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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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wahr?«, fragte er. »Gehorchst nicht gern, wie?«
    »Sie bekommen ein großes Ingwerbier!«, ertönte eine Stimme, trunken vor böser Wonne.
    Carcer drehte sich um und sah auf den dürren, in Schwarz gekleideten Frettchen hinab. Er wirkte ein wenig mitgenommen, zum Teil deswegen, weil er sich gewehrt hatte, als die Wächter bestrebt gewesen waren, ihn aus seiner Zelle zu holen, vor allem aber deshalb, weil Tottsi und Maffer draußen auf ihn gewartet hatten. Aber man hatte ihn am Leben gelassen. Jemanden wie Frettchen zu Tode zu prügeln… lief auf eine peinliche und demütigende Vergeudung von Fausthieben hinaus.
    Im Gegensatz zu Coates zuckte Frettchen sofort zusammen, als Carcer den Blick auf ihn richtete. Sein ganzer Körper erbebte. »Habe ich dich gefragt, kleiner Miesling?«, knurrte Carcer.
    »Neinherr!«
    »Dann solltest du besser die Klappe halten. Merk dir das! Es könnte dir eines Tages das Leben retten.« Carcer richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Ned. »Na schön, mein Lieber, dies ist der schöne neue Tag, den du dir gewünscht hast. Du hast darum gebeten und ihn bekommen. Wir müssen nur einige Überbleibsel von gestern beseitigen. Auf Befehl von Lord Schnappüber, Kumpel. Und es steht dir nicht zu, warum und wer zu fragen. Und was den jungen Mumm betrifft… Ich halte ihn für einen schneidigen Burschen, der Ankh-Morpork Ehre machen wird, wenn man ihm dabei hilft, schlechten Umgang zu meiden. Klopf hält dich für intelligent. Sag mir, was Keel deiner Ansicht nach unternehmen wird!«
    Ned bedachte ihn mit einem Blick, den Carcer als unangenehm empfand.
    »Er ist ein Verteidiger«, sagte er schließlich. »Vermutlich ist er im Wachhaus. Er wird einige Fallen vorbereiten, seine Leute ausrüsten und auf dich warten.«
    »Ha!«, erwiderte Carcer.
    »Er möchte vermeiden, dass seine Männer zu Schaden kommen«, erklärte Ned.
    »Dann ist dies kein guter Tag für ihn«, sagte Carcer.
     
    Auf halbem Wege die Ankertaugasse hinunter stand eine Barrikade. Sie wirkte nicht sehr beeindruckend, bestand nur aus einigen Türen und ein oder zwei Tischen. Nach den Maßstäben der großen Barrikade, die sich in harmlose Einrichtungsgegenstände zurückverwandelte, existierte sie kaum.
    Carcers Truppe rückte langsam vor, blickte an Gebäuden hinauf und spähte in Gassen. Die Leute auf der Straße flohen, als sie sich näherte. Manche Männer gehen auf eine Weise, die Unheil ankündigt.
    Mumm duckte sich hinter der kleinen Barrikade und sah durch eine Lücke. Unterwegs waren sie einigen Soldaten begegnet und hatten ihnen die Armbrüste abgenommen, aber Carcer schien mindestens fünfzehn zu haben, und seine Gruppe war den Flieder-Verteidigern mindestens zwei zu eins überlegen. Mumm zog in Erwägung, Carcer an Ort und Stelle zu erledigen, wenn ihm keine Wahl blieb. Es war nicht
richtig.
Er wollte, dass die Leute ihn am Galgen baumeln sahen. Er wollte, dass
die Stadt
ihn hinrichtete. Wenn er mit leeren Händen heimkehrte, hatte er das Gefühl, etwas unerledigt zurückzulassen.
    »Du solltest gehen, Reg«, flüsterte Mumm. »Du hast nicht einmal eine Waffe.«
    »Und wenn schon«, erwiderte Reg. »Du hattest Recht, Oberfeldwebel! Die Dinge drehen sich im Kreis! Wir sind die Unaussprechlichen losgeworden, und da sind sie wieder! Was hat es für einen Sinn? Diese Stadt könnte ein großartiger Ort sein, aber
nein,
die Mistkerle landen immer ganz oben! Nichts ändert sich, verdammt! Sie nehmen das Geld der Leute und murksen herum!«
    Carcer blieb zwanzig Meter vor der Barrikade stehen und beobachtete sie aufmerksam.
    »Das ist der Lauf der Welt, Reg«, murmelte Mumm und zählte die Feinde.
    Ein großer Planwagen rollte um die Ecke und schaukelte unter dem Gewicht der Ladung. Hinter Carcers Truppe hielt er an, weil die Straße blockiert war und weil einer der Männer dem Kutscher eine Armbrust an den Kopf hielt.
    »Und jetzt haben die verdammten Mistkerle gewonnen«, stöhnte Reg.
    »So sieht’s aus, Reg«, erwiderte Mumm und versuchte, die Bewegungen von zu vielen Personen gleichzeitig im Auge zu behalten.
    Die Männer schwärmten aus. Sie konnten es sich leisten, immerhin hatten sie mehr Waffen. Mumm durfte nicht zulassen, dass sie hinter die Barrikade kamen.
    Der Mann, der den Kutscher – Herrn Schnapper – angehalten hatte, schenkte ihm kaum Beachtung. Mumm bedauerte es, dass er nicht im Planwagen hockte. Jemand musste den Anfang machen…
    »Möchtet ihr auf jemanden schießen, ihr Mistkerle?«
    Alle starrten

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