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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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»Erinnerst du dich an die Jugendbande, die sich ›Steinklopfer‹ nennt?«
    »Was ist damit?«
    »Sie hat gerade ihren ersten Troll aufgenommen.«
    »Wie bitte? Ich dachte, die Burschen hätten es sich zum Ziel gesetzt, Trolle zu verprügeln! Das ist doch der
Sinn
der ganzen Sache!«
    »Offenbar findet der junge Kalzit ebenfalls Gefallen daran, Trolle zu verdreschen.«
    »Und das ist gut?«
    »Ich schätze, in gewisser Weise ist es ein Schritt nach vorn, Herr.«
    »Vereint im Hass, meinst du?«
    »Ich denke schon, Herr«, sagte Karotte. Er blätterte vor und zurück. »Was habe ich sonst noch? O ja, das Patrouillenboot ist erneut gesunken…«
    Was habe ich falsch gemacht?, dachte Mumm, als die Litanei weiterging. Früher einmal bin ich Polizist gewesen. Ein richtiger Polizist. Ich habe Verbrecher verfolgt. Ich war ein Jäger. Ich war das, was ich am besten konnte. Allein das Gefühl der Straße unter den Stiefelsohlen verriet mir, wo in der Stadt ich mich befand. Und was ist aus mir geworden? Ein Herzog! Kommandeur der Wache! Ein Politiker! Ich muss wissen, wer Tausende von Meilen entfernt gegen wen kämpft, nur für den Fall, dass es deshalb hier bei uns Unruhen gibt!
    Wann bin ich zum letzten Mal auf Streife gegangen? Letzte Woche? Vor einem Monat? Und es ist nie eine richtige Streife, weil die Feldwebel allen mitteilen, dass ich unterwegs bin, und jeder verdammte Obergefreite hat seinen Brustharnisch auf Hochglanz poliert und sich rasiert, wenn ich eintreffe, selbst wenn ich durch die Seitenstraßen schleiche (und zumindest dieser Gedanke machte ihn ein wenig stolz, denn es bedeutete, dass die Feldwebel der Wache nicht
dumm
waren). Ich stehe nicht mehr die ganze Nacht im Regen. Ich kämpfe nicht mehr mit irgendeinem Halunken im Rinnstein um mein Leben. Ich laufe nicht mehr, sondern schlendere nur. All das hat man mir genommen. Und wofür?
    Bequemlichkeit, Einfluss, Geld, eine wundervolle Ehefrau…
    …äh…
    Nun, das war eine
gute
Sache,
natürlich,
aber… trotzdem…
    Verdammt. Aber ich bin kein Polizist mehr. Heute bin ich ein… ein Verwalter. Ich muss mit dem verfluchten Komitee reden, als bestünde es aus Kindern. Ich besuche Empfänge und trage eine verdammte Spielzeugrüstung. Es ist alles Politik und Papierkram. Es ist alles
zu groß.
    Wo sind die Tage geblieben, an denen alles so einfach war?
    Dahingewelkt wie der Flieder, dachte Mumm. Sie betraten den Palast und gingen die Treppe hinauf zum Rechteckigen Büro.
    Der Patrizier von Ankh-Morpork stand am Fenster und sah nach draußen, als sie eintraten. Sonst hielt sich niemand im Zimmer auf.
    »Ah, Mumm«, sagte er, ohne sich umzudrehen. »Ich habe damit gerechnet, dass du dich verspätest. Unter den besonderen Umständen hielt ich es für besser, die Mitglieder des Komitees fortzuschicken. Sie bedauerten es ebenso wie ich, von Starkimarms Tod zu hören. Zweifellos hast du den offiziellen Brief geschrieben.«
    Mumm warf Karotte einen fragenden Blick zu. Der Hauptmann rollte mit den Augen, hob und senkte die Schultern. Vetinari fand Dinge
sehr
schnell heraus.
    »Ja, das stimmt«, bestätigte Mumm.
    »Und noch dazu an einem so schönen Tag wie heute«, sagte Vetinari. »Allerdings ist ein Gewitter hierher unterwegs, wie ich sehe.« Er drehte sich um. Eine Fliederblüte zierte seine Jacke.
    »Geht es Lady Sybil gut?«, fragte er und setzte sich.
    »Das weißt du vermutlich besser als ich«, erwiderte Mumm.
    »Gewisse Dinge brauchen Zeit«, sagte Vetinari glatt und rückte die Papiere auf seinem Schreibtisch zurecht. »Mal sehen, mal sehen… Es gab da noch einige kleine Angelegenheiten, um die ich mich kümmern wollte… Ah, der übliche Brief von unseren religiösen Freunden im Tempel der Geringen Götter.« Er zog ihn aus dem Stapel und legte ihn beiseite. »Ich glaube, ich werde den neuen Dekan zum Tee einladen und ihm die Angelegenheit erklären. Nun, abgesehen davon… Ah, ja, die politische Situation in… Ja?«
    Die Tür öffnete sich. Drumknott, der Sekretär des Patriziers, kam herein.
    »Eine Nachricht für Seine Gnaden«, sagte er, reichte sie aber Lord Vetinari. Der Patrizier schob sie sehr höflich über den Schreibtisch, und Mumm entfaltete den Zettel.
    »Eine Semaphor-Nachricht!«, entfuhr es ihm. »Wir haben Carcer in der Neuen Aula in die Enge getrieben! Ich muss sofort dorthin!«
    »Wie aufregend«, sagte Lord Vetinari und stand ruckartig auf. »Der Ruf zur Jagd. Aber ist es notwendig, dass du dich persönlich darum kümmerst, Euer

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