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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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verheiratet?«, fragte Mumm.
    »Nein, Herr. Er wohnte bei seinen Eltern im Neuen Flickschusterweg.«
    Eltern, dachte Mumm. Das machte es noch schlimmer.
    »Hat ihnen jemand Bescheid gegeben?«, fragte er. »Und sag jetzt bloß nicht, dass Nobby die traurige Nachricht überbracht hat. Wir wollen keinen weiteren Unsinn in der Art von ›Ich wette einen Dollar, dass du die Witwe Jackson bist‹.«
    »Ich habe mich auf den Weg gemacht, Herr. Sofort nachdem wir davon erfuhren.«
    »Danke. Wie haben sie es aufgenommen?«
    »Mit… würdigem Ernst, Herr.«
    Mumm stöhnte. Er konnte sich die Gesichter vorstellen.
    »Ich schreibe ihnen den offiziellen Brief«, sagte er und zog die Schreibtischschublade auf. »Jemand soll ihn den Eltern bringen. Und lass ihnen ausrichten, dass ich später vorbeikomme. Dies ist vielleicht nicht der geeignete Zeitpunkt, um…« Nein, Augenblick, es waren Zwerge; sie schämten sich nicht, über Geld zu reden. »Sag ihnen, dass wir uns um die Einzelheiten der Pension kümmern. Er starb im Dienst, was einen Zuschlag bedeutet. Es kommt alles zusammen. Und natürlich steht es ihnen zu.« Er suchte in den Schränken. »Wo ist seine Akte?«
    »Hier.« Karotte reichte sie ihm. »Man erwartet uns um zehn im Palast, Herr. Wachkomitee. Aber bestimmt zeigt man Verständnis«, fügte er hinzu, als er Mumms Gesichtsausdruck sah. »Ich räume Starkimarms Spind aus, Herr, und die Jungs machen bestimmt eine Sammlung, für Blumen und so…«
    Nachdem der Hauptmann gegangen war, starrte Mumm auf ein leeres Blatt Papier hinab. Eine Akte. Er musste eine verdammte Akte bemühen. Aber heutzutage gab es so viele Wächter…
    Eine Sammlung für Blumen. Und für einen Sarg. Man kümmert sich um die eigenen Leute. Das hatte Feldwebel Dickins gesagt, vor langer Zeit…
    Mumm konnte nicht gut mit Worten umgehen, und geschriebene fielen ihm noch schwerer. Er warf einen Blick in die Akte, um sein Gedächtnis aufzufrischen, und dann begann er zu schreiben, gab sich dabei alle Mühe.
    Es waren gute Worte, und sogar die richtigen, mehr oder weniger. Aber die Wahrheit lautete: Starkimarm war einfach nur ein anständiger Zwerg gewesen, den man dafür bezahlt hatte, ein Wächter zu sein. Er hatte sich um eine Stelle bei der Wache beworben, weil dies als eine gute Berufswahl galt. Die Bezahlung war nicht schlecht, es gab eine ordentliche Pension und eine gute medizinische Versorgung, wenn man den Mut aufbrachte, sich von Igor im Keller behandeln zu lassen. Und nach einem Jahr oder so konnte ein in Ankh-Morpork ausgebildeter Wächter die Stadt verlassen und durfte damit rechnen, in der Wache einer anderen Stadt Arbeit zu bekommen und sofort befördert zu werden. Das geschah ständig. Man nannte sie Sammys, selbst in Städten, die nie etwas von Sam Mumm gehört hatten. Darauf war Mumm durchaus stolz. »Sammys«: So nannte man Wächter, die denken konnten, ohne dabei die Lippen zu bewegen, die sich nicht bestechen ließen – besser gesagt, die sich dabei auf Bier und Krapfen beschränkten; das war selbst für Mumm die Schmiere, die alle Räder laufen ließ – und die im Großen und Ganzen vertrauenswürdig waren. Oder die zumindest ein gewisses Vertrauen verdienten.
    Das Geräusch laufender Füße verriet, dass Feldwebel Detritus mit den neuesten Rekruten vom Morgenlauf zurückkehrte. Mumm hörte das Lied, das Detritus ihnen beigebracht hatte. Aus irgendeinem Grund merkte man sofort, dass es von einem Troll stammte.
     
    »Ein dummes Lied jetzt singen wir!
    Während wir marschieren hier!
    Niemand nicht weiß, warum wir es singen!
    Wir nicht können die Worte richtig reimen!«
     
    »Zählt ab!«
    »Eins! Zwei!«
    »Zählt ab!«
    »Viele! Eine Menge!«
    »Zählt ab!«
    »Äh… was?«
     
    Es wurmte Mumm noch immer, dass viele der neuen Wächter, die die kleine Schule in der alten Limonadenfabrik besuchten, den Dienst unmittelbar nach der Probezeit quittierten. Aber das hatte auch seine guten Seiten. Inzwischen waren die Sammys fast bis Überwald verbreitet, und sie alle brachten die Beförderungen vor Ort in Schwung. Es zahlte sich aus, Namen zu kennen und zu wissen, dass man den Namen beigebracht hatte, vor ihm, Mumm, zu salutieren. Bei dem Hin und Her der Politik redeten die jeweiligen Herrscher oft nicht miteinander, aber über die Nachrichtentürme standen die Sammys
ständig
miteinander in Verbindung.
    Mumm merkte, dass er leise die Melodie eines anderen Lieds summte. Eine Melodie, die er schon seit Jahren vergessen hatte. Sie

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