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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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hast.«
    »Ja, Oberfeldwebel, aber das war, du weißt schon, gemeines
    Kämpfen…«
    »Wir sind gemeine Leute«, sagte Mumm. »Ich erwarte das Schlimmste
    von dir.«
    »Ich möchte dich nicht verletzen, Oberfeldwebel!«
    »Das ist dein erster Fehler…«
    Sam wirbelte herum und trat zu.
    Mumm wich einen Schritt zurück, griff nach dem Fuß und
    beschleunigte dessen Reise nach oben.
    Und ich war auch schnel , dachte er, als Sam auf dem Rücken landete.
    Und schlau. Aber seitdem habe ich viel dazugelernt.
    »Es stand in deinen Augen«, teilte er dem am Boden liegenden Sam
    mit. »Aber du hast das grundlegende Konzept verstanden. Es gibt keine
    Regeln.«
    Mumm spürte eine Veränderung hinter sich, und dazu gehörte ein
    sehr gedämpftes Kichern. Er sah zu Sam, der an ihm vorbeiblickte.
    Der Schlag hätte den Kopf getroffen, wäre Mumm nicht genau im
    richtigen Moment zur Seite getreten. Er drehte sich um, griff nach der
    Faust und sah in das Gesicht von Ned Coates.
    »Hast du einen schönen freien Tag, Coates?«, fragte Mumm.
    »Ja, Oberfeldwebel, besten Dank. Wollte nur feststellen, wie gut du
    bist.«
    Er rammte Mumm den El enbogen in die Magengrube und tänzelte
    zur Seite. Die Zuschauer brummten, aber Mumm, vornübergebeugt
    und mit Tränen in den Augen, hob die Hand.
    »Schon gut, schon gut«, keuchte er. »Wir al e haben etwas zu lernen.«
    Er stützte die Hände auf die Knie und schnaufte hingebungsvol er, als
    nötig war.
    Es beeindruckte ihn, dass Ned nicht darauf hereinfiel. Er wahrte
    sichere Distanz, ging langsam im Kreis um ihn herum und hielt jetzt
    seinen Schlagstock bereit. Ein weniger erfahrener Kämpfer wäre näher
    gekommen, um zu sehen, wie es dem guten alten Oberfeldwebel ging –
    und hätte dafür gebüßt.
    »Ganz recht, Oberfeldwebel«, sagte Ned. »Ich möchte sehen, was du
    mich lehren kannst. Sam ist zu vertrauensselig.«
    Mumms Gedanken blätterten hastig den Katalog der Möglichkeiten
    durch.
    »Nun, Oberfeldwebel«, sagte Ned und blieb in Bewegung, »was tust
    du, wenn du unbewaffnet bist und von einem Mann angegriffen wirst,
    der einen Schlagstock hat?«
    Ich würde mich so schnel wie möglich bewaffnen, wenn ich
    annehmen müsste, dass der Angreifer so gut ist wie du, dachte Mumm.
    Er sprang und rol te herum. Neds Hieb verfehlte ihn. Als Mumm
    begonnen hatte, sich nach rechts zu bewegen, wandte sich Coates nach
    links, in der Annahme, dass es jemand wie Mumm zuerst mit einer
    Finte versuchte. Als er sich von der Überraschung erholte und
    umdrehte, griff Mumm nach der Scheide und zog sein Schwert.
    »Ah, du erhöhst den Einsatz«, sagte Ned. »Gute Lektion,
    Oberfeldwebel.« Er zog sein eigenes Schwert. Es glänzte. Den meisten
    Schwertern der Wache wäre es schwer gefal en, Butter zu schneiden.
    »Jetzt ist die Situation wieder ausgeglichen. Was nun, Oberfeldwebel?«
    Sie gingen umeinander herum und belauerten sich. Verflixt, dachte
    Mumm. Wer hat ihm das Kämpfen beigebracht? Und er lächelt, kein
    Wunder. Dies ist alles andere als ein faires Duell. Ich darf ihn nicht
    verletzen, nicht vor den anderen Männern. Aber er kann mich
    erwischen und damit durchkommen – ein Oberfeldwebel sol te es
    besser wissen. Und der Einsatz lässt sich nicht noch weiter erhöhen.
    Moment mal…
    Mumm warf das Schwert zur Mauer. Reiner Zufal wollte, dass es
    darin stecken blieb, was die Zuschauer beeindruckte.
    »Ich sol te dir eine Chance geben, Ned«, sagte er und trat zurück.
    Man lernt nie aus, dachte Mumm und erinnerte sich an Dol bert
    Doppelgrins. Sam würde ihm erst in etwa fünf Jahren begegnen – ihm
    standen einige sehr lehrreiche Erfahrungen bevor. Es gab keinen
    gemeineren Kämpfer als Doppelgrins. Für ihn war alles eine Waffe und
    al es ein Ziel. Auf diesem beschränkten Gebiet war Dol bert
    Doppelgrins ein Genie. Er sah überal Waffen: in der nächsten Wand,
    in einem Tuch, einem Obststück…
    Er war nicht einmal ein großer Mann, eher klein und drahtig. Aber es
    gefiel ihm, gegen große Männer zu kämpfen, denn dann gab es für ihn
    mehr zu beißen. Wenn er was intus hatte, ließ sich kaum mehr
    feststel en, gegen was er kämpfte. Dann neigte er dazu, den
    nächstbesten Mann anzugreifen, nur weil er dem Universum nicht das
    Knie in die Eier stoßen konnte.
    Man nannte ihn Doppelgrins, seit ihm jemand das Gesicht
    zerschnitten hatte. Zu jenem Zeitpunkt hatte Dol bert so sehr in
    Adrenalin geschwommen, dass er darin nur ein unwesentliches Detail
    sah. Die Narben formten ein

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