevor ich nach
    draußen gegangen bin. Frau Zufrieden ist bei ihr. Sie meint, es dauert
    noch eine Weile.«
    »Ich werde die Küche trotzdem anweisen, genügend heißes Wasser
    vorzubereiten, Euer Gnaden, nur für den Fall«, sagte Willikins und half
    Mumm beim Anlegen des vergoldeten Brustharnischs.
    »Ja. Wozu braucht man all das Wasser, was meinst du?«
    »Ich weiß es nicht, Euer Gnaden«, erwiderte Willikins.
    »Wahrscheinlich ist es besser, nicht danach zu fragen.«
    Mumm nickte. Sybil hatte mit sanftem Nachdruck darauf
    hingewiesen, dass er bei dieser Angelegenheit nicht gebraucht wurde. Er
    musste zugeben, dass es ihm eine gewisse Erleichterung bescherte.
    Er reichte Willikins die Fliederblüte. Der Butler nahm sie
    kommentarlos entgegen und schob sie in ein mit Wasser gefül tes
    Silberröhrchen, in dem sie stundenlang frisch bleiben würde. Das
    Röhrchen befestigte er an einem Riemen des Brustharnischs.
    »Die Zeit vergeht, Euer Gnaden«, sagte er und staubte ihn mit einer
    kleiner Bürste ab.
    Mumm holte seine Uhr hervor. »In der Tat. Auf dem Weg zum Palast
    mache ich einen Abstecher zum Wachhaus und unterschreibe dort, was
    unterschrieben werden muss. Ich bin so schnell wie möglich zurück.«
    Willikins bedachte ihn mit einem Blick, in dem für einen Butler
    ungebührliche Sorge zum Ausdruck kam. »Ich bin sicher, Ihre
    Ladyschaft wird alles gut überstehen, Euer Gnaden«, sagte er.
    »Natürlich ist sie nicht, nicht…«
    »… nicht mehr jung«, warf Mumm ein.
    »Nun, sie ist reicher an Jahren als viele andere Primigravidae«, sagte
    Willikins glatt. »Aber sie ist auch stabil gebaut, wenn du mir diese
    Bemerkung gestattest, Euer Gnaden, und ihre Familie hat
    traditionsgemäß kaum Niederkunftsprobleme…«
    »Primi was?«
    »Neue Mütter, Euer Gnaden. Es wäre Ihrer Ladyschaft bestimmt
    lieber, wenn du irgendwelchen Schurken nachjagst, anstatt Löcher in
    den Bibliotheksteppich zu treten.«
    »Da hast du vermutlich Recht, Willikins. Äh… Da fällt mir ein: Eine
    junge Frau schwimmt in der alten Jauchegrube, Willikins.«
    »Sehr wohl, Euer Gnaden. Ich werde sofort den Küchenjungen mit
    einer Leiter dorthin schicken. Eine Nachricht für die Assassinengilde?«
    »Gute Idee. Die junge Dame braucht ein Bad und saubere
    Klamotten.«
    »Ich glaube, der Schlauch in der alten Spülküche wäre vielleicht
    angemessener, Euer Gnaden? Zumindest zu Anfang?«
    »Guter Hinweis. Kümmere dich darum. Ich muss jetzt los.«

    Im Hauptbüro des Wachhauses am Pseudopolisplatz rückte Feldwebel
    Colon geistesabwesend die Fliederblüte zurecht, die er sich wie eine
    Feder an den Helm gesteckt hatte.
    »Sie werden sehr seltsam, Nobby«, sagte er und blätterte lustlos durch
    den morgendlichen Papierkram. »Typisch für Polizisten. Mir ging’s
    ebenso, als ich Kinder hatte. Man wird hart.«
    »Was meinst du mit hart?«, fragte Korporal Nobbs, der vermutlich
    der beste lebende Beweis dafür war, dass es einen glatten Übergang
    zwischen Menschen und Tieren gab.
    »Nun…«, sagte Colon und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Es
    ist wie… Nun, wenn du in unser Alter kommst…« Er sah Nobby an
    und zögerte. Schon seit einigen Jahren gab Nobby sein Alter mit
    »wahrscheinlich 34« an; die Familie Nobbs konnte nicht gut zählen.
    »Ich meine, wenn ein Mann ein… gewisses Alter erreicht«, versuchte
    er es erneut, »weiß er, dass die Welt nie perfekt sein wird. Er gewöhnt
    sich daran, dass sie ein wenig…«
    »Schmutzig ist?«, vermutete Nobby. Hinter seinem Ohr, wo für
    gewöhnlich eine Zigarette steckte, zeigte sich eine verwelkende
    Fliederblüte.
    »Genau«, sagte Colon. »Man begreift, dass die Welt nie perfekt sein
    wird, und deshalb findet man sich mit ihr ab,

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