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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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elementare Anstand muss gewahrt bleiben«, sagte Ridcully fest. »Und ich bin der Rektor dieser Universität!«
    »Da wir gerade beim Anstand sind, Herr, du bist nicht…«
    Ridcully trat durch die offene Tür der Bibliothek.
    »Was geht hier vor?«, fragte er.
    Die Wächter drehten sich um und starrten ihn an. Ein großer Schaumklecks, der bisher erstklassige Dienste bei der Wahrung elementaren Anstands geleistet hatte, glitt langsam zu Boden.
    »Nun?«, kam es scharf von Ridcullys Lippen. »Habt ihr noch nie einen Zauberer gesehen?«
    Ein Wächter nahm Haltung an und salutierte. »Hauptmann Karotte, Herr. Wir, äh, haben nie
so viel
von einem Zauberer gesehen, Herr.«
    Ridcully bedachte ihn mit dem verwunderten Blick, der sonst Leuten vorbehalten blieb, die schwer von Begriff waren.
    »Wovon redet er da, Stibbons?«, fragte er aus dem Mundwinkel.
    »Du, äh, bist nicht angemessen gekleidet, Herr.«
    »Was? Ich habe doch den Hut auf.«
    »Ja, Herr…«
    »Hut = Zauberer, Zauberer = Hut. Alles andere ist Firlefanz. Außerdem bin ich sicher, dass wir alle Männer von Welt sind«, fügte Ridcully hinzu und sah sich um. Zum ersten Mal nahm er die anwesenden Wächter genau wahr. »Und Zwerge von Welt… äh… und Trolle von Welt, wie ich sehe… und… auch Frauen von Welt… äh…« Der Erzkanzler schwieg kurz und fragte dann: »Stibbons?«
    »Ja, Herr?«
    »Wärst du so nett, mir meinen Mantel zu holen?«
    »Natürlich, Herr.«
    »Und leih mir unterdessen
deinen
Hut…«
    »Du hast bereits einen Hut auf dem Kopf«, erwiderte Ponder.
    »In der Tat, da hast du völlig Recht«, sagte Ridcully langsam durch ein starres Grinsen. »Und jetzt, Stibbons, möchte ich, dass
du
mir
deinen
Hut leihst, und zwar jetzt
sofort,
bitte.«
    »Oh«, sagte Ponder. »Äh… ja…«
    Einige Minuten später stand ein sehr sauberer, anständiger und angezogener Erzkanzler in der genauen Mitte der Bibliothek und blickte zur beschädigten Kuppel empor. Neben ihm sah Ponder Stibbons missmutig auf einige magische Instrumente. Aus irgendeinem Grund hatte er beschlossen, seinen Kopf unbedeckt zu lassen, obwohl er seinen Hut zurückbekommen hatte.
    »Überhaupt nichts?«, fragte Ridcully:
    »Ugh«, sagte der Bibliothekar. 4
    »Du hast überall gesucht?«
    »Er kann in dieser Bibliothek nicht
überall
suchen, Herr«, sagte Ponder. »Dazu wäre mehr Zeit erforderlich, als überhaupt existiert. Aber er hat alle weltlichen Regale abgesucht. Äh.«
    Karotte sah Ponder an. »Könntest du bitte erklären, was das ›Äh‹ bedeutet?«
    »Du weißt doch, dass wir uns hier in einer magischen Bibliothek befinden. Selbst unter normalen Umständen gibt es über den Büchern einen Bereich mit hohem magischen Potenzial.«
    »Ich
bin
schon einmal hier gewesen«, sagte Karotte.
    »Dann weißt du auch, dass die Zeit in Bibliotheken… flexibler ist?«, fragte Ponder. »Mit der zusätzlichen Energie des Gewitters könnte es möglich sein…«
    »Willst du vielleicht andeuten, dass er in der Zeit versetzt wurde?«, fragte der Wächter.
    Ponder war beeindruckt. Er war nicht in dem Glauben aufgewachsen, dass sich Wächter durch Klugheit auszeichneten. Er achtete darauf, sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen.
    »Wenn es nur so einfach wäre«, erwiderte er. »Der Blitz scheint dem Vorgang eine zufällige laterale Komponente hinzugefügt zu haben…«
    »Eine was?«, fragte Ridcully.
    »Du meinst, er wurde in Zeit
und
Raum versetzt?«, erkundigte sich Karotte. Ponder war fassungslos. Nichtzauberer sollten auf keinen Fall so schnell verstehen können.
    »Nicht in
dem
Sinne«, erwiderte er und gab auf. »Ich muss das noch genauer untersuchen, Erzkanzler. Einige der ermittelten Werte können unmöglich stimmen.«
     
    Mumm wusste, dass er wach war. Er erinnerte sich an Dunkelheit und Regen und einen schrecklichen Schmerz im Gesicht.
    Er entsann sich auch an einen anderen Schmerz, im Nacken, an das Gefühl, hierhin und dorthin gezerrt zu werden.
    Jetzt gab es Licht.
    Mumm sah es durch die geschlossenen Lider. Beziehungsweise durch das geschlossene linke Lid. Die rechte Gesichtshälfte schien allein aus Pein zu bestehen. Er hielt das Auge geschlossen und konzentrierte sich auf seine Ohren.
    Jemand ging umher. Metall klickte. Die Stimme einer Frau erklang. »Er ist wach.«
    »Bist du sicher?«, fragte ein Mann. »Woher willst du das wissen?«
    »Ich habe gelernt zu erkennen, ob ein Mann schläft oder nicht«, sagte die Frau.
    Mumm öffnete das linke Auge und

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