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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ihm und sahen aus wie alte Männer in schlecht sitzenden schwarzen Mänteln. Sie waren die besonderen Vögel des Kunstturms. Über Hunderte von Generationen hatten sie in einer Umgebung mit hoher magischer Strahlung gelebt, was die schon von Natur aus recht intelligenten Tiere noch intelligenter werden ließ. Allerdings wurden sie nie in dem Sinne gescheit. Die Intelligenz dieser Raben war eher eine beharrliche Dummheit, durchaus angemessen für Geschöpfe, für die das aufregende Panorama der Stadt tief unten eine Art Fernsehen darstellte.
    »Haut
ab
!«, rief Knuddel und wandte sich wieder dem Fernrohr zu. Er sah Carcer laufen, und Mumm folgte ihm,
und dann kam der Hagel

    Er machte die Welt weiß. Er hämmerte auf das Dach des Kunstturms und ließ Knuddels Helm dröhnen. Hagelkörner so groß wie sein Kopf prallten vom Gestein ab und trafen ihn von unten. Er fluchte, schirmte sich das Gesicht mit den Armen ab und wurde andauernd von Splittern getroffen – jeder von ihnen stellte eine Zukunft voller Schmerzen in Aussicht –, als er über das rollende Eis glitt. Er gelangte zu einem efeuverhangenen Bogen zwischen zwei Türmchen, wo der Reiher Zuflucht gesucht hatte, und dort ging er in Deckung. Zwar trafen ihn auch hier umherfliegende Bruchstücke von Hagelkörnern, aber wenigstens konnte er sehen und atmen.
    Ein Schnabel stieß hart gegen seinen Rücken.
    »Was passiert’n jetzt, Kumpel?«
     
    Carcer landete schwer auf dem Bogen zwischen dem Studentenhaus und den Hauptgebäuden, verlor auf den Ziegeln fast das Gleichgewicht und zögerte. Der Armbrustbolzen eines Wächters weiter unten streifte sein Bein.
    Mumm ließ sich hinter Carcer auf den Bogen fallen, als der Hagel begann.
    Die beiden Männer fluchten und rutschten, als einer dem anderen über den Bogen folgte. Carcer erreichte eine Efeuranke, die zum Dach der Bibliothek führte, und sofort kletterte er daran empor. Eis brach unter ihm.
    Mumm griff nach dem Efeu, als Carcer auf dem flachen Dach verschwand. Er drehte den Kopf, als er ein Krachen hinter sich hörte, und sah Karotte, der versuchte, sich über die Mauer des Forschungstrakts zu nähern. Der Hagel umgab ihn mit einem Schein aus Eissplittern.
    »Bleib dort!«, rief Mumm.
    Karottes Antwort verlor sich im Prasseln.
    Mumm winkte und griff nach dem Efeu, als sein Fuß rutschte. »Bleib da!«, schrie er. »Das ist ein
Befehl
! Komm nicht näher!« Dann zog er sich am nassen, kalten Efeu hoch.
    Der Wind ließ nach, und letzte Hagelkörner prallten vom Dach. Mumm verharrte dicht unter dem Rand des Daches, suchte mit den Füßen in dem Gewirr aus alten, verschlungenen Stängeln nach Halt, griff dann nach oben und nahm seine ganze Kraft zusammen. Von einem Augenblick zum anderen zog und stieß er sich hoch. Die linke Hand war bereit, griff nach dem Stiefel, der auf ihn zuschwang, drückte ihn nach oben, was Carcer aus dem Gleichgewicht brachte. Er fiel nach hinten und versuchte sofort, wieder aufzustehen. Mumm zog sich ganz aufs Dach, trat vor und rutschte aus. Carcer und er bemühten sich, erneut auf die Beine zu kommen, und fielen dann einmal mehr.
    Im Liegen trat Carcer nach Mumms Schulter, wodurch sie in entgegengesetzte Richtungen auseinander rutschten. Dann drehte er sich und kroch auf allen vieren zur großen Kuppel der Bibliothek, die aus Glas und Metall bestand. Er griff nach einer rostigen Einfassung, zog sich hoch und holte ein Messer hervor.
    »Komm und hol mich«, sagte er. Wieder grollte Donner.
    »Das muss ich nicht«, erwiderte Mumm. »Es genügt, wenn ich warte.« Bis ich wieder zu Atem gekommen bin, dachte er.
    »Warum hast du es auf mich abgesehen? Was soll ich getan haben?«
    »Ein paar Morde«, erwiderte Mumm. »Fällt dir dazu etwas ein?«
    Hätte verletzte Unschuld Geld gebracht, wäre Carcers Gesicht ein Vermögen wert gewesen. »Ich weiß überhaupt nichts von…«
    »Mir machst du nichts vor, Carcer. Spar dir die Mühe.«
    »Willst du mich lebend schnappen, Euer Gnaden?«
    »Eigentlich nicht. Aber manche Leute mögen es nicht, wenn zu viel Blut fließt.«
    Auf der linken Seite klapperten Ziegel, und es pochte dumpf, als eine riesige Belagerungsarmbrust auf den Rand eines nahen Daches gestützt wurde. Dahinter stieg Detritus’ Kopf auf.
    »Entschuldige bitte, Herr Mumm. Es war schwer, in all dem Hagel zu klettern. Tritt einfach zurück.«
    »Du willst den Burschen auf mich
schießen
lassen?« Carcer warf das Messer weg. »Auf einen unbewaffneten Mann?«
    »Der zu fliehen

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