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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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halte dich nicht für blöd, Herr Mumm…«
    »Was?«, fragte Mumm und sah nach unten. Carcer lächelte fröhlich.
    »Ich sagte, ich halte dich nicht für dumm, Herr Mumm. Ich wusste, dass ein schlauer Polizist wie du damit rechnet, dass ich zwei Messer habe.«
    »Ja, genau«, sagte Mumm. Er spürte, wie sich seine Haare aufrichteten und versuchten, auf ihrer Spitze zu stehen. Kleine blaue Raupen aus Licht knisterten über das eiserne Gerüst der Kuppel und über seine Rüstung.
    »Herr Mumm?«
    »Was ist?«,
fragte er scharf. Rauch stieg vom Lager des Wetterhahns auf.
    »Ich habe drei Messer, Herr Mumm«, sagte Carcer und hob den Arm.
    Dann kam der Blitz.
     
    Fenster explodierten, und eiserne Regenrinnen schmolzen. Dächer sprangen nach oben und krachten zurück. Gebäude erbebten.
    Dieses Gewitter war über die Ebene gekommen und hatte die natürliche Hintergrundmagie vor sich her geschoben. Jetzt lud es sie auf einmal ab.
    Nachher hieß es, dass der Blitz den Laden eines Uhrmachers in der Straße Schlauer Kunsthandwerker traf, so dass alle Uhren stehen blieben. Das war noch gar nichts. In der Bäckerstraße wurden ein Mann und eine Frau, die sich überhaupt nicht kannten, elektrisch angezogen und mussten nach zwei Tagen anstandshalber heiraten. In der Assassinengilde entwickelte der Waffenmeister plötzlich eine Anziehungskraft für Metall, mit fatalen Folgen, da er sich zum betreffenden Zeitpunkt in der Rüstkammer aufhielt. Eier brieten in ihren Körben, Apfel rösteten in den Regalen der Obsthändler. Kerzen entzündeten sich selbst. Wagenräder barsten auseinander. Die aus Zinn bestehende Badewanne des Erzkanzlers der Unsichtbaren Universität löste sich vom Boden, zischte durchs Arbeitszimmer, flog vom Balkon und landete einige Stockwerke tiefer auf dem achteckigen Rasen, ohne mehr als eine Tasse voll Seifenwasser zu verschütten.
    Erzkanzler Mustrum Ridcully erstarrte mit der Scheuerbürste auf seinem Rücken und blickte sich um.
    Dachziegel fielen zu Boden. Das Wasser im nahen Zierteich kochte.
    Ridcully duckte sich, als ein ausgestopfter Dachs, dessen Herkunft nie festgestellt werden konnte, über den Rasen flog und eine Fensterscheibe zertrümmerte.
    Er zuckte zusammen, als ihn ein kurzer, unerklärlicher Schauer aus Zahnrädern traf, die um ihn herum zu Boden prasselten.
    Er hob die Brauen, als sechs Wächter über den achteckigen Platz stürmten und die Treppe der Bibliothek hinaufeilten.
    Dann griff der Erzkanzler nach den Seiten der Badewanne und stand auf. Schäumendes Wasser strömte an ihm herab, so wie an einem uralten Leviathan, der aus den Tiefen des Meeres emporstieg.
    »Stibbons!«, donnerte er, und seine Stimme hallte von den imposanten Mauern wider. »Wo zum ist mein
Hut

    Er setzte sich und wartete.
    Einige Minuten war es still, und dann kam Ponder Stibbons, Leiter der Abteilung für unratsame angewandte Magie, durch die Tür und lief mit Ridcullys spitzem Hut über den Rasen.
    Der Erzkanzler nahm ihn entgegen und rammte ihn sich auf den Kopf.
    »Na schön«, sagte er und stand erneut auf. »Würdest mir jetzt erklären hier vorgeht? Und schlägt der Alte Tom?«
    »Magie hat entladen, Herr! Ich jemanden, um den Mechanismus blockieren!«, rief Ponder, um sich in der Geräusche zerstörenden Stille verständlich zu machen. 3
    Vom großen Uhrturm kam ein kratzendes metallisches Geräusch. Ponder und Ridcully warteten einige Momente, aber der Lärm der Stadt blieb normal, darunter das Krachen einstürzender Mauern und ferne Schreie.
    »Na schön«, sagte Ridcully so, als müsste er der Welt zugestehen, dass sie sich zumindest Mühe gab. »Was hatte das alles zu bedeuten, Stibbons? Und warum sind Polizisten in der Bibliothek?«
    »Ein magisches Gewitter, Herr. Mehrere tausend Gigathaum. Und ich glaube, die Wächter verfolgen einen Verbrecher.«
    »Sie können nicht einfach in die Bibliothek laufen, ohne zu fragen«, sagte Ridcully, stieg aus der Wanne und trat vor. »Ich meine, wozu bezahlen wir unsere Steuern?«
    »Äh, eigentlich bezahlen wir gar keine Steuern, Herr«, erwiderte Ponder und lief dem Erzkanzler hinterher. »Wir versprechen, Steuern zu zahlen, wenn uns die Stadt darum bittet, vorausgesetzt, die Stadt verspricht, nie mit einer solchen Bitte an uns heranzutreten, Herr. Wir leisten eine freiwillige…«
    »Nun, zumindest haben wir eine
Vereinbarung,
Stibbons.«
    »Ja, Herr. Darf ich darauf hinweisen…«
    »Und das bedeutet, die Wächter müssen um
Erlaubnis
bitten. Der

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