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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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aber nicht gegen den Strom schwimmen«, sagte Schnapper.
    »Ich möchte Solidarität zeigen«, meinte Reg.
    »Oberfeldwebel, ich bin’s, Oberfeldwebel!«, rief Nobby und winkte.
    Eine feste, befehlsgewohnte Stimme, dachte Mumm. Es ist erstaunlich, in welche Schwierigkeiten sie einen bringen kann. Es befanden sich etwa dreißig Personen im Laden, und Mumm kannte nicht einmal die Hälfte von ihnen.
    »Kann ich jemandem von euch helfen?«, erklang eine gereizte Stimme hinter ihm. Mumm drehte sich um und sah eine sehr kleine, fast puppenartige alte Dame, die ganz in Schwarz gekleidet hinter dem Tresen kauerte.
    Er warf einen verzweifelten Blick auf die Regale hinter ihr. Wollstränge lagen dann.
    »Äh, nein, ich glaube nicht«, sagte er.
    »Dann erlaubst du mir vielleicht, Frau Suppig weiter zu bedienen? Vier Unzen von der grauen Zweifädigen, Frau Suppig?«
    »Ja, bitte, Wilhelmine!«, tremolierte eine leise, furchterfüllte Stimme irgendwo zwischen den bewaffneten Männern.
    »Wir verschwinden besser von hier«, brummte Mumm. Er wandte sich an die Männer und gestikulierte vage, um sie darauf hinzuweisen, dass sie, wenn möglich, keine alten Damen beunruhigen sollten. »Gibt es einen Hinterausgang?«
    Die Ladenbesitzerin sah aus unschuldigen Augen zu ihm auf. »Es hilft, wenn die Leute etwas kaufen, Oberfeldwebel«, sagte sie bedeutungsvoll.
    »Äh, wir, ähm…« Mumm sah sich um, und plötzlich fiel ihm etwas ein. »Ah, ja… Ich möchte einen Pilz«, sagte er. »Du weißt schon, das Ding aus Holz, um…«
    »Ich weiß genau, was du meinst, Oberfeldwebel. Das macht sechs Cent, danke. Ich freue mich immer, einen Herrn zu sehen, der sich selbst darum kümmert. Vielleicht brauchst du auch noch…«
    »Ich habe es wirklich sehr eilig, bitte!«, drängte Mumm. »Ich muss alle meine Socken stopfen.« Er nickte den Männern zu, die heldenhaft reagierten.
    »Ich ebenfalls…«
    »Meine sind voller Löcher, einfach ekelhaft!«
    »Die Dinger müssen sofort gestopft werden!«
    »Ich bin’s, Oberfeldwebel, Nobby Nobbs, Oberfeldwebel!«
    »Meine könnte man als Fischernetze verwenden!«
    Die Ladenbesitzerin griff nach einem großen Schlüsselring. »Ich glaube, es ist dieser, nein, stimmt nicht, es ist dieser, nein… moment mal… ah ja, dies ist der Richtige…«
    »He, Oberfeldwebel, da sind Männer mit Armbrüsten auf der Straße«, meldete Fred Colon vom Fenster. »Etwa fünfzig!«
    »… nein, dieser muss es sein, meine Güte, nein, er ist für das Vorhängeschloss, das wir früher hatten. Könnte dieser passen? Probieren wir ihn aus…«
    Mit großer Sorgfalt und sehr langsam schloss die Ladenbesitzerin die Hintertür auf.
    Mumm sah hinaus. Der Hinterausgang führte in eine Gasse, gefüllt mit Müll, alten Kisten und dem grässlichen Geruch aller Gassen dieser Art. Niemand schien in der Nähe zu sein.
    »Na schön, alle nach draußen«, sagte er. »Wir brauchen ein bisschen Platz. Wer hat eine Armbrust?«
    »Nur ich, Oberfeldwebel«, sagte Dickins. »Wir haben keine Probleme erwartet.«
    »Eins gegen fünfzig, das sieht übel aus«, sagte Mumm. »Raus hier!«
    »Sind die Burschen hinter uns her, Oberfeldwebel?«
    »Sie haben Wiggel erschossen. Bewegung!«
    Sie eilten durch die Gasse. Als sie an einer breiteren vorbeikamen, hörte Mumm, wie hinter ihnen die Tür des Ladens eingetreten wurde, und ein triumphierender Ruf erscholl:
    »Jetzt habe ich dich, Herzog!«
    Carcer…
    Ein Pfeil prallte von der Wand ab, sauste durch die Gasse und drehte sich dabei.
    Mumm lief nicht zum ersten Mal. Jeder Wächter wusste über diesen Lauf Bescheid. Sie nannten ihn »Hinterhof-Hindernislauf«. Mumm hatte diese Route oft genommen. Er war durch Gassen gestürmt, von Entsetzen beflügelt. Er war von einem hundeverseuchten Hinterhof zum nächsten gesprintet, in Hühnerausläufe gefallen, über Abortdächer gerutscht, immer auf der Suche nach der Sicherheit seiner Kollegen oder, wenn dies vergeblich war, nach einem Ort, an dem er mit dem Rücken zur Wand stehen konnte. Manchmal blieb einem nichts anderes übrig, als zu laufen.
    Und wie eine Herde blieb man instinktiv zusammen. In einer Gruppe aus dreißig Personen war man schwerer zu treffen.
    Zum Glück hatte Dickins die Führung übernommen. Alte Polizisten liefen am besten, weil sie so viel Übung darin hatten. Wie auf dem Schlachtfeld überlebten nur die Schlauen und Schnellen.
    Der alte Feldwebel blieb nicht stehen, als ein Karren am Ende der Gasse auftauchte. Es war ein Eierwagen, der

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