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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Nachricht geschickt!«
    »Stimmt.
Ich
werde ihn verhaften. Jetzt. Während er seine Körperteile zählt, um sich zu vergewissern, dass er noch alles beisammen hat. Gib Detritus Bescheid, denn ich möchte nicht als hundertsechzig Pfund Appetithäppchen enden. Und klapp den Mund ruhig wieder zu! Bis wir uns weitere Waffen, Rüstungen und Verstärkung besorgt haben, ist der Bursche irgendwo untergetaucht.«
    Bei den letzten Worten lief er bereits.
    Mumm erreichte eine Tür und sprang hindurch. In der Neuen Aula wohnten Studenten, aber es war erst halb elf, die meisten von ihnen lagen noch im Bett. Einige Gesichter spähten in den Flur, als Mumm zur Treppe eilte und seinen Weg nach oben fortsetzte, langsamer und seiner Zukunft weniger sicher. Im obersten Stock zögerte er. Er war schon einmal hier gewesen… Ja, dort stand eine Tür einen Spaltbreit offen, gewährte Blick auf Mopp und Eimer, was darauf hindeutete, dass es sich um das Zimmer des Hausmeisters handelte.
    Und ganz hinten führte eine Leiter aufs Dach.
    Mumm spannte vorsichtig die Armbrust.
    Carcer verfügte also ebenfalls über eine Armbrust der Wache. Es waren gute, klassische Ein-Schuss-Modelle, doch es dauerte eine Weile, sie erneut zu laden. Wenn Carcer auf Mumm schoss, ohne zu treffen, so hatte er damit eine Chance vertan. Eine zweite würde er kaum bekommen.
    Mumm kletterte die Leiter hoch, und das Lied fiel ihm wieder ein.
    »Sie fliegen mit den
Füßen
nach oben, mit den
Füßen,
mit den
Füßen
…«, hauchte er.
    Er verharrte dicht unter dem Rand der offenen Dachklappe. Carcer fiel bestimmt nicht auf den alten Helm-am-Stock-Trick herein, nicht mit nur einem Schuss. Es blieb Mumm also nichts anderes übrig, als ein Risiko einzugehen.
    Er hob den Kopf, drehte ihn schnell und duckte sich wieder, um eine Sekunde später durch die Öffnung zu hechten. Er rollte sich ab, kam halb hoch und stellte fest: Er lebte noch. Es war niemand in der Nähe.
    Neben ihm neigte sich ein Giebeldach nach oben. Mumm schlich los, duckte sich neben einen Schornstein, in dem Holzsplitter steckten, und blickte zum Turm.
    Der Himmel darüber war blauschwarz. Unwetter gewannen viel Persönlichkeit, wenn sie über die weite Ebene zogen, und dieses wirkte wie ein Champion. Doch helles Sonnenlicht fiel auf den Kunstturm, und ganz oben flackerten die kleinen Punkte von Knuddels verzweifelten Signalen.
    O…O…O
    Wächter in Schwierigkeiten. Einem Bruder droht Gefahr.
    Mumm wandte sich um. Niemand näherte sich ihm. Vorsichtig schob er sich um den Schornstein herum, und dort war Carcer. Er steckte zwischen zwei anderen Schornsteinen, für alle verborgen – nur Mumm und Knuddel auf dem Kunstturm konnten ihn sehen.
    Carcer zielte.
    Mumm drehte den Kopf und hielt nach dem Ziel Ausschau.
    Etwa fünfzig Meter entfernt kletterte Karotte übers Dach des Forschungstrakts für hochenergetische Magie.
    Der verdammte Narr hatte es noch nie gut verstanden, sich zu verstecken. Oh, er duckte sich und kroch, aber dadurch wirkte er irgendwie noch auffälliger. Er beherrschte nicht die Kunst, sich unsichtbar zu
denken.
Dort war er nun und stapfte durch das Chaos auf dem Dach, ebenso deutlich zu sehen wie eine große Ente in einer kleinen Badewanne. Und er hatte sich ohne Unterstützung aufs Dach begeben.
    Narr…
    Carcer zielte sorgfältig. Auf dem Dach des Forschungstrakts lagen alte Ausrüstungsgegenstände aller Art durcheinander, und Karotte befand sich nun hinter der erhöhten Plattform mit den so genannten »Zaubererkugeln« – sie leiteten überschüssige Magie ab, wenn bei Experimenten weiter unten etwas schief ging, was recht häufig geschah. Hinter der Plattform bot Karotte kein besonders gutes Ziel.
    Mumm hob seine Armbrust.
    Donner… rollte. Es klang nach einem gewaltigen Eisenwürfel, der über die Treppe der Götter rollte, ein knisterndes, grollendes Krachen, das den Himmel zerriss und die Gebäude der Stadt erzittern ließ.
    Carcer sah auf und bemerkte Mumm.
     
    »Was machsn da, Kumpel?«
    Knuddel wich nicht von dem Fernrohr zurück. Selbst eine Brechstange hätte ihn jetzt nicht davon trennen können.
    »Haltet die Klappe, ihr blöden Raben!«, brummte er.
    Beide Männer hatten geschossen und das Ziel verfehlt, weil sie bestrebt gewesen waren, gleichzeitig zu schießen und in Deckung zu gehen.
    Etwas Hartes klopfte an Knuddels Schulter.
    »Was isn
los
da unten, Kumpel?«, erklang eine beharrliche Stimme.
    Knuddel drehte den Kopf. Mehr als zehn verwahrloste Raben standen hinter

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