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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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erwiderte der erste Soldat.
    »Tatsächlich nicht?« Der Mann ging Mumm auf die Nerven.
    »Nun, du bist ein einfacher Soldat, und ich bekleide den Rang eines Oberfeldwebels, wie du inzwischen weißt, und wenn du es noch einmal wagst, so mit mir zu reden, hole ich dich von deinem Pferd und verpasse dir eins, verstanden?«
    Selbst das Pferd wich zurück. Der Soldat öffnete den Mund, um zu antworten, aber der dritte Reiter hob eine Hand, die in einem weißen Handschuh steckte.
    Lieber Himmel, dachte Mumm, als er auf den Ärmel der roten Jacke sah. Der Mann war ein Hauptmann, und außerdem auch noch ein intelligenter, wie es schien. Er hatte nicht die Klappe aufgerissen, sondern die Gelegenheit genutzt, einen Eindruck von der Situation zu gewinnen. Manchmal gab es solche Offiziere. Sie konnten sehr klug sein.
    »Nun, Oberfeldwebel«, sagte der Hauptmann und sprach den Rang sorgfältig aus, ohne jeden Sarkasmus, »wie ich sehe, weht die Fahne von Ankh-Morpork über der Barrikade.«
    »Sie stammt aus dem Wachhaus«, erwiderte Mumm und fügte hinzu: »Herr.«
    »Weißt du, dass der Patrizier die Errichtung von Barrikaden zu einem Akt der Rebellion erklärt hat?«
    »Jaherr.«
    »Und?«, fragte der Hauptmann geduldig.
    »Es ist kein Wunder, dass er so etwas sagt, Herr.«
    Der Hauch eines Lächelns huschte über die Lippen des Hauptmanns. »Wir können keine Gesetzlosigkeit zulassen, Oberfeldwebel. Wohin kämen wir, wenn wir alle das Gesetz missachten würden?«
    »Hinter der Barrikade gibt es mehr Polizisten pro Person als irgendwo sonst in der Stadt, Herr«, erwiderte Mumm. »Man könnte sagen, es ist der gesetzestreueste Ort weit und breit.«
    Stimmen erklangen hinter der Barrikade.
    »…
uns gehören eure Helme, eure
Waffen
für den Krieg, uns gehören eure Führer, drum gehört uns auch der Sieg

Morporkia, Morporkia, Morpooroorooorooorroorr

«
    »Rebellenlieder, Herr!«, sagte Soldat Nummer eins. Der Hauptmann seufzte.
    »Wenn du genau hinhörst, Heppelweiß, fällt dir vielleicht auf, dass es die sehr schlecht gesungene Nationalhymne ist«, sagte er. »Wir können nicht zulassen, dass Rebellen sie singen, Herr!« Der Gesichtsausdruck des Hauptmanns sprach Bände über Idioten.
    »Die Fahne zu hissen und die Nationalhymne zu singen sind zwar ein wenig verdächtige Aktivitäten, Heppelweiß, aber sie bedeuten noch keinen Verrat«, sagte der Hauptmann. »Außerdem werden wir woanders gebraucht.« Er grüßte Mumm, der den Gruß erwiderte. »Wir verlassen dich jetzt, Oberfeldwebel. Ich nehme an, dich erwarten noch einige interessante Stunden. Ja, da bin ich
sicher

    »Aber es ist eine
Barrikade,
Herr!«, beharrte der erste Soldat und richtete einen bösen Blick auf Mumm.
    »Es ist nur ein Möbelhaufen, Mann. Ich schätze, die Leute in dieser Straße machen Frühjahrsputz. Du wirst nie zu einem Offizier, wenn du nicht klar sehen kannst. Folgt mir jetzt, wenn ich bitten darf.«
    Der Hauptmann nickte Mumm noch einmal zu, trieb sein Pferd an und führte die Soldaten fort.
    Mumm lehnte sich an die Barrikade, legte die Armbrust auf den Boden und holte sein Zigarrenetui hervor. Dann griff er erneut in die Tasche, suchte nach der inzwischen recht demolierten Schachtel und brachte die kleinen Zigarren vorsichtig in dem Etui unter.
    Links erstreckte sich die Ankertaugasse, und vorne reichte die Sirupminenstraße bis zur Leichten Straße.
    Wenn man bis hin zur Leichten Straße Barrikaden errichten könnte, befände sich ein großer Teil der Unteren Mittwärtigen Seite dahinter und ließe sich leichter schützen…
    Wir schaffen es. Immerhin haben wir es geschafft.
    Das bedeutet allerdings auch, dass das Hauptquartier der Unaussprechlichen auf unserer Seite liegt. Ebenso gut könnte man sein Zelt über einem Schlangennest aufstellen.
    Wir werden damit fertig. Wir sind damit fertig geworden.
    Zwei ältere Leute schoben einen mit Habseligkeiten beladenen Karren zur Barrikade. Sie richteten einen bittenden Blick auf Mumm, und auf sein Nicken hin eilten sie zur anderen Seite. Jetzt brauchen wir nur…
    »Oberfeldwebel?« Fred Colon beugte sich oben über die Barrikade. Er wirkte noch etwas mehr außer Atem als sonst. »Ja, Fred?«
    »Es kommen ziemlich viele Leute über die Ponsbrücke. Überall geht’s drunter und drüber, erzählen sie. Sollen wir sie durchlassen?«
    »Irgendwelche Soldaten?«
    »Ich glaube nicht, Oberfeldwebel. Nur Alte und Kinder. Und meine Oma.«
    »Vertrauenswürdig?«
    »Nicht, wenn sie ein paar Halbe

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