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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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vor. »Viele kleine Gassen zweigen davon ab. Die Burschen erwarten bestimmt keinen Hinterhalt und vermuten, das Wachhaus ist unser Ziel. Und dann haben wir sie! Wir lassen dich nicht im Stich, Oberfeldwebel.«
    Mumm seufzte. »Na schön«, sagte er. »Danke. Seid ihr euch einig?«
    Kurzer Jubel erscholl.
    »Ich halte keine Rede«, fügte Mumm hinzu. »Dies ist nicht der geeignete Zeitpunkt. Nur dies sage ich: Wenn wir nicht gewinnen, wenn wir sie nicht alle erwischen… Wir müssen ihnen das Handwerk legen. Andernfalls… sieht es übel aus für die Stadt. Sehr übel.«
    »Ja«, warf Dickins mit Nachdruck ein. »Es gab eine
Amnestie

    »Aber…«, begann einer der Soldaten. »Die meisten von euch kenne ich gar nicht. Wenn es zum Nahkampf kommt, sollten wir wissen, wer auf unserer Seite ist…«
    »Stimmt, hnah«, pflichtete ihm Schnauzi bei. »Ich meine, einige der Verfolger waren
Wächter

    Mumm hob den Blick. Die breite Gasse vor ihnen, Tölpelpflaster genannt, reichte bis zur Ankertaugasse. Gärten säumten sie, und violette Blüten hingen an den Büschen.
    Die Morgenluft roch nach Flieder.
    »Ich erinnere mich an eine Schlacht«, sagte Dickins und sah an einem großen Busch empor. »Vor langer Zeit. Ein bunt zusammengewürfelter Haufen aus einzelnen Gruppen, alle mit Schlamm bedeckt, versteckte sich in einem Karottenfeld. Als Erkennungszeichen befestigte jeder von ihnen eine Karotte an seinem Helm, damit sie Freund und Feind voneinander unterscheiden konnten und später einen nahrhaften Bissen hatten, was auf einem Schlachtfeld nie zu verachten ist.«
    »Ja, und?«, fragte Schnapper.
    »Wie war’s mit Fliederblüten?« Dickins streckte die Hand aus und zog einen Zweig herunter. »Sie geben einen prächtigen Helmbusch ab, auch wenn man sie nicht essen kann…«
    Und jetzt geht die Sache ihrem Ende entgegen, dachte Mumm.
    »Ich glaube, es sind sehr böse Männer!«, kam eine hohe, recht alte und doch sehr entschlossene Stimme aus der Mitte der Gruppe. Eine kleine Hand winkte mit einer Stricknadel.
    »Und ich brauche einen Freiwilligen, der Frau Suppig nach Hause bringt«, sagte Mumm.
     
    Carcer sah über das Tölpelpflaster.
    »Wir brauchen bloß der Eierspur zu folgen«, sagte er. »Vielleicht lädt Keel uns zum Essen ein, wer weiß?«
    Kaum jemand lachte. Viele der Männer, aus denen Carcers Truppe bestand, hatten einen gröberen Sinn für Humor. Carcer hingegen teilte einige von Mumms Eigenschaften, wenn auch ins Gegenteil verdreht. Und gewisse Männer sehen zu jemandem auf, der tapfer genug ist, um wirklich böse zu sein.
    »Müssen wir wegen dieser Sache mit Schwierigkeiten rechnen, Hauptmann?«
    Und natürlich gab es Leute, die einfach nur so mitgekommen waren. Carcer wandte sich Feldwebel Klopf zu, hinter dem Korporal Schrulle stand. Er schätzte sie ebenso ein wie Mumm, begegnete ihnen aber aus der entgegengesetzten Richtung. Man konnte ihnen nicht trauen. Doch sie brachten Keel den nagenden, nervenzerreibenden Hass entgegen, zu dem nur Mittelmäßige fähig sind, und damit ließ sich etwas anfangen.
    »Wie sollen wir denn in
Schwierigkeiten
geraten, Feldwebel?«, erwiderte er. »Wir arbeiten für die
Regierung

    »Keel ist ein verschlagener Teufel, Herr!«, sagte Klopf, als wäre das ein Charakterfehler.
    »Jetzt hört mir mal gut zu«, sagte Carcer. »Diesmal wird die Sache nicht verpfuscht, klar? Ich will Keel lebend, kapiert? Und auch den jungen Mumm. Mit den anderen könnt ihr machen, was ihr wollt.«
    »Warum willst du sie lebend?«, ertönte eine ruhige Stimme hinter Carcer. »Ich dachte, Schnappüber hat ihren Tod angeordnet. Und was hat sich der Junge zu Schulden kommen lassen?«
    Carcer drehte sich um und sah einen Wächter, der erstaunlicherweise keine Unsicherheit zeigte, als er den Blick auf ihn richtete.
    »Wie heißt du?«, fragte er.
    »Coates.«
    »Ned ist derjenige, von dem ich dir erzählt habe«, sagte Klopf und beugte sich über Carcers Schulter. »Keel hat ihn rausgeworfen, nachdem…«
    »Sei still«, sagte Carcer, ohne den Blick von Coates abzuwenden. Es stand weder Furcht noch sonst etwas in den Augen des Mannes. Er starrte einfach nur zurück.
    »Bist du mitgekommen, um dir die Zeit zu vertreiben, Coates?«, fragte Carcer.
    »Nein, Hauptmann. Ich mag Keel nicht. Aber Mummi ist nur ein Junge, der in die Dinge verwickelt worden ist. Was willst du mit ihm anstellen?«
    Carcer beugte sich vor. Coates beugte sich nicht zurück.
    »Du hast zu den Rebellen gehört, nicht

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