Die Nachtwächter
getrunken hat.«
»Lass sie durch!«
»Äh…«, sagte Colon.
»Ja, Fred?«
»Es sind auch Wächter dabei. Einige Jungs aus der Düstergut-Straße und viele aus der Königsstraße. Ich kenne die meisten von ihnen, und die, die ich nicht kenne, sind denen bekannt, die ich kenne. Wenn du verstehst, was ich meine.«
»Wieviele?«
»Etwa zwanzig. Einer von ihnen ist Dai Dickins, ein Feldwebel aus der Düstergutstraße. Er meinte, sie hätten den Befehl erhalten, auf Leute zu schießen. Daraufhin sind die meisten von ihnen sofort desertiert.«
»Sie haben den Dienst quittiert, Fred«, sagte Mumm. »Wir desertieren nicht. Wir sind Zivilisten. Also, du, der junge Mumm, Keule und sechs weitere Männer – ich möchte, dass ihr in zwei Minuten voll ausgerüstet antretet, verstanden? Und sag Wiggel, er soll Gruppen einteilen, die die Barrikaden auf meinen Befehl hin nach vorn bringen.«
»Du willst die Barrikaden
bewegen,
Oberfeldwebel? Ich dachte, sie sind stationär.«
»Und teil Schnauzi mit, dass er zwei Minuten Zeit hat, mir eine Flasche Brandy zu besorgen«, sagte Mumm, ohne auf Colons Worte einzugehen. »Eine große.«
»Nehmen wir das Gesetz wieder in unsere eigenen Hände, Oberfeldwebel?«, fragte Colon.
Mumm blickte zum Anfang der Ankertaugasse und spürte das Gewicht des Zigarrenetuis schwer in der Tasche.
»Ja, Fred«, bestätigte er. »Und diesmal drücken wir zu.«
Die beiden Wachen vor dem Hauptquartier der Unaussprechlichen beobachteten interessiert, wie sich die kleine Wächtergruppe näherte und vor ihnen stehen blieb.
»Oh, sieh nur, da kommt die Armee«, sagte einer von ihnen. »Was willst
du
denn?«
»Nichts, Herr«, sagte Korporal Colon.
»Dann hau ab!«
»Geht nicht, Herr. MUSS mich an meine Befehle halten.«
Die Wachen traten vor. Fred Colon schwitzte, und das sahen sie gern. Der Wachdienst war langweilig, und die meisten Unaussprechlichen durften sich irgendwo in der Stadt mit interessanten Dingen beschäftigen. Die leisen Schritte weiter hinten hörten sie nicht.
»Und wie
lauten
deine Befehle, Mann?«, fragte einer und ragte vor Colon auf.
Hinter ihm seufzte es, gefolgt von einem dumpfen Pochen. »Ich soll euch ablenken«, erwiderte Colon mit zitternder Stimme.
Der verbliebene Wächter drehte sich um und begegnete Frau Gutleibs Nummer 5, »Unterhändler« genannt.
Der Mann sank zu Boden. Mumm schnitt eine Grimasse und massierte sich die Hand.
»Eine wichtige Lektion, Jungs«, sagte er. »Es tut weh, wie auch immer man es anstellt. Ihr beiden, bringt die Burschen fort – sie sollen sich irgendwo im Dunkeln ausschlafen können. Mumm und Nimmernich, ihr kommt mit!«
Wer gewinnen wollte, musste so aussehen, als hätte er das Recht und sogar die
Pflicht,
dort zu sein, wo er sich aufhielt. Es war auch nützlich, wenn die Körpersprache deutlich zum Ausdruck brachte, dass alle anderen nicht das geringste Recht hatten, irgendwo irgendetwas zu tun. Einem erfahrenen Polizisten fiel so etwas leicht.
Mumm betrat das Gebäude, gefolgt von Sam und Nimmernich. Zwei schwer bewaffnete Wachen standen hinter einer steinernen Barriere, die sich leicht gegen Eindringlinge verteidigen ließ. Die Hände der beiden Männer tasteten nach den Schwertgriffen, als sie Mumm erkannten.
»Was ist da draußen los?«, fragte einer.
»Oh, die Leute werden unruhig«, erwiderte Mumm. »Auf der anderen Seite des Flusses soll’s ziemlich übel aussehen. Deshalb sind wir wegen der Gefangenen in den Zellen gekommen.«
»Ach? Und mit wessen Befugnis?«
Mumm hob seine Armbrust. »Von Herrn Burlich und Herrn Starkimarm«, antwortete er und lächelte.
Die beiden Männer wechselten einen Blick. »Wer soll das denn sein?«
Einen Moment herrschte Stille, dann sagte Mumm aus dem Mundwinkel:
»Gefreiter Mumm?«
»Jaherr?«
»Wer stellt diese Armbrüste her?«
»Äh… die Gebrüder Hinz. Es ist das Modell Drei.«
»Sie stammen nicht von Burlich und Starkimarm?«
»Habe nie von denen gehört, Herr.«
Verdammt. Fünf Jahre zu früh, dachte Mumm. Und es war ein so guter Spruch.
»Lasst es mich anders ausdrücken«, sagte er zu den Wachen. »Wenn ihr irgendwelche Schwierigkeiten macht, schieße ich euch in den Kopf.« Das war
kein
besonders guter Spruch, aber er drückte eine gewisse Dringlichkeit aus und hatte außerdem den Vorteil, dass er einfach genug war, um sogar von Unaussprechlichen verstanden zu werden.
»Du hast nur einen Pfeil«, sagte einer der beiden Männer. Neben Mumm klickte es. Sam hatte
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