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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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gestohlenem Schmuck in den Taschen, und
    mit einem Gesichtsausdruck verletzter Unschuld fragte er: »Ich? Was
    soll ich getan haben?«
    Und er wirkte völlig glaubwürdig, bis man tief in die frechen,
    lächelnden Augen sah und ganz unten dem Blick der Dämonen
    begegnete…
    Aber man durfte sich nicht zu viel Zeit dafür nehmen, ihm in die
    Augen zu sehen, denn es bedeutete, dass man nicht mehr auf seine
    Hände achtete, von denen eine inzwischen ein Messer hielt.
    Durchschnittliche Wächter kamen mit solchen Leuten kaum zurecht.
    Sie erwarteten von einem Verbrecher, der sich einer Übermacht
    gegenübersah, dass er aufgab, einen Handel versuchte oder wenigstens
    stehen blieb. Sie rechneten nicht damit, dass jemand für eine Uhr tötete, die nur fünf Dollar wert war. (Bei einer Uhr im Wert von hundert
    Dollar sah die Sache anders aus. Immerhin war dies Ankh-Morpork.)
    »War Starkimarm verheiratet?«, fragte Mumm.
    »Nein, Herr. Er wohnte bei seinen Eltern im Neuen
    Flickschusterweg.«
    Eltern, dachte Mumm. Das machte es noch schlimmer.
    »Hat ihnen jemand Bescheid gegeben?«, fragte er. »Und sag jetzt bloß
    nicht, dass Nobby die traurige Nachricht überbracht hat. Wir wol en
    keinen weiteren Unsinn in der Art von ›Ich wette einen Dollar, dass du
    die Witwe Jackson bist‹.«
    »Ich habe mich auf den Weg gemacht, Herr. Sofort nachdem wir
    davon erfuhren.«
    »Danke. Wie haben sie es aufgenommen?«
    »Mit… würdigem Ernst, Herr.«
    Mumm stöhnte. Er konnte sich die Gesichter vorstellen.
    »Ich schreibe ihnen den offiziellen Brief«, sagte er und zog die
    Schreibtischschublade auf. »Jemand sol ihn den Eltern bringen. Und
    lass ihnen ausrichten, dass ich später vorbeikomme. Dies ist vielleicht
    nicht der geeignete Zeitpunkt, um…« Nein, Augenblick, es waren
    Zwerge; sie schämten sich nicht, über Geld zu reden. »Sag ihnen, dass
    wir uns um die Einzelheiten der Pension kümmern. Er starb im Dienst,
    was einen Zuschlag bedeutet. Es kommt al es zusammen. Und natürlich
    steht es ihnen zu.« Er suchte in den Schränken. »Wo ist seine Akte?«
    »Hier.« Karotte reichte sie ihm. »Man erwartet uns um zehn im Palast,
    Herr. Wachkomitee. Aber bestimmt zeigt man Verständnis«, fügte er
    hinzu, als er Mumms Gesichtsausdruck sah. »Ich räume Starkimarms
    Spind aus, Herr, und die Jungs machen bestimmt eine Sammlung, für
    Blumen und so…«
    Nachdem der Hauptmann gegangen war, starrte Mumm auf ein leeres
    Blatt Papier hinab. Eine Akte. Er musste eine verdammte Akte
    bemühen. Aber heutzutage gab es so viele Wächter…
    Eine Sammlung für Blumen. Und für einen Sarg. Man kümmert sich um die
    eigenen Leute. Das hatte Feldwebel Dickins gesagt, vor langer Zeit…
    Mumm konnte nicht gut mit Worten umgehen, und geschriebene
    fielen ihm noch schwerer. Er warf einen Blick in die Akte, um sein
    Gedächtnis aufzufrischen, und dann begann er zu schreiben, gab sich
    dabei alle Mühe.
    Es waren gute Worte, und sogar die richtigen, mehr oder weniger.
    Aber die Wahrheit lautete: Starkimarm war einfach nur ein anständiger
    Zwerg gewesen, den man dafür bezahlt hatte, ein Wächter zu sein. Er
    hatte sich um eine Stelle bei der Wache beworben, weil dies als eine
    gute Berufswahl galt. Die Bezahlung war nicht schlecht, es gab eine
    ordentliche Pension und eine gute medizinische Versorgung, wenn man
    den Mut aufbrachte, sich von Igor im Kel er behandeln zu lassen. Und
    nach einem Jahr oder so konnte ein in Ankh-Morpork ausgebildeter
    Wächter die Stadt verlassen und durfte damit rechnen, in der Wache
    einer anderen Stadt Arbeit zu bekommen und sofort befördert zu
    werden. Das geschah ständig. Man nannte sie Sammys, selbst in
    Städten, die nie etwas von Sam Mumm gehört hatten. Darauf war
    Mumm durchaus stolz. »Sammys«: So nannte man Wächter, die denken
    konnten, ohne dabei die Lippen zu bewegen, die sich nicht bestechen
    ließen – besser gesagt, die sich dabei auf Bier und Krapfen
    beschränkten; das war selbst für Mumm die Schmiere, die al e Räder
    laufen ließ – und die im Großen und Ganzen vertrauenswürdig waren.
    Oder die zumindest ein gewisses Vertrauen verdienten.
    Das Geräusch laufender Füße verriet, dass Feldwebel Detritus mit
    den neuesten Rekruten vom Morgenlauf zurückkehrte. Mumm hörte
    das Lied, das Detritus ihnen beigebracht hatte. Aus irgendeinem Grund
    merkte man sofort, dass es von einem Troll stammte.

    »Ein dummes Lied jetzt singen wir!
    Während wir marschieren hier!
    Niemand nicht weiß,

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