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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Geräusche ab. Keiner
    der Wächter an den Tischen schrieb mehr.
    »Ich meine, ich erinnere mich daran, dass du letztes Jahr eine solche
    Blume getragen hast, so wie Reg und Nobby, und ich habe mich
    gefragt, ob man das von uns al en erwartet…« Fing sprach nicht weiter.
    Colons normalerweise freundlich blickende Augen waren zu schmalen
    Schlitzen zusammengekniffen und verkündeten: Du stehst auf dünnem
    Eis, Junge, und unter dir knackt es…
    »Ich meine, unsere Hauswirtin hat einen Garten, und dort könnte ich
    mir leicht eine Blume besorgen…«, fuhr Fing fort, bestrebt, Selbstmord
    zu begehen.
    »Du würdest heute eine Fliederblüte tragen?«, fragte Colon leise.
    »Ich meine nur, wenn du Wert darauf legst, könnte ich gehen und…«
    »Warst du dabei?«, fragte Colon und stand so plötzlich auf, dass sein
    Stuhl umfiel.
    »Immer mit der Ruhe, Fred«, murmelte Nobby.
    »Ich wol te nicht…«, begann Fing. »Ich meine… Ob ich wo dabei war, Feldwebel?«
    Colon beugte sich über den Schreibtisch, bis nur noch wenige
    Zentimeter sein rundes, rotes Gesicht von Fings Nase trennten. »Wenn
    du nichts über das Wo weißt, kannst du auch nicht dabei gewesen sein«,
    sagte er noch immer leise. Dann richtete er sich wieder auf. »Nobby
    und ich haben jetzt etwas zu erledigen«, fügte er hinzu. »Rühren, Fing.
    Wir gehen jetzt.«
    »Äh…«
    Dies war kein guter Tag für Korporal Fing.
    »Ja?«, fragte Colon.
    »Äh… die Vorschriften, Feldwebel… Du bist der ranghöchste
    Offizier, und ich bin heute der Offizier vom Dienst, andernfal s würde
    ich dich nicht fragen… Wenn du das Wachhaus verlässt, Feldwebel,
    musst du mir sagen, wohin du gehst. Fal s sich jemand mit dir in
    Verbindung setzen möchte. Ich muss es im Buch notieren. Mit dem
    Stift und so«, fügte er hinzu.
    »Weißt du, welcher Tag heute ist, Fing?«, fragte Colon.
    »Äh… der fünfundzwanzigste Mai, Feldwebel.«
    »Und weißt du, was das bedeutet, Fing?«
    »Äh…«
    »Es bedeutet«, sagte Nobby, »dass jeder, der wichtig genug ist, um zu
    fragen, wohin wir gegangen sind…«
    »… weiß, wohin wir gegangen sind«, sagte Colon.
    Hinter ihnen fiel die Tür zu.

    Der Friedhof der Geringen Götter war für die Leute bestimmt, die
    nicht wussten, was als Nächstes geschehen würde. Sie wussten nicht,
    woran sie glauben sol ten oder ob es ein Leben nach dem Tod gab, und
    oft wussten sie auch nicht, was plötzlich geschehen war. Mit
    liebenswürdiger Ungewissheit waren sie durchs Leben gegangen, bis sie
    schließlich die letzte Gewissheit getroffen hatte. Unter den letzten
    Ruhestätten in Ankh-Morpork war dieser Friedhof die Schublade mit
    der Aufschrift »Verschiedenes«. Die hier Beerdigten ruhten in freudiger
    Erwartung von… nicht viel.
    Die meisten Wächter wurden hier bestattet. Nach einigen Jahren fiel
    es Polizisten schwer genug, an Menschen zu glauben, geschweige denn
    an etwas, das sie nicht sehen konnten.
    Diesmal regnete es nicht. Der Wind schüttelte die rußigen Pappeln an
    der Mauer und ließ sie rascheln.
    »Wir hätten Blumen mitbringen sollen«, sagte Colon, als sie durch das
    hohe Gras gingen.
    »Ich könnte einige von den frischen Gräbern stibitzen, Feldwebel«,
    schlug Nobby vor.
    »So etwas möchte ich jetzt nicht von dir hören, Nobby«, erwiderte
    Colon streng.
    »Entschuldige, Feldwebel.«
    »Bei solch einer Gelegenheit sollte ein Mann an seine unsterbliche
    Seele wie-sah-wie des mächtigen, endlosen Stroms der Geschichte
    denken. Das würde ich tun, wenn ich du wäre, Nobby«
    »Einverstanden, Feldwebel. Ich denke daran. Wie ich sehe, ist schon
    jemand da, Feldwebel.«
    An einer Mauer wuchs ein Fliederstrauch. Besser gesagt: Irgendwann
    einmal war dort ein Fliederstrauch gepflanzt worden, und im Lauf der
    Zeit hatten sich Hunderte von geschmeidigen Schösslingen gebildet,
    was den Strauch in ein Dickicht verwandelte. Jeder Zweig trug
    malvenfarbene Blüten.
    Inmitten der wuchernden Vegetation waren die Gräber gerade noch
    zu erkennen. Vor ihnen stand Treibe-mich-selbst-in-den-Ruin
    Schnapper, der am wenigsten erfolgreiche Geschäftsmann von Ankh-
    Morpork. Er trug eine Fliederblüte am Hut.
    Er bemerkte die Wächter und nickte ihnen zu. Sie erwiderten den
    Gruß. Schweigend blickten sie auf die sieben Gräber hinab. Nur eins
    von ihnen war gepflegt. Dort glänzte ein völlig moosfreier Grabstein,
    der Rasen war kurz geschnitten, die steinernen Kanten makel os.
    Die hölzernen Gedenktafeln der anderen Gräber waren von

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