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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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fröhlich lächelndes Gesicht. Sam hatte viel
    von Dollbert Doppelgrins gelernt.
    »Worum geht’s?«, fragte Mumm gerade laut genug, dass Ned ihn
    hörte.
    »Ich möchte nur herausfinden, wie viel du weißt, Oberfeldwebel«,
    sagte Ned und ging noch immer um ihn herum. »Mir scheint, du weißt
    zu viel.«
    Er sprang vor. Mumm wich zurück und fuchtelte mit der Scheide, wie
    jemand, der überhaupt keine Hoffnung hat. Als Ned lachte und sich zur
    Seite wandte, verschob Mumm seinen Griff um das steife Leder.
    »Ich habe den Helm auf, wie es die Vorschriften verlangen«, sagte
    Ned. »Und ich trage den Brustharnisch. Es dürfte dir sehr schwer
    fal en, mich zusammenzuschlagen.«
    Obwohl Detritus sie anschrie: Nicht ein Wächter von sieben ging
    richtig mit seinem Schwert um. Ned hingegen wusste, wie man ein
    Schwert führte. Er ließ Mumm praktisch keine Chance.
    Zeit für eine List.
    Er trat einen Schritt zurück, blieb stehen und sah, was hinter Coates
    geschah. Er versuchte, es zu verbergen, konnte aber nicht verhindern,
    dass sich kurz Erleichterung in seinen Augen zeigte.
    Coates’ Blick huschte zur Seite.
    Mumm schlug zu, nutzte die Scheide als Erweiterung seines Arms.
    Das steife Leder traf den Mann unterm Kinn und stieß seinen Kopf
    zurück. Dann fuhr das Leder auf die Schwerthand herab, und zusätzlich
    trat Mumm seinem Gegner vor das Schienbein, damit er
    zusammenbrach. Er hatte immer eine Al ergie gegen scharfe Klingen
    gehabt, die seinem Gesicht zu nahe kamen.
    »Nicht schlecht, du hast dir Mühe gegeben«, sagte Mumm und wandte
    sich den Zuschauern zu. Während es hinter ihm gurgelte und gluckste,
    fuhr er fort: »Al es ist eine Waffe, wenn es richtig benutzt wird. Die
    Glocke kann zur Keule werden. Wenn ihr etwas habt, mit dem ihr
    euren Gegner hart genug stoßen könnt, um Zeit zu gewinnen, ist das
    eine gute Sache. Bedroht nur dann jemanden mit einem Schwert, wenn
    ihr wirklich bereit seid, Gebrauch davon zu machen. Denn wenn euch
    der Gegner zwingt, Farbe zu bekennen, habt ihr nur noch wenige
    Möglichkeiten, und es sind al e die falschen. Schreckt nicht davor
    zurück, das einzusetzen, was ihr als Kinder gelernt habt. Wir werden
    nicht dafür belohnt, fair zu sein. Und was den Nahkampf betrifft: Als
    euer Oberfeldwebel verbiete ich euch ausdrücklich, euch das Angebot
    an Totschlägern und Schlagringen anzusehen, das Frau Gutleib in
    ihrem Laden in der Leichten Straße Nummer 8 bereithält, zu Preisen,
    die sich jeder leisten kann. Und wenn jemand von euch privat an mich
    herantreten sol te, werde ich ihm nicht einige besondere Schläge zeigen,
    die sich für diese nützlichen, aber auch schwierigen Instrumente eignen.
    So, und nun wärmt euch auf. Ich möchte, dass ihr in zwei Minuten mit
    euren Schlagstöcken hier antretet. Ihr haltet das Ding viel eicht nur für
    einen dummen Stock, und ich werde euch zeigen, wie sehr ihr euch irrt.
    Nun macht schon!«
    Er drehte sich zu dem leidenden Ned um, der sich inzwischen
    aufgesetzt hatte.
    »Kein übler Kampfstil, Coates. In der Wache hast du ihn nicht
    gelernt, so viel steht fest. Müssen wir irgendetwas besprechen? Kannst
    du mir sagen, wo du gestern Abend warst? Vielleicht in der
    Morphischen Straße?«
    »Es war mein freier Tag«, murmelte Ned und rieb sich den
    Unterkiefer.
    »Ja, stimmt. Geht mich nichts an. Mir scheint, wir kommen nicht
    besonders gut miteinander klar.«
    »Nein.«
    »Du hältst mich für eine Art Spion.«
    »Ich weiß, dass du nicht John Keel bist.«
    Mumm wahrte eine ausdruckslose Miene – wodurch er sich verriet,
    wie ihm eine Sekunde später klar wurde.
    »Warum sagst du das?«, fragte er.
    »Ich brauche es dir nicht zu erklären. Und du bist kein einfacher
    Oberfeldwebel der Wache. Und eben hattest du nur Glück, und mehr
    sage ich nicht.« Ned stand auf, als die anderen Wächter zurückkehrten.
    Mumm wandte sich von ihm ab und widmete seine Aufmerksamkeit
    den Männern.
    Niemandem von ihnen war jemals etwas beigebracht worden. Sie
    hatten voneinander gelernt, mehr oder weniger viel. Und Mumm
    wusste, wohin dieser Weg führte. Auf diesem Weg rol ten Polizisten
    Betrunkene herum, um an ihr Kleingeld zu kommen, versicherten sich
    gegenseitig, dass Bestechungsgelder zulässige Nebeneinkünfte waren…
    Und auf diesem Weg warteten noch schlimmere Dinge.
    Mumm hatte nichts dagegen, Rekruten auf die Straße zu schicken,
    aber zuerst musste man sie ausbilden. Man brauchte jemanden wie
    Detritus, der sie sechs Wochen lang anbrül te.

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