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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Zufrieden ist bei ihr. Sie meint, es dauert noch eine Weile.«
    »Ich werde die Küche trotzdem anweisen, genügend heißes Wasser vorzubereiten, Euer Gnaden, nur für den Fall«, sagte Willikins und half Mumm beim Anlegen des vergoldeten Brustharnischs.
    »Ja. Wozu braucht man all das Wasser, was meinst du?«
    »Ich weiß es nicht, Euer Gnaden«, erwiderte Willikins. »Wahrscheinlich ist es besser, nicht danach zu fragen.«
    Mumm nickte. Sybil hatte mit sanftem Nachdruck darauf hingewiesen, dass er bei dieser Angelegenheit nicht gebraucht wurde. Er musste zugeben, dass es ihm eine gewisse Erleichterung bescherte.
    Er reichte Willikins die Fliederblüte. Der Butler nahm sie kommentarlos entgegen und schob sie in ein mit Wasser gefülltes Silberröhrchen, in dem sie stundenlang frisch bleiben würde. Das Röhrchen befestigte er an einem Riemen des Brustharnischs.
    »Die Zeit vergeht, Euer Gnaden«, sagte er und staubte ihn mit einer kleiner Bürste ab.
    Mumm holte seine Uhr hervor. »In der Tat. Auf dem Weg zum Palast mache ich einen Abstecher zum Wachhaus und unterschreibe dort, was unterschrieben werden muss. Ich bin so schnell wie möglich zurück.«
    Willikins bedachte ihn mit einem Blick, in dem für einen Butler ungebührliche Sorge zum Ausdruck kam. »Ich bin sicher, Ihre Ladyschaft wird alles gut überstehen, Euer Gnaden«, sagte er. »Natürlich ist sie nicht, nicht…«
    »… nicht mehr jung«, warf Mumm ein.
    »Nun, sie ist reicher an Jahren als viele andere Primigravidae«, sagte Willikins glatt. »Aber sie ist auch stabil gebaut, wenn du mir diese Bemerkung gestattest, Euer Gnaden, und ihre Familie hat traditionsgemäß kaum Niederkunftsprobleme…«
    »Primi was?«
    »Neue Mütter, Euer Gnaden. Es wäre Ihrer Ladyschaft bestimmt lieber, wenn du irgendwelchen Schurken nachjagst, anstatt Löcher in den Bibliotheksteppich zu treten.«
    »Da hast du vermutlich Recht, Willikins. Äh… Da fällt mir ein: Eine junge Frau schwimmt in der alten Jauchegrube, Willikins.«
    »Sehr wohl, Euer Gnaden. Ich werde sofort den Küchenjungen mit einer Leiter dorthin schicken. Eine Nachricht für die Assassinengilde?«
    »Gute Idee. Die junge Dame braucht ein Bad und saubere Klamotten.«
    »Ich glaube, der Schlauch in der alten Spülküche wäre vielleicht angemessener, Euer Gnaden? Zumindest zu Anfang?«
    »Guter Hinweis. Kümmere dich darum. Ich muss jetzt los.«
     
    Im Hauptbüro des Wachhauses am Pseudopolisplatz rückte Feldwebel Colon geistesabwesend die Fliederblüte zurecht, die er sich wie eine Feder an den Helm gesteckt hatte.
    »Sie werden sehr seltsam, Nobby«, sagte er und blätterte lustlos durch den morgendlichen Papierkram. »Typisch für Polizisten. Mir ging’s ebenso, als ich Kinder hatte. Man wird hart.«
    »Was meinst du mit hart?«, fragte Korporal Nobbs, der vermutlich der beste lebende Beweis dafür war, dass es einen glatten Übergang zwischen Menschen und Tieren gab.
    »Nun…«, sagte Colon und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Es ist wie… Nun, wenn du in unser Alter kommst…« Er sah Nobby an und zögerte. Schon seit einigen Jahren gab Nobby sein Alter mit »wahrscheinlich 34« an; die Familie Nobbs konnte nicht gut zählen.
    »Ich meine, wenn ein Mann ein… gewisses Alter erreicht«, versuchte er es erneut, »weiß er, dass die Welt nie perfekt sein wird. Er gewöhnt sich daran, dass sie ein wenig…«
    »Schmutzig ist?«, vermutete Nobby. Hinter seinem Ohr, wo für gewöhnlich eine Zigarette steckte, zeigte sich eine verwelkende Fliederblüte.
    »Genau«, sagte Colon. »Man begreift, dass die Welt nie perfekt sein wird, und deshalb findet man sich mit ihr ab, klar? Aber wenn ein Kind unterwegs ist… dann sieht ein Mann die Sache plötzlich ganz anders. Er denkt: Mein Kind soll in diesem Durcheinander aufwachsen? Wird Zeit, Ordnung zu schaffen. Wird Zeit, die Welt zu verbessern. Ein Mann, der so etwas denkt, wird… eifrig… schneidig. Wenn der Kommandeur von Starkimarm erfährt, wird’s hier ganz schön rundgehen… Guten Morgen, Herr Mumm!«
    »Habt ihr gerade über mich gesprochen?«, fragte Mumm und schritt an den Wächtern vorbei, als sie Haltung annahmen. Er hatte kein einziges Wort des Gesprächs mitbekommen, doch in Feldwebel Colons Gesicht konnte er lesen wie in einem offenen Buch, und dieses Buch kannte er inzwischen auswendig.
    »Wir haben uns nur gefragt, ob das freudige Ereignis…«, begann Colon und brach ab, als Mumm die Treppe hocheilte, zwei Stufen auf einmal

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