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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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bildete
    winzige, perlenartige Tropfen an Mumms Hemd, als er Anstalten
    machte, gegen das Gesetz zu verstoßen.
    Wenn man hinter dem Wachhaus auf das Dach des Aborts kletterte
    und sich am Abflussrohr festhielt, so konnte man eins der oberen
    Fenster öffnen, wenn man mit der Handfläche genau gegen die richtige Stelle drückte.
    Das war eine nützliche Information, und Mumm fragte sich, ob er sie
    an den jungen Sam weitergeben sollte. Jeder ehrliche Polizist sollte
    wissen, wie man in die eigene Wache einbrach.
    Tilden war schon vor einer ganzen Weile nach Hause gehinkt. Mumm
    sah sich kurz in seinem Büro um und nahm mit großer Zufriedenheit
    zur Kenntnis, dass er nicht sah, was er nicht zu sehen erwartet hatte.
    Unten meldeten sich einige der gewissenhafteren Wächter ab, bevor sie
    nach Hause gingen. Mumm wartete in der Dunkelheit, bis sich die Tür
    zum letzten Mal geschlossen hatte und mehrere Minuten verstrichen
    waren, ohne dass er das Geräusch von Schritten hörte. Dann ging er die
    Treppe hinunter und betrat den Umkleideraum.
    Er hatte einen Schlüssel für seinen Spind bekommen, ölte aber die
    Angeln, bevor er die Tür öffnete. Erstaunlicherweise enthielt der
    Schrank etwas, obwohl er noch gar nichts hineingelegt hatte. Ein Beutel
    lag auf dem Boden. Mumm griff danach…
    Ausgezeichnet, Jungs.
    Der Beutel enthielt Hauptmann Tildens silbernes Tintenfass.
    Mumm stand auf und sah zu den anderen Spinden mit den uralten
    hineingeritzten Initialen und gelegentlichen Messerkratzern.
    Er holte die kleine, schwarze Tuchrol e hervor, die aus dem Schrank
    mit dem Beweismaterial stammte. Eine Auswahl an Dietrichen glänzte
    im grauen Licht. Mumm war kein Genie im Umgang mit diesen
    Dingen, aber die einfachen Schlösser der Schränke stel ten kaum eine
    große Herausforderung dar.
    Er hatte die freie Wahl.
    Anschließend kehrte er durch den Dunst zurück.
    Entsetzt stellte er fest, dass er sich wieder gut fühlte. Es war ein
    Verrat an Sybil, der zukünftigen Wache und auch an Seiner Gnaden Sir
    Samuel Mumm, der an die Politik ferner Länder, den Bedarf an
    Arbeitskräften und das verdammte Patrouillenboot denken musste, das
    die Stromwache immer wieder versenkte. Und ja, er wol te zurück oder
    nach vorn oder seitwärts, was auch immer. Er wol te es wirklich. Er
    wollte so sehr nach Hause, dass seine Sehnsucht fast Substanz gewann.
    Natürlich wol te er das. Aber er konnte nicht zurück, noch nicht. Er
    war hier, und Dr. Rasen hatte ganz Recht: Man musste sich der
    Aufgabe stellen, die man vor sich sah. Und das bedeutete diesmal auch,
    im großen Spiel der Dummen Dussel auf der Straße zu überleben, und
    mit diesem Spiel kannte Mumm sich aus, o ja. Eine gewisse Aufregung
    lag darin. Es war das Wesen des Tiers.
    Er ging allein, in Gedanken versunken, als Männer aus einer dunklen
    Seitengasse sprangen.
    Der erste bekam einen Fuß in den Bauch, denn das Tier kämpfte
    nicht fair. Mumm wich zur Seite und packte den anderen. Ein Messer
    kratzte über seinen Brustharnisch, als er den Kopf senkte und den
    Mann mit seinem Helm kollidieren ließ.
    Der Angreifer klappte zusammen und sank auf das Kopfsteinpflaster.
    Mumm drehte sich zu dem ersten Mann um, der sich
    zusammengekrümmt hatte und keuchte, sein Messer aber in der Hand
    behielt. Er winkte damit wie mit einem Talisman, und die Spitze malte
    zittrige Achten in die Luft.
    »Lass es fal en!«, sagte Mumm. »Ich fordere dich nicht noch einmal
    dazu auf.«
    Er seufzte und zog ein Objekt aus der Hosentasche. Es war schwarz,
    lief spitz zu und bestand aus mit Bleikügelchen gefülltem Leder. In der
    modernen Wache waren diese Waffen auf Mumms Veranlassung hin
    verboten, aber einige Wächter hatten sie sich besorgt, und wenn er die
    Betreffenden für vernünftig hielt, so drückte er beide Augen zu.
    Manchmal musste eine Auseinandersetzung schnel beendet werden,
    und es gab schlimmere Alternativen.
    Er schlug mit dem Totschläger nach dem Arm des Mannes und ließ
    dabei eine gewisse Vorsicht walten. Der Bursche wimmerte, und das
    Messer klapperte über die Kopfsteine.
    »Deinen Kumpel lassen wir einfach ausschlafen«, sagte Mumm. »Aber
    du kommst mit zum Doktor, Heini. Du willst doch keinen Widerstand
    leisten, oder?«
    Einige Minuten später öffnete Dr. Rasen die Hintertür, und Mumm
    rauschte an ihm vorbei, mit einem Körper über der Schulter.
    »Du kümmerst dich doch um al e Arten von Leuten, nicht wahr?«,
    fragte Mumm.
    »Innerhalb vernünftiger Grenzen,

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