Die Nachtwächter
versucht«, sagte Mumm. Die Dinge entwickelten sich in die falsche Richtung. Er spürte es.
»Wer, ich? Oh, ich bleibe hier stehen, haha.«
Und da war es. Das verdammte Lachen, das sich dem verdammten Grinsen hinzugesellte. Es war nie weit entfernt, und »Haha« wurde ihm nicht wirklich gerecht. Es war eher eine besondere Modulation der Stimme, ein aufreizend herablassendes Glucksen, das verkündete: Dies ist alles sehr
lustig,
und du hast den Witz nicht verstanden.
Leider konnte man niemanden nur wegen eines ärgerlichen Lachens erschießen. Und er blieb tatsächlich stehen. Wenn er zu fliehen versuchte… dann war es gerechtfertigt, auf ihn zu schießen. Zugegeben, der Schütze hieß in diesem Fall Detritus, und rein
theoretisch
war es möglich, dass er mit seiner Waffe nur Verletzungen zufügte, aber wahrscheinlich würden sich die Verletzten im nächsten Gebäude wiederfinden.
Carcer wartete einfach und beleidigte die Welt durch seine Existenz.
Und dann trat er plötzlich auf den unteren Hang der Bibliothekskuppel. Die Glasflächen, zumindest diejenigen, die den Hagel überstanden hatten, knarrten im eisernen Gerüst.
»Bleib stehen!«, befahl Mumm. »Komm da runter!«
»
Wohin
könnte ich schon gehen?«, fragte Carcer und lächelte. »Ich warte nur darauf, dass du mich verhaftest. He, von hier aus kann ich dein Haus sehen!«
Was ist unter der Kuppel?, fragte sich Mumm. Wie weit reichen die Bücherregale nach oben? Es gibt mehrere Etagen in der Bibliothek. Wie Galerien. Vom Erdgeschoss kann man bis zur Kuppel emporsehen. Könnte man vom Rand der Kuppel auf eine Galerie springen?
Es wäre riskant, aber wenn einem keine andere Wahl blieb… Vorsichtig näherte er sich dem Kuppelrand. Carcer kletterte ein wenig höher.
»Ich warne dich, Carcer…«
»Nur ein bisschen Spaß, Herr Gnaden, haha! Man kann niemandem vorwerfen, seine letzten Minuten in Freiheit genießen zu wollen.«
Von hier aus kann ich dein Haus sehen…
Mumm trat auf die Kuppel. Carcer juchzte.
»Ausgezeichnet, Euer Mumm!«, sagte er und kletterte zur höchsten Stelle.
»Mach dich nicht über mich lustig, Carcer. Das wird dir schlecht bekommen.«
»Noch schlechter als das, was mich ohnehin erwartet?« Carcer sah durch eine zerbrochene Scheibe nach unten. »Ziemlich tief, Herr Mumm. Ich schätze, wenn man aus dieser Höhe fällt, ist man sofort tot. Was meinst du?«
Mumm sah nach unten, und Carcer sprang.
Es lief nicht so, wie er es sich erhoffte. Mumm hatte so etwas erwartet. Nach einem komplizierten Moment lag Carcer auf dem eisernen Gerüst, den einen Arm unter sich, den anderen ausgestreckt – Mumm schlug ihn immer wieder gegen das Metall, bis sich das Messer aus der Hand löste und wegrutschte.
»Bei den Göttern, für wie blöd hältst du mich?«, knurrte Mumm. »Du wirfst nur dann ein Messer weg, wenn du noch eins hast, Carcer.«
Mumms Gesicht war ihm jetzt nahe genug, um in die Augen über dem munteren Grinsen zu blicken und zu sehen, wie die Dämonen winkten.
»Du tust mir weh, und das ist nicht erlaubt!«
»Oh, ich möchte nicht, dass dir etwas zustößt, Carcer«, sagte Mumm. »Ich möchte dich vor dem Patrizier sehen und hören, wie du
einmal
etwas zugibst. Ich möchte sehen, wie das verdammte Grinsen aus deinem Gesicht verschwindet. Feldwebel Detritus!«
»Härr!«, rief der Troll vom anderen Dach.
»Gib ein Signal. Weitere Wächter sollen hierher kommen. Ich bleibe mit Carcer hier oben und sorge dafür, dass er keine Zicken macht.«
»In Ordnung, Herr.« Wieder klapperten bedauernswerte Dachziegel, und der Troll verschwand.
»Du hättest Hauptmann Karotte nicht fortschicken sollen«, brummte Carcer. »Es gefällt ihm nicht, Wächter zu sehen, die unschuldige Zivilisten schikanieren…«
»Es stimmt schon, dass er die Feinheiten des tatsächlichen Polizeiwesens noch lernen muss«, sagte Mumm und hielt Carcer weiter fest. »Außerdem tue ich dir nicht weh, sondern beschütze dich. Ich bewahre dich davor, in die Tiefe zu stürzen.«
Erneut donnerte es. Der Himmel war nicht einfach nur schwarz, sondern auch mit rosaroten und purpurnen Flecken gesprenkelt, die wie Quetschungen aussahen. Mumm sah, dass sich die Wolken wie Schlangen in einem Sack bewegten, während es unentwegt grollte. Er fragte sich, ob die Zauberer mit dem Wetter herumgespielt hatten.
Plötzlich geschah etwas mit der Luft. Sie roch nach verbranntem Metall und Feuerstein. Der Wetterhahn am höchsten Punkt der Kuppel begann sich zu drehen.
»Ich
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