Die Nachtwächter
kann.«
»Herr?«
»Ich möchte zu den Männern sprechen, um sie zu inspirieren und in ihrer Entschlossenheit zu bestärken. Sie sollen den politischen Hintergrund der derzeitigen Krise verstehen.«
»Oh, wir wissen, dass Lord Winder verrückt ist, Herr«, sagte Wiggel fröhlich.
Auf Rusts Stirn hätte sich fast Raureif gebildet.
Mumm straffte sich. »Gruppe weeeggetreten!«, rief er und beugte sich zu Rust, als die Männer forteilten. »Wenn ich dich kurz sprechen dürfte, Herr…«
»Hat der Mann das wirklich gesagt?«, fragte Rust fassungslos.
»Ja, Herr. Es sind einfache Männer«, erwiderte Mumm und dachte schnell. »Es dürfte besser sein, sie nicht zu beunruhigen, wenn du verstehst, was ich meine.«
Rust fügte dies der Auswahl an Möglichkeiten hinzu. Mumm konnte sehen, wie er überlegte. Es war ein Ausweg, und es passte zu Rusts Meinung über die Wache. Es bedeutete, dass er nicht die Dreistigkeit eines Obergefreiten, sondern nur die dumme Bemerkung eines Einfaltspinsels gehört hatte.
»Sie kennen ihre Pflicht, Herr«, fügte Mumm bekräftigend hinzu.
»Ihre Pflicht besteht darin, das zu tun, was man ihnen sagt, Oberfeldwebel.«
»Genau, Herr.«
Rust strich über seinen Schnurrbart. »Nun, dein Hinweis ist nicht ganz ohne, Oberfeldwebel. Und du vertraust ihnen?«
»Ja, Herr, ich vertraue ihnen.«
»Hm. In zehn Minuten machen wir eine Runde durch die angrenzenden Straßen. Es wird Zeit, dass wir aktiv werden. Die Berichte sind Besorgnis erregend. Wir müssen die Linie halten, Oberfeldwebel.«
Er glaubt daran, dachte Mumm. Er glaubt wirklich daran.
Die Wächter marschierten in den Sonnenschein des Nachmittags hinaus und stellten sich nicht besonders gut dabei an. Das Marschieren lag ihnen nicht. Ihre normalen Fortbewegungsmethoden waren das Schlendern, das nicht als militärisches Manöver gilt, sowie der rasche Rückzug, den Soldaten durchaus vertraut.
Außerdem wirkten bei ihnen die Konvektionsströme vorsichtiger Feigheit. Bei den Schritten der einzelnen Männer gab es eine ausgeprägte seitliche Komponente – jeder versuchte, in der Mitte zu gehen. Die Wächter trugen Schilde, aber diese bestanden aus Flechtwerk, das vor Schlägen und geworfenen Steinen schützen sollte; gegen Klingen nützte es überhaupt nichts. Was eigentlich ein Marsch sein sollte, ähnelte mehr einem Zusammendrängen.
Rust bemerkte nichts davon. Er hatte das Talent, nicht zu sehen und nicht zu hören, was er nicht sehen oder hören wollte. Und was er sah, war eine Barrikade.
Eigentlich war Ankh-Morpork gar keine Stadt, zumindest nicht im genauen Wortsinn. Orte wie die Tollen Schwestern, Schlummerhügel und Siebenschläfer waren einst Dörfer gewesen, bevor sie im sich ausbreitenden Stadtgebiet aufgingen. Auf einem gewissen Niveau blieben sie von den übrigen Vierteln getrennt. Was den Rest betraf… Wenn man die Hauptstraßen verließ, gab es nur noch einzelne Wohngegenden. Die Bewohner waren nicht viel unterwegs. Wenn die Spannungen zunahmen, blieben sie lieber bei ihren Freunden und der Familie. Was auch immer geschah: Sie versuchten, ihre eigene Straße davor zu schützen. Es war keine Revolution, sondern das genaue Gegenteil: die Verteidigung der eigenen Haustür.
Im Fischbeinweg wurde eine Barrikade errichtet. Sie bestand größtenteils aus umgekippten Marktbuden, einem kleinen Karren und vielen Möbelstücken. Aber sie war ein
Symbol.
Rusts Schnurrbart zitterte. »Direkt vor unseren Augen«, schnappte er. »Eine freche Herausforderung der konstituierten Autorität, Oberfeldwebel. Tu deine Pflicht!«
»Und die wäre, Herr?«, fragte Mumm.
»Verhafte die Rädelsführer! Und lass die Barrikade von deinen Männern beiseite schaffen!«
Mumm seufzte. »Wie du meinst, Herr. Bleib besser hier, während ich die Verantwortlichen aufspüre.«
Er ging zu dem Durcheinander aus Haushaltsdingen, sich der Blicke von Beobachtern vor und hinter ihm bewusst. Als er nur noch etwa zwei Meter von der Barrikade entfernt war, wölbte er die Hände trichterförmig vor dem Mund und rief: »Na schön, was ist hier los?«
Er hörte flüsternde Stimmen und war auf das vorbereitet, was als Nächstes geschah. Ein Stein flog über die Barrikade, und er fing ihn mit beiden Händen auf.
»Ich habe eine höfliche Frage gestellt«, sagte er. »Kommt schon!«
Wieder ein Flüstern. Mumm hörte »… das ist der Oberfeldwebel von letzter Nacht…«, und es folgte ein leiser Streit. Dann rief die Stimme: »Tod den faschistischen
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