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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Anfang.«
    »Ich meine den Finderlohn oder was auch immer!«
    »Ja, ich weiß. Da muss ich leider passen«, sagte Rasen. Mumm sah
    ihm eine Zeitlang bei der Arbeit zu. »Kennst du Fräulein Battye?«,
    fragte er dann.
    »Die Näherin? Sie ist noch nicht lange hier.«
    »Und sie ist wirklich eine Näherin?«
    »Um der Genauigkeit wil en sollte man vielleicht sagen, dass sie mit
    Nadel und Faden arbeitet«, sagte Dr. Rasen. »Offenbar hatte sie gehört,
    dass es in dieser Stadt für eine Näherin viel Arbeit gibt, und es gab
    einige amüsante Missverständnisse, bevor ihr jemand erklärte, was es
    mit den hiesigen Näherinnen auf sich hat. Dazu gehört ein kleiner
    Zwischenfall in der letzten Woche – ich musste eine Häkelnadel aus
    dem Ohr eines Mannes entfernen. Inzwischen hat sie beschlossen, bei
    den anderen Mädchen zu bleiben.«
    »Warum?«
    »Weil sie ein Vermögen verdient«, sagte der Doktor. »Hast du jemals
    daran gedacht, dass Leute manchmal einen Massagesalon besuchen,
    weil sie sich wirklich massieren lassen wol en? Überall in der Stadt haben Frauen diskrete Schilder an der Tür, auf denen geschrieben steht › Hosen werden geflickt, während du wartest ‹, und eine kleine, aber bedeutende Anzahl von Männern macht den gleichen Fehler wie Sandra. In Ankh-Morpork wimmelt es von Männern, die ihre Frauen zu Hause gelassen
    haben und hierher gekommen sind, um zu arbeiten, und weißt du,
    manchmal verspürt ein Mann gewisse Bedürfnisse. Er wünscht sich
    Socken ohne Löcher oder ein Hemd mit mehr als nur einem Knopf.
    Jene Frauen geben die Arbeit weiter. Es scheint in dieser Stadt
    schwierig zu sein, eine gute Näherin zu finden. Sie möchten nicht mit,
    äh, Näherinnen verwechselt werden.«
    »Ich habe mich nur gefragt, warum sie während der Sperrstunde mit
    einem großen Nähkorb an der Straßenecke stand…«, sagte Mumm.
    Rasen zuckte mit den Schultern. »Was weiß ich. So, ich bin fertig mit
    diesem Herrn. Es würde ihm helfen, eine Weile still zu liegen.« Er
    deutete auf die Regale mit den Flaschen. »Wie lange soll er still liegen?«
    »Kannst du das bewerkstelligen?«
    »O ja. Es ist keine anerkannte medizinische Praxis in Ankh-Morpork,
    aber da in Ankh-Morpork die anerkannte medizinische Praxis
    vermutlich darin besteht, ihm eins über die Rübe zu geben, dürfte er auf
    diese Weise besser dran sein.«
    »Nein, ich meine, euch Ärzten ist es doch nicht gestattet, jemandem
    zu schaden, oder?«
    »Das ist nur bei ganz normaler Inkompetenz zugelassen. Aber es
    macht mir nichts aus, ihn noch zwanzig Minuten länger schlafen zu
    lassen. Aber wenn du ihm eins über die Rübe geben wil st, so kann ich
    dich nicht daran hindern. Bei Schwungs letztem Gast, den ich
    behandelt habe, deuteten mehrere Finger ganz in die falsche Richtung.
    Wenn du diesem Burschen einige Erinnerungen hinterlassen möchtest,
    so könnte ich dir empfindliche Stellen zeigen…«
    »Nein, danke. Ich trage ihn nur durch die Hintertür und lasse ihn in
    irgendeiner Gasse liegen.«
    »Das ist alles?«
    »Nein. Dann schreibe ich meinen Namen auf den verdammten Gips.
    Damit er ihn sieht, wenn er erwacht. In großen Buchstaben, die sich
    nicht so leicht abreiben lassen.«
    »Na, das nenne ich eine empfindliche Stel e«, sagte Rasen. »Du bist
    ein interessanter Mann, Oberfeldwebel. Machst dir Feinde wie ein
    echter Könner.«
    »Ich bin nie an der Näherei interessiert gewesen«, meinte Mumm und
    warf sich den Mann über die Schulter. »Was könnte deiner Ansicht
    nach im Nähkorb einer Näherin enthalten sein?«
    »Oh, keine Ahnung. Nadeln, Faden, Scheren, Wol e… etwas in der
    Art«, sagte Moosig Rasen.
    »Keine sehr schweren Dinge, oder?«, fragte Mumm. »Eigentlich nicht.
    Warum fragst du?«
    »Oh, nur so«, sagte Mumm und machte sich eine gedankliche Notiz.
    »Es war nur ein Gedanke. Ich breche jetzt besser auf und bringe
    unseren Freund hier fort, solange es noch Dunstschwaden gibt, in
    denen ich umherschleichen kann.«
    »Gut. Wenn du zurückkehrst, ist das Frühstück fertig. Es gibt Leber.
    Kalbsleber.«

    Das Tier erinnerte sich. Diesmal schlief Mumm tief und fest.
    Es war ihm immer leichter gefallen, tagsüber zu schlafen.
    Fünfundzwanzig Jahre Nachtschicht hatten eine tiefe nächtliche Kerbe
    in seinem Gehirn hinterlassen. Die Dunkelheit bot bestimmte Vorteile.
    Er verstand es, ganz still zu stehen, eine Fähigkeit, die nur wenige
    beherrschten, und mit den Schatten zu verschmelzen. Er beherrschte
    die Kunst zu

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