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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ihm dies geben, Oberfeldwebel
    Keel.« Schwungs Lippen deuteten ein Lächeln an. »Es liegt eine
    erfolgreiche Nacht… hinter dir, soweit ich weiß.«
    »Wir hatten einige Besucher«, erwiderte Mumm. »Herr.«
    »Ah, ja. Falscher Eifer. Man sollte dichnicht… unterschätzen,
    Oberfeldwebel. Du bist ein einfal sreicher Mann. Die anderen
    Wachhäuser waren leider nicht so…«
    »… einfallsreich?«
    »Ja. Leider sind einige meiner eifrigeren Männer der Ansicht, dass du
    unsere nützlicheArbeit… behinderst. Ich hingegen binderAnsicht…
    dass du dich nur eisern ans Gesetz hältst. Leider hat das zu gewissen
    Spannungen… geführt, vor al em wegen deines mangelnden
    Verständnisses inHinsichtauf… gewisse Erfordernisse der Situation. Ich
    weiß, dass du im Grunde genommen ein Mann ganz nach meinem
    Herzen bist.«
    Mumm dachte über die anatomische Auswahl nach.
    »Das stimmt vermutlich, al gemein gesprochen, Herr«, sagte er.
    »Obwohl mein Ehrgeiz nicht ganz so weit reicht.«
    »Gut. Ich freuemichauf… unsere zukünftige Zusammenarbeit,
    Oberfeldwebel. Der neue Hauptmann wird dichzweifel os… über
    andere Dinge in Kenntnis setzen, sobald er das für angebracht hält.
    Guten Tag.«
    Schwung drehte sich um und wackelte zurück zum Tor. Seine Männer
    schickten sich an, ihm zu folgen. Einer von ihnen – einer seiner Arme
    steckte in einem Gipsverband – machte eine unschöne Geste, bevor er
    sich umdrehte.
    »Morgen, Heini Hamster«, sagte Mumm.
    Dann sah er auf den Brief hinab. Er war sehr dick und mit einem
    großen, gepressten Siegel versehen. Aber Mumm hatte zu viel Zeit in
    der Gesel schaft übler Leute verbracht und wusste genau, was man mit
    einem versiegelten Umschlag machte.
    Er hatte auch gut zugehört. Neuer Hauptmann. Es begann also. Die
    Männer beobachteten ihn.
    »Werden noch mehr, hnah, Soldaten herbeigerufen, Chef?«, fragte
    Schnauzi.
    »Ich denke schon«, sagte Mumm.
    »Hauptmann Tilden ist rausgeflogen, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Er war ein guter Hauptmann !«, protestierte Schnauzi.
    »Ja«, bestätigte Mumm. Nein, dachte er. Das war er nicht. Er war nur
    ein anständiger Mann, der sich al e Mühe gab. Und jetzt hat er mit
    dieser Sache nichts mehr zu tun.
    »Was machen wir jetzt, Oberfeldwebel?«, fragte Gefreiter Mumm.
    »Wir gehen auf Streife«, sagte Mumm. »In der Nähe. Nur die wenigen
    Straßen hier.«
    »Was nützt das?«
    »Es nützt mehr, als wenn wir überhaupt nicht auf Streife gingen. Hast
    du nicht den Eid abgelegt, als du Wächter wurdest?«
    »Welchen Eid, Oberfeldwebel?«
    Nein, das hatte er nicht, erinnerte sich Mumm. Viele von ihnen
    kannten den Eid überhaupt nicht. Man zog einfach die Uniform an und
    hängte sich die Glocke an den Gürtel – dann gehörte man zur
    Nachtwache.
    Vor einigen Jahren hätte sich auch Mumm nicht um den Eid geschert.
    Die Worte waren nicht mehr zeitgemäß und der Shilling am Bindfaden
    ein Witz. Aber man brauchte mehr als nur den Sold, selbst in der
    Nachtwache. Man brauchte noch etwas anderes, um zu wissen, dass es
    mehr war als nur ein Job.
    »Schnauzi, bitte hol den Shilling aus dem Büro des Hauptmanns«,
    sagte Mumm. »Vereidigen wir diesen Haufen. Und wo ist Feldwebel
    Klopf?«
    »Abgehauen, Oberfeldwebel«, sagte Wiggel. »Weiß nicht, ob es hilft,
    aber er brummte ›zur Höl e mit ihm‹, als er durch die Tür ging.«
    Mumm zählte die Wächter.
    Später würde es heißen, dass die ganze Wache ausharrte. Aber das
    stimmte natürlich nicht. Einige stahlen sich davon, andere kehrten nicht
    zum Dienst zurück. Aber es stimmte, soweit es Keel und seine Truppe
    betraf.
    »Na schön, Jungs«, sagte er. »Die Sache sieht so aus. Wir wissen, was
    los ist. Ich weiß nicht, wie ihr’s seht, aber mir gefällt’s nicht. Wenn sich Soldaten auf den Straßen herumtreiben, ist es nur eine Frage der Zeit,
    bis was passiert. Ein Kind wirft einen Stein, und im nächsten Moment
    steht ein Haus in Flammen, und Leute sterben. Wir werden den Frieden
    bewahren. Das ist unsere Aufgabe. Wir spielen nicht die Helden,
    sondern sind… ganz normal. Nun…«
    Er nahm eine andere Haltung ein. »Viel eicht sagt jemand, dass wir
    Unrechtes tun. Deshalb gebe ich euch keinen Befehl.«
    Er zog sein Schwert und kratzte damit eine Linie in den Schmutz und
    auf die Kopfsteine.
    »Wenn ihr über diese Linie tretet, seid ihr dabei«, erklärte er. »Wenn
    nicht, ist das in Ordnung. Als ihr der Nachtwache beigetreten seid, habt
    ihr euch nicht für eine solche

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