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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sie
waren
dort, und als der Hauptmann mit einem Pfeil im Bauch am Boden lag und stöhnte, schossen einige Armbrustschützen in die Richtung, aus der der Pfeil gekommen war. So stand es in den Geschichtsbüchern. Sie schossen auf die Fenster, von denen aus Leute zusahen. Vielleicht
war
der Pfeil von dort gekommen.
    Einige Armbrustbolzen verfehlten das Ziel, andere nicht. Und einige Leute erwiderten das Feuer.
    Und dann geschahen schreckliche Dinge, eins nach dem anderen. Es war bereits zu spät, um sie nicht geschehen zu lassen. Und dann entlud sich die Spannung wie von einer Feder und jagte durch die Stadt.
    Natürlich gab es Verschwörer, kein Zweifel. Einige von ihnen waren gewöhnliche Leute, die einfach die Nase voll hatten. Manche waren junge Leute ohne Geld, die etwas dagegen hatten, dass alte Leute mit Geld die Geschicke der Welt bestimmten. Andere machten mit, weil sie sich davon größere Chancen bei Frauen erhofften. Einige waren Idioten, so verrückt wie Schwung, mit einer ähnlich starren und unrealistischen Weltanschauung, Leute, die glaubten, auf der Seite »des Volkes« zu stehen, wie sie es nannten. Mumm hatte sein ganzes Leben auf der Straße verbracht und dabei nicht nur anständige Leute kennen gelernt, sondern auch Narren und Halunken, die selbst einen Bettler bestehlen würden, Leute, die jeden Tag stille Wunder wirkten oder grässliche Verbrechen verübten, hinter den schmutzigen Fenstern kleiner Häuser. Aber »dem Volk« war er nie begegnet.
    Personen, die auf der Seite »des Volkes« standen, wurden immer enttäuscht. Sie stellten fest, dass das Volk undankbar war und Bemühungen um die Befreiung desselben kaum zu schätzen wusste. Hinzu kam die Neigung, weder modern zu denken noch gehorsam zu sein. Das Volk war vielmehr engstirnig, konservativ und nicht sehr intelligent. Es begegnete der Intelligenz sogar mit Argwohn. Deshalb standen die Kinder der Revolution vor dem alten Problem: Sie hatten nicht nur die falsche Regierung, sondern auch das falsche Volk.
    Sobald man Leute wie Dinge sah, die sich einschätzen ließen, wurden sie den Erwartungen nicht mehr gerecht. Was bald durch die Straßen laufen würde, waren keine Revolutionäre oder Aufständische, sondern ängstliche Menschen, die in Panik gerieten. Das geschah, wenn die Maschine des Stadtlebens ausfiel, wenn sich die Zahnräder nicht mehr drehten und all die kleinen Regeln versagten. Wenn das passierte, waren Menschen schlimmer als Schafe. Schafe liefen einfach nur weg und versuchten nicht, die anderen Schafe zu beißen.
    Bei Sonnenuntergang verwandelte sich eine Uniform automatisch in ein Ziel. Dann spielte es keine Rolle mehr, wo die Sympathien eines Wächters lagen. Dann war er einfach nur ein weiterer Mann, der eine Rüstung trug…
    »Was?«, stieß Mumm hervor und kehrte ins Hier und Heute zurück.
    »Ist alles in Ordnung mit dir, Oberfeldwebel?«, fragte Korporal Colon.
    »Hmm?«, erwiderte Mumm, als die reale Welt zurückkehrte.
    »Du warst weggetreten«, sagte Fred. »Hast ins Leere gestarrt. Du hättest letzte Nacht richtig schlafen sollen.«
    »Im Grab hat man jede Menge Zeit zu schlafen«, sagte Mumm und musterte die Wächter.
    »Ja, das habe ich gehört, Oberfeldwebel, aber niemand weckt einen mit einer Tasse Tee. Ich habe die Männer Aufstellung nehmen lassen.«
    Fred hatte sich Mühe gegeben, wie Mumm deutlich sehen konnte. Und auch die Männer selbst. Er hatte sie noch nie so… förmlich erlebt. Normalerweise beschränkten sich die Gemeinsamkeiten auf einen Helm und einen Brustharnisch pro Mann. Abgesehen davon unterschied sich ihre Ausrüstung je nach ihren persönlichen Vorlieben. Doch heute machten die Wächter einen ordentlichen Eindruck.
    Das mit der Größe ließ sich leider nicht ändern. Die Inspektion einer Truppe mit Wiggel am einen Ende und Nimmernich am anderen fiel niemandem leicht. Wiggel war so klein, dass ihm einmal ein Feldwebel Nabelstarren vorgeworfen hatte; für einen durchdringenden Blick in die Augen benötigte er eine Leiter. Nimmernich hingegen wusste immer als Erster, wenn es regnete. Man musste ein ganzes Stück zurücktreten, um beide zu sehen, ohne die Augen zu verdrehen.
    »Gut gemacht, Jungs«, brachte Mumm hervor und hörte, wie Rust die Treppe herunterkam.
    Vermutlich sah der neue Hauptmann seine Truppe jetzt zum ersten Mal, und er hielt sich gut, wenn man die Umstände berücksichtigte. Er seufzte nur.
    Dann wandte er sich an Mumm und sagte: »Ich brauche etwas, auf dem ich stehen

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