Die Nachtwächter
seine Armbrust ebenfalls gehoben.
»Jetzt sind es zwei, und da der Junge hier noch in der Ausbildung ist, könnte er euch
irgendwo
treffen«, sagte Mumm. »Legt die Schwerter auf den Boden! Lauft weg! Jetzt sofort! Kommt nicht zurück!«
Die beiden Männer zögerten kurz, nur ganz kurz, dann stoben sie davon.
»Fred hält uns den Rücken frei«, sagte Mumm. »Kommt…« Die Wachhäuser ähnelten sich alle. Eine steinerne Treppe führte in den Keller. Mumm eilte die Stufen hinunter, stieß eine schwere Tür auf…
Und blieb stehen.
Auch zu den besten Zeiten rochen Zellen nicht sehr gut. Selbst in der Sirupminenstraße bestand die Hygiene zur besten Zeit aus einem Eimer pro Zelle, und die Häufigkeit der Entleerungen hing von Schnauzis Lust und Laune ab. Aber auch zur schlimmsten Zeit roch es in den Zellen des Wachhauses der Sirupminenstraße nie nach Blut.
Das Tier rührte sich.
In diesem Raum stand ein großer Holzstuhl und neben dem Stuhl ein Gestell. Der Stuhl war an den Boden genietet und mit breiten Lederriemen versehen. In dem Gestell lagen Knüppel und Hämmer. Das war die ganze Einrichtung in diesem Raum.
Der Boden war dunkel und klebrig. Eine Ablaufrinne führte durch das ganze Zimmer zu einem Abfluss.
Bretter waren vor das kleine Fenster auf Straßenhöhe genagelt, denn an einem solchen Ort war Licht nicht willkommen. Die Wände und auch die Decke waren mit strohgefüllten Säcken gepolstert. Diese Säcke hatte man sogar an die Tür genagelt. Es war eine
gründliche
Zelle. Nicht einmal Geräusche sollten aus ihr entkommen.
Zwei Fackeln machten die Dunkelheit nur noch schmutziger. Mumm hörte, wie sich Nimmernich hinter ihm übergab.
In einer sonderbaren Art von Traum schritt er über den Boden und bückte sich, um etwas aufzuheben, das im Fackelschein glänzte. Ein Zahn.
Er richtete sich wieder auf.
Auf der einen Seite bemerkte er eine geschlossene Holztür, auf der anderen einen Durchgang, der mit ziemlicher Sicherheit zu den Zellen führte. Mumm nahm eine Fackel aus der Halterung, reichte sie Sam und deutete in den Durchgang…
Das Geräusch von Schritten, begleitet vom Klirren eines Schlüsselbunds, näherte sich der Holztür, und darunter wurde Licht heller.
Das Tier spannte die Muskeln.
Mumm zog den größten Knüppel aus dem Gestell und machte einen Schritt zur Wand neben der Tür. Jemand kam, jemand, der diesen Raum kannte, jemand, der sich für einen Polizisten hielt…
Er schloss beide Hände um den Griff des Knüppels, hob ihn…
Er blickte durch den Raum und stellte fest, dass der junge Sam ihn beobachtete, der junge Sam mit seiner glänzenden Dienstmarke und einem… seltsamen Gesichtsausdruck.
Mumm ließ den Knüppel sinken, lehnte ihn behutsam an die Wand und holte seinen ledernen Totschläger hervor.
Das Tier verstand nicht ganz, als es gefesselt in die Nacht zurückgezerrt wurde…
Ein Mann trat durch die Tür, pfiff leise vor sich hin, kam einige Schritte weit in den Raum, sah den jungen Sam, öffnete den Mund und verlor das Bewusstsein. Der Bursche war recht kräftig gebaut und fiel schwer auf den Boden. Er trug eine lederne Kapuze über dem Kopf und war bis zur Taille nackt. Ein großer Ring mit Schlüsseln hing an seinem Gürtel.
Mumm huschte durch den Korridor hinter der Tür und um eine Ecke, erreichte ein kleines, hell erleuchtetes Zimmer und packte den Mann, den er dort vorfand.
Er war wesentlich kleiner als der andere und unterdrückte einen Schrei, als Mumm ihn vom Stuhl zerrte.
»
Und was macht Papi den ganzen Tag bei der Arbeit, Freundchen?«,
donnerte Mumm.
Der Mann schien ein Hellseher zu sein. Ein Blick in Mumms Augen ließ ihn erkennen, wie kurz seine Zukunft sein konnte. »Ich bin nur der Sekretär! Der Sekretär! Ich schreibe alles auf!«, protestierte der Mann und hob einen Stift in dem verzweifelten Versuch, seine berufliche Identität zu beweisen.
Mumm sah auf den Schreibtisch. Zirkel und andere Werkzeuge eines Geometers lagen dort, Symbole für Schwungs wahnsinnige Vernunft, außerdem Bücher und Mappen, voll gestopft mit Unterlagen. Und ein Lineal aus Metall, einen Meter, lag an. Mumm griff danach und schlug es auf den Tisch. Der schwere Stahl erzeugte ein sehr zufriedenstellendes Geräusch.
»Und?«, fragte Mumm, sein Gesicht nur wenige Zentimeter von dem des zappelnden Mannes entfernt.
»Und ich messe die Leute! So will es der Hauptmann! Ich messe nur! Ich habe nichts Unrechtes getan! Ich bin kein schlechter Mensch!«
Wieder schlug das
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